Diese Sitzung des Ortschaftsrates Tennenbronn wird in Erinnerung bleiben. Bei dem turnusmäßig vorgestellten Kosten- und Zeitplan zum Bau der neuen Festhalle kam heraus, dass die aktuell veranschlagten Kosten von 7,1 Millionen Euro realitätsfern sind. Jetzt befürchten die Räte, dass sich der Bau der Halle erneut verschiebt.

Neue Kosten: 13,5 Millionen Euro

Das Architektenbüro Herrmann und Bosch aus Stuttgart hat die aktuelle, vom August 2020 stammende Kalkulation nachgerechnet und festgestellt, dass die Halle so, wie sie derzeit geplant ist, aktuell 13,5 Millionen Euro kosten würde. Zu viel für das Gremium und die Stadtverwaltung, die die Halle jetzt umplanen und deutlich verkleinern müssen, um die Kosten zu senken.

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„Berechnet nach Referenzprojekten und ausgehend vom aktuellen Preisindex würden sich die Kosten nahezu verdoppeln“, so die Aussage von Architekt Gerhard Bosch. Das Architekturbüro wurde erst im vergangenen Jahr ins Boot geholt und hat die Planung und die Kosten der Tennenbronner Turn- und Festhalle unter Einbeziehung von Ingenieuren unter die Lupe genommen.

Daten aus dem Jahr 2017 ...

Zur Berechnung orientierten sich die Architekten an Daten aus dem Jahr 2017. Damals seien die Kapazitäten offenbar für 1000 Personen ausgelegt worden, samt vollwertig ausgestatteter Küche, in der bis zu 1000 Essen gekocht werden können. Für so eine Größe sei wiederum die entsprechende Lüftungsanlage samt benötigtem Technikraum deutlich zu klein dimensioniert worden.

... aber niemand weiß, woher sie stammen

Kurios: Niemand aus der Runde konnte sich erklären, woher diese Zahlen stammen. Offensichtlich ist niemand aus der damaligen Riege der Verantwortlichen für dieses Projekt mehr im Dienst der Stadt Schramberg beschäftigt.

Entsprechend verwundert äußerte sich das Gremium. Es sei nie eine Halle für 1000 Personen und eine derart große Küche vorgesehen gewesen. Ratsmitglied Patrick Fleig ärgerte sich, dass im Vorfeld der Sitzung keine Vorlage erstellt worden sei, um sich auf diese Nachricht vorzubereiten. Dies sei, so Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr, der zu kurzen Zeit geschuldet gewesen, in dem die Information das Rathaus erreichte

Oberbürgermeisterin gerät unter Druck

Bei anderen Ratsmitgliedern machte sich Frust breit. Man habe keine Lust mehr, das Projekt auf Null zu stellen und schon wieder von vorne anzufangen. „Seit 2014 sitze ich im Ortschaftsrat. Und seitdem und schon davor wird der Bau der Halle diskutiert. Was hat das Rathaus Schramberg in den vergangenen zehn Jahren gemacht, Frau Oberbürgermeisterin?“, wollte Felix Broghammer wissen.

Rat vermisst Ernsthaftigkeit

Er vermisse die Ernsthaftigkeit, mit der das Projekt voran getrieben werde. „Wie kann man bei der Planung einen 400 Quadratmeter großen Technikraum vergessen.“ Eisenlohrs Vorgänger sei letztlich an dem Projekt Festhalle gescheitert. Broghammer warf der Oberbürgermeisterin auch mangelnde Kommunikation im Rathaus vor. Es könne nicht sein, dass sich niemand in der Verwaltung erklären könne, woher die Zahlen stammen, mit der das Stuttgarter Architekturbüro arbeite.

Eisenlohr weißt Verantwortung von sich

Die Vorwürfe wies Oberbürgermeisterin Eisenlohr entschieden zurück. „Ich bin nicht gekommen, um zu sagen, dass das Projekt verschoben wird. Die Halle ist wichtig für Tennenbronn.“ Zudem sei sie nicht verantwortlich dafür, was von zehn oder 15 Jahren entschieden worden sei. Dorothee Eisenlohr ist seit 2019 Oberbürgermeisterin der Stadt Schramberg.

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Auch Petra Schmidtmann, erst seit 2021 im Amt als Fachbereichsleiterin für Umwelt und Technik, sagte, dass „das alles vor meiner Zeit war und ich davon ausging, dass das alles ausreichend kommuniziert wurde“.

Ortsvorsteher beschwichtigt

Ortsvorsteher Manfred Moosmann sagte, dass man sich als Ortschaftsrat früher in der Tat „völlig verarscht“ vorgekommen sei, als der Bau der Festhalle Tennenbronn immer und immer wieder verschoben wurde. „Heute habe ich das Gefühl allerdings nicht“, beschwichtigte er die aufgeheizte Stimmung.

Fest stehe, dass die neue Halle kommen muss. „Die alte Halle macht es nicht mehr lange und es wäre ärgerlich, wenn wir hier noch einmal etwas investieren müssen.“ Ohne Halle gehe es in Tennenbronn nicht. „Dann wären wir kulturell obdachlos.“