Ein ehrgeiziges Projekt hat sich der Tierschutzverein Triberg mit Blick auf die nächste Sommersaison auf die Fahnen geschrieben: Die Rehkitz-Rettung vor Tod oder Verstümmelung durch Mäharbeiten.
Rehwild gehört zu den häufigsten Wildarten in unserer Landschaft. Die Muttertiere gebären in der Regel ein bis zwei Kitze ab Ende April bis Anfang Juli. Nach der Geburt werden die kleinen Rehkitze von ihren Müttern zum Schutz vor Prädatoren (Beutegreifern) im hohen Gras abgelegt.
Fluchtinstinkt fehlt in den ersten zwei Wochen
Besonders Wiesen in Waldnähe suchen die Muttertiere bevorzugt auf. Die Ricke sucht die Kitze nur zum Säugen und Reinigen auf, die restliche Zeit liegen sie gut versteckt im hohen Gras. In den ersten beiden Lebenswochen haben die Rehkitze noch keinen Fluchtinstinkt, vielmehr drücken sie sich bei Gefahr flach auf den Boden. Erst ab der dritten Lebenswoche sind sie in der Lage, bei drohender Gefahr aufzustehen und zu flüchten.
Während der ersten Lebenswochen der Rehkitze beginnt aber auch die Mähsaison der Landwirte. Dabei passiert es leider immer wieder, dass die Rehkitze von den Messern der Mähmaschinen grausam verstümmelt oder getötet werden. Mindestens 92 000 Rehkitze sterben jedes Jahr einen qualvollen Tod, wenn moderne Mähmaschinen über Deutschlands Felder rollen, schätzt die deutsche Wildtier-Stiftung.
Späte Mahd hat auch Nachteile
Die erfolgversprechendste Maßnahme zur Vermeidung des Mähtods von Wildtieren ist eine möglichst späte erste Mahd. Ein erster Schnitt ab dem 15. Juni, besser noch ab dem 1. Juli, gewährleiste am ehesten das Überleben von Rehkitzen, Junghasen und Bodenbrütern, wissen die Wildtierspezialisten. Allerdings, so das Gegenargument der Landwirtschaft, sei die Futterqualität bei einem späteren Mahd-Termin deutlich schlechter als bei einem frühen ersten Schnitt.
Finanzielle Unterstützung
Um Ertragseinbußen bei einer wildtierschonenden Mahd auszugleichen, wurden im Rahmen der Agrarpolitik der Europäischen Union (EU) Agrarumweltmaßnahmen eingeführt. Mit diesem Instrument können Landwirte honoriert werden, wenn sie den ersten Schnitt später im Jahr durchführen und das Grünland nicht so oft mähen. Ein größerer Abstand zwischen erster und zweiter Mahd erhöht auch die Chancen für ein Zweitgelege bei Bodenbrütern.
Zudem gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Wiesen vor dem Mähen nach abgelegten Rehkitzen abzusuchen. Dazu zählt beispielsweise das Absuchen mit dem Jagdhund oder das Ablaufen in Form einer Personenkette, was jedoch sehr aufwändig ist.
In den vergangenen Jahren hat sich der Einsatz von Drohnen in Kombination mit einer Wärmebildkamera im Bereich der Rehkitzsuche etabliert. Da die Rehkitze teilweise vom hohen Gras bedeckt sind, ist eine normale Kamera für die Suche nicht ausreichend. Wärmebildkameras erfassen die Wärmezeichnung des Wildkörpers und sind daher für eine erfolgreiche Suche unersetzlich.
Bundesweit gibt es bereits einige wenige Gruppen, die mit dieser Technik das Leben der Kitze retten. Von einem flächendeckenden Netz ist man jedoch noch weit entfernt.
Technik kostet 7000 Euro
Der Tierschutzverein Triberg und Umgebung möchte sich eine solche Drohne anschaffen und damit in der Rehkitzsaison von Ende April bis Anfang Juli auf die Suche gehen. Voraussetzung dafür ist ein ausreichend großes Team von Helfern und natürlich die dringend erforderliche Mitarbeit von Landwirten und Jägern.
Die rund 7000 Euro teure Ausrüstung soll durch Fördermittel des Bundes und durch Spenden finanziert werden.