Es gibt noch viel Diskussionsbedarf bei der Nachnutzung des Hallenbades Aqualino. Das wurde einmal mehr in der Sitzung des Gemeinderates von Unterkirnach am Dienstag, 1. Juli, deutlich.

Dabei könnte eigentlich der Eindruck entstehen, das Konzeptes für ein Jugend- und Begegnungszentrum sei schon relativ weit gediehen. Doch es besteht die Befürchtung, die Gemeinde könne sich mit dem neuen Konzept übernehmen.

Wir fassen zusammen, was der Stand der Dinge ist, welches Konzept im Moment Diskussionsgrundlage ist und wie das Vorhaben weiter vorangetrieben werden soll.

So präsentierte sich das leerstehende Hallenbad Aqualino im Moment.
So präsentierte sich das leerstehende Hallenbad Aqualino im Moment. | Bild: Cornelia Putschbach

Nach der Vorstellung der Gemeindeverwaltung soll im ehemaligen Hallenbad ein Jugend- und Begegnungszentrum für Jugendliche, Kinder und Familien aus der Gemeinde, der Region und dem touristischen Umfeld entstehen.

Für die Umsetzung eines solchen Konzepts im früheren Hallenbad ist der Gemeinde Unterkirnach ein Zuschuss in Höhe von 536.000 Euro vom Land Baden-Württemberg aus dem Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ zugesagt.

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Jugend ist an Entwicklung beteiligt

In die Entwicklung des Konzepts hat die Gemeinde die Jugendlichen aktiv einbezogen. Erstmals vor einem Jahr und jetzt vor Kurzem fanden in den Räumen des Aqualino Jugendbeteiligungen statt, bei denen die Ideen der Jugendlichen zunächst abgefragt wurden und ihnen dann ein von der Gemeindeverwaltung erarbeitetes Konzept eines Begegnungszentrums unter dem Namen The Forest vorgestellt wurde. Die Begeisterung war groß.

John Mohr (rechts), Leiter Marketing und Tourismus der Gemeinde Unterkirnach, stellt in der Gemeinderatssitzung das mögliche neue ...
John Mohr (rechts), Leiter Marketing und Tourismus der Gemeinde Unterkirnach, stellt in der Gemeinderatssitzung das mögliche neue Konzept für die Nachnutzung des Hallenbades Aqualino vor. | Bild: Cornelia Putschbach

Jetzt wurde das mögliche Konzept für The Forest dem Gemeinderat vorgestellt. Federführend erarbeitet hat es John Mohr, Leiter Marketing und Tourismus der Gemeinde Unterkirnach, mit einem besonderen Faible für dieses Projekt. Wer wollte, konnte zusätzlich zur Präsentation mit einer VR-Brille durch die noch nur digitale Welt des Jugendzentrums wandeln.

So könnte das bisherige Hallenbad Aqualino künftig genutzt werden: im bisherigen Becken ein Bewegungsraum mit Airtrack-Matte, ...
So könnte das bisherige Hallenbad Aqualino künftig genutzt werden: im bisherigen Becken ein Bewegungsraum mit Airtrack-Matte, Fitnessraum und VR-Raum in den früheren Umkleiden, ein besonders großer Flipper an Stelle des bisherigen Abgangs in den Saunabereich, eine AR gesteuerte Boulderzone mit Freikletterbereich sowie ein Loungebereich. | Bild: Grafik: Gemeinde Unterkirnach

So soll das Zentrum aussehen

Im ehemaligen Hallenbad entstehen soll im bisherigen Becken ein Bewegungsraum mit Airtrack-Matte, ein Fitnessraum und ein VR-Raum in den früheren Umkleiden, den Angaben von John Mohr nach der weltgrößte Flipper an Stelle des bisherigen Abgangs in den Saunabereich, eine AR gesteuerte Boulderzone mit Freikletterbereich sowie ein Loungebereich.

Nach den Recherchen der Gemeindeverwaltung gebe es etwas Vergleichbares in der weiteren Region nicht. Außerdem soll es im Untergeschoss einen Raum für freie Jugendarbeit geben. Der Name The Forest, Der Wald auf Deutsch, soll gleichermaßen für die Region und den Wald „als Ort des Schutzes, des Wachstums und der Vielfalt“ stehen.

Der wohl weltgrößte Flipper könnte künftig im früheren Unterkirnacher Hallenbad stehen.
Der wohl weltgrößte Flipper könnte künftig im früheren Unterkirnacher Hallenbad stehen. | Bild: Grafik: Gemeinde Unterkirnach

Erstmals in der Sitzung wurden den Gemeinderäten Zahlen zum vorgesehenen Betriebskonzept vorgelegt. Demnach rechnet man aktuell mit Gesamtkosten in Höhe von 1,25 Millionen Euro. Nach Abzug der Fördermittel läge der Eigenanteil der Gemeinde wohl bei 710.000 Euro, wobei ein Aufstockungsantrag der Fördermittel laut Bürgermeister Andreas Braun noch denkbar sei. Auch zum möglichen Besucheraufkommen und den notwendigen Arbeitskräften enthält das Betriebskonzept Berechnungen.

Der Boulderbereich kann durch die Freikletterzone und die AR-Steuerung, die Schaffung einer digitalen Realität, flexibel genutzt werden.
Der Boulderbereich kann durch die Freikletterzone und die AR-Steuerung, die Schaffung einer digitalen Realität, flexibel genutzt werden. | Bild: Grafik: Gemeinde Unterkirnach

Wichtig sei, so der Bürgermeister, das Projekt dürfe zur Bewilligung des Zuschusses keine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen. Im Hinblick auf die Gemeindefinanzen sei man aber auch „mit etwas angetreten, dass den Gemeindehaushalt nicht belastet und kostendeckend arbeitet“.

Das kritisieren die Gemeinderäte

Genau an der Umsetzung letzterer Vorgabe gibt es in den Reihen des Gemeinderates aber Zweifel. Für die CDU-Fraktion stellte Martin Kuberczyk klar, man müsse die in der Sitzung vorgelegten Zahlen erst noch validieren. Patrick Seng hätte sich unter anderem eine Bürgerbeteiligung auch von Älteren gewünscht, damit auch ihre Bedürfnisse in die Nachnutzung einfließen. Ähnlich sieht das auch Lena Mayer.

Cornelia Ries hält den im Betriebskonzept vorgesehenen Eintrittspreis von neun Euro zuzüglich sechs Euro für jedes VR-Spiel und zwei Euro pro Tag für die Nutzung des Fitnessbereichs für zu hoch. Susanne Ciampa befürchtet, es könne nicht gelingen, mit diesem Konzept Jugendliche nachhaltig zu begeistern. Ihr fehlt „ein Wow-Effekt“.