Ruhig liegt das Freizeitheim Bernhardshütte auf einer Anhöhe zwischen Unterkirnach und Vöhrenbach in der Morgensonne. Unbeschwertes Lachen dringt aus dem Haus, die Bewohner sind mit Freizeitaktivitäten beschäftigt. Nichts erinnert an die aufregenden Stunden am Abend davor, als ein Großaufgebot an Rettungskräften wegen eines vermeintlichen Gasalarms ausrückte.

Feuerwehrkräfte sind einsatzbereit an der Bernhardshütte.
Feuerwehrkräfte sind einsatzbereit an der Bernhardshütte. | Bild: Sprich, Roland

„Uns geht es allen wieder gut“, sagt Philipp Rost, der die Gruppe von 40 Kindern im Alter zwischen neun und 13 Jahren der katholischen Kirchengemeinde Stuttgart-Hohenheim verantwortlich leitet. Den aufregenden Abend hätte die Teilnehmer der Freizeit „relativ entspannt aufgenommen und die Nacht haben alle gut überstanden“. Am Morgen nach dem Vorfall hat das Gesundheitsamt die Lage vor Ort überprüft und grünes Licht gegeben, dass die Sommerfreizeit fortgesetzt werden könne. Ein Fachmann habe zudem die Gasleitungen überprüft und ebenfalls keine Bedenken geäußert.

Rost und Robert Gerner, ebenfalls
Mitorganisatoren der Freizeit, erläutern im Gespräch mit dem SÜDKURIER, was geschehen ist. „Wir sind seit vergangenem Montag hier auf der Bernhardshütte. Im Laufe der Woche klagten immer ein oder zwei Kinder über Übelkeit und Kopfschmerzen.“ Am Samstag war die Gruppe im Freibad in Vöhrenbach. In der Nacht zum Sonntag stieg die Zahl derer, die über Unwohlsein mit Übelkeit, Kopf- und Halsschmerzen klagten. Darunter auch Phillip Rost selbst. Deswegen riefen die Betreuer beim ärztlichen Bereitschaftsdienst an. „Als wir dort die Symptome schilderten, meinte der Arzt am Telefon, dass die Symptome ein Hinweis auf ein mögliches Gasleck sein könnten. Daraufhin wurde vom ärztlichen Bereitschaftsdienst der Großalarm ausgelöst“, so Rost.

Bild 2: Nach Drama im Ferienlager: In der Bernhardshütte kommt wieder Freude auf
Bild: Barbara Preiser

Damit setzte sich die Rettungskette in Gang. Da nicht klar war, ob es sich tatsächlich um einen möglichen Gasaustritt handelt und wie viele Personen letztlich betroffen sein könnten, wurde ein so genannter MANV-Alarm (Massenanfall von Verletzten) ausgelöst. Das rief eine Vielzahl von Einsatzkräften des Roten Kreuzes auf den Plan, die sich unter anderem auf einem Parkplatz beim Restaurant „Friedrichshöhe“ in Bereitstellung brachten.

Phillip Rost bestätigt zudem, dass bei den Rettungskräften, die als Erstes ins Haus kamen, der CO-Warnmelder ausgelöst habe. Die Feuerwehr stellte bei einer ersten Messung im Haus tatsächlich einen leicht erhöhten Kohlenmonoxidwert fest, woraufhin alle Bewohner das Haus verlassen mussten. 25 Personen, die über Beschwerden klagten, wurden von Ärzten und Mitarbeitern des Roten Kreuzes untersucht. Zwei Kinder wurden vorsorglich ins Klinikum gebracht, beide seien noch am Abend wieder entlassen worden. „Eines der Kinder ist wieder bei der Gruppe, das andere hat der Vater nach Hause geholt“, so Rost.

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Im Nachhinein sind die Organisatoren erleichtert. „Es ist gut zu wissen, dass man sich im Ernstfall auf schnelle und professionelle Hilfe verlassen kann“, so Robert Gerner. Wenngleich die genaue Ursache für das gehäufte Auftreten der Beschwerden nicht aufgeklärt ist. Ein möglicher Grund könne sein, dass die Betroffenen in den Tagen zuvor etwas zu viel Hitze abbekommen und zu wenig getrunken haben.

Die katholische Kirchengemeinde Stuttgart-Hohenheim zählt zu den Stammgästen auf der Bernhardshütte. „Wir kommen seit 1997 sehr gerne hierher“, sagt Gerner. Die Freizeit wird noch bis 15. August fortgesetzt. Auf den Magen geschlagen ist den Teilnehmern das Erlebte übrigens nicht. Das Küchenteam hatte alle Hände voll zu tun, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. „Mit Kässpätzle, selbstgemacht“, wie die Köchin verriet.

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Das sagen Sprecher der Eigentümer und der Retter

Zu den Hintergründen des Großeinsatzes am Sonntag an der Bernhardshütte heißt es:

  • Frank Bonath, Verein Bernhardshütte: „Wir können sicher sein, dass es ein Fehlalarm war. Es konnte eigentlich auch gar kein Kohlenmonoxid in der Hütte entstehen.“ Umfangreiche Messungen von Feuerwehr, Technikexperten und einem Handwerker hätten am späten Sonntagabend übereinstimmend keine Gefahr angezeigt. Ursache des Einsatzes war aus Bonaths Sicht das Unwohlsein zweier Kinder am Sonntag. Ein von den Betreuern alarmierter Arzt habe offenbar vor Ort die Lage als kritisch eingeschätzt, zumal es geheißen habe, dass weitere Kinder zuvor unpässlich gewesen sein sollen, schildert Bonath am Montag seine Kenntnislage. Was genau den Gästen widerfahren ist, sei noch unklar. Bonath vermutete Montagfrüh einen Mix aus „vielleicht zu viel Sonne und zu wenig trinken“. Frank Bonath ist Sprecher des Bernhardshüttenvereins. Er schilderte weiter: „Wir haben Sonntagabend alles untersuchen lassen, uns war aber klar, dass Kohlenmonoxid eigentlich unwahrscheinlich ist.“ Die Hütte, so erklärte er weiter Montagfrüh, werde mit Flüssiggas im Winter geheizt. Bonath zeigte sich dankbar gegenüber den Einsatzkräften und gegenüber der Gemeinde Unterkirnach. Die Ortsverwaltung habe noch Sonntagabend ein Ersatzquartier vorbereitet, dieses sei aber auf Grund der Entwicklungen nicht benötigt worden.
  • Uwe Vincon, Polizeipräsidium: Der Sprecher der Beamten erklärte am Montag nach Lektüre des Einsatzprotokolls: „Für uns gibt es hier nichts mehr zu ermitteln. Eine Fachfirma hat alles überprüft und für gut befunden. Damit ist für uns die Sache abgehakt“
  • Peter Metzger, DRK-Kreisgeschäftsführer: „Unsere Messgeräte sind zertifiziert und wenn etwas angezeigt ist, dann ist da auch etwas. Die Geräte werden alle zwei Jahre ausgetauscht, sie reagieren sehr sensibel zum Schutz der Menschen.“ Metzger betonte: „Bei der Alarmierung wurde ein Gasgeruch gemeldet, dazu das Unwohlsein der Kinder – alles, was Blaulicht hat, ist deshalb ausgerückt.“ (tri)