Der Verwaltungs- und Kulturausschuss hat sich mit dem 0-Euro-Ticket beschäftigt. Das gilt samstags im Stadtgebiet. Der bisherige Probebetrieb hatte zum 1. Januar 2024 begonnen und endet allerdings am 31. März 2025.

Die Verwaltung legte dem Gremium einen Beschlussvorschlag vor, wonach die Stadt mit dem Verkehrsverband Move einen dauerhaften Vertrag über ein kostenloses Samstagsangebot abschließen solle.

Im Ausschuss stimmte die Mehrheit für eine entsprechende Empfehlung an den Gemeinderat. Das 0-Euro-Ticket bleibt den Bürgern von Villingen-Schwenningen damit voraussichtlich erhalten.

Werbung geht zunächst an Jugend vorbei

Flynn Stein vom Jugendgemeinderat sagte in der Sitzung, für viele junge Einwohner sei der Nahverkehr alternativlos. Das 0-Euro-Ticket an Samstagen sei vielen Jugendlichen zunächst absolut unbekannt gewesen. Durch eine veränderte Werbung für das Angebot – mit Fokus auf Social Media – habe sich das jedoch geändert.

Auf den Tariftafeln am Bahnhof in Villingen findet sich kein hinweis auf das Samstagsangebot.
Auf den Tariftafeln am Bahnhof in Villingen findet sich kein hinweis auf das Samstagsangebot. | Bild: Block, Andreas

Stein unterstützte die Idee, sich den Vertrag noch ein mal genauer anzuschauen. Das hatte zuvor Dirk Sauter von der CDU gefordert. Ein Grund dafür ist das komplizierte und kostspielige Verfahren der Abrechnung.

Von den geschätzten Kosten in Höhe von 150.000 Euro für 2025 macht der Posten der Fahrgastabrechnung – derzeit eine Bedingung der Verkehrsbetriebe – laut Stadtverwaltung allein 30.000 Euro aus.

So kompliziert ist die Abrechnung

Laut der Amtsleiterin des Grünflächen- und Tiefbauamts, Silvie Lamla, legt die Stadt einen Teil der Kosten zudem langfristig aus. Demnach werde der vorausberechnete Ausfall an Move bezahlt, die die Rückzahlung erfolge jedoch erst nach anderthalb Jahren. Dahinter steckt eine komplexe Berechnung.

Das könnte Sie auch interessieren

Auf Nachfrage erläutert das zuständige Grünflächen- und Tiefbauamt: „Grundsätzlich gehen alle Fahrgeldeinnahmen zuerst an den Verkehrsverbund.“ Die Berechnung, welchen Verkehrsunternehmen welcher Anteil zusteht, ist aber laut den Erläuterungen nicht gerade trivial. Das liegt beispielsweise an Umstiegen oder Fahrten mit dem Deutschlandticket.

Betriebe haben unterschiedliche Ausfälle

„Für die Strecke Wöschhalde – Weigheim kann zum Beispiel das Ticket im Stadtbus gekauft werden, am Bahnhof Villingen wird auf den Ringzug und am Bahnhof Schwenningen auf den Regionalbus umgestiegen“, erläutert Madlen Falke von der Pressestelle. „Vom Fahrkartenerlös stehen also jedem Verkehrsträger unterschiedliche Anteile aus dem verkauften Ticket zu.“

Durch das 0-Euro-Ticket entstünden bei den verschiedenen Verkehrsunternehmen, die im Stadtgebiet fahren, unterschiedlich hohe Fahrgeldausfälle. „Die Stadt zahlt diese Ausfälle gesamt“, heißt es. Diese betrugen 110.500 Euro im Jahr 2024.

Das könnte Sie auch interessieren

„Da die Stadt einen Bruttovertrag für den Stadtverkehr hat, stehen ihr jedoch auch alle Fahrgeldeinnahmen für den Stadtverkehr zu“, so Falke. Von den 110.500 Euro bekomme die Stadt etwa 86,3 Prozent nach dem Einnahme-Aufteilungsverfahren dann zeitversetzt zurück.

Kleine Ortsteile profitieren vom Angebot

„Die Sache an sich ist aber wunderbar“, sagte Dirk Sauter von der CDU. Offenbar finden das auch die Bürger in den kleineren Stadtteilen so, wie Bernd Bucher von den Freien Wählern berichtete: „Das Angebot wird mit dem Bus in den Ortschaften gut angenommen.“ Dort sei allerdings die Taktung sehr gering.

Das könnte Sie auch interessieren

„Das ist ein guter Impuls“, sagte Ulrike Merkle von den Grünen. Lediglich an der Kommunikation habe anfangs noch gedreht werden müssen. „Die Jugendlichen haben das 0-Euro-Ticket nicht auf Social Media gesehen“, sagte Merkle. „VS kann, will und muss sich dieses Angebot leisten. Alles andere wäre aus der Zeit gefallen.“

Stadtrat regt Plakate für Nachtbusse an

Das sieht auch Nicola Schurr von der SPD so. „Es war erfolgreich. Wir haben dadurch Leute in die Stadt bekommen.“ Die Werbeoffensive sei dann schlussendlich gelungen. Schurr regte zusätzlich an, das Nachtbus-Angebot Nacht 8 in den Veranstaltungshäusern der Stadt mittels Plakaten zu bewerben.

An der Haltestelle Paradiesgasse in Villingen legt auch die Nacht8 einen Stopp ein – das sind spezielle Nachtlinien am Wochenende.
An der Haltestelle Paradiesgasse in Villingen legt auch die Nacht8 einen Stopp ein – das sind spezielle Nachtlinien am Wochenende. | Bild: Block, Andreas

Olaf Barth von der AfD hingegen berichtete von persönlichen Erfahrungen mit der kostenlosen Fahrt am Samstag. Auf dem Rückweg sei es aufgrund zahlreicher Fahrgäste eine unangenehme Steherei gewesen. Er kündigte an: „Wir werden dieses Placebo für die Grüne Jugend oder Fridays for Future nicht mitmachen.“

Den Nein-Stimmen von FDP und AfD standen dann aber elf Ja-Stimmen und eine Enthaltung gegenüber. Die endgültige Entscheidung trifft der Gemeinderat am 19. März.