Am Samstagabend, um kurz nach sechs, verstummt nicht nur das Glockengeläut der Stadtkirche, auch der Regen hört plötzlich auf. Perfekte Bedingungen also für eine Nacht, sechs Bühnen und über 1000 Akteure.
Für eine Nacht der Kultur. Eine Nacht, an deren Ende Kulturamtsleiter Andreas Dobmeier sagen wird: "Ich bin ein bisschen enttäuscht."
- Die Stimmung: Den gelben Regenschirm hält Meinrad Kempf, Pressesprecher des Kulturamts, vorsorglich noch in der Hand. Er wird ihn den Abend über nicht mehr brauchen. Gerade sind die ersten Latin-Swing-Klänge auf der Bühne am Muslenplatz zu hören: The Sazerac Swingers sind der Opening-Act der 11. Langen Schwenninger Kulturnacht. Kempf blickt auf den überschaubar gefüllten Platz vor der Bühne: "Die Leute müssen noch warm werden", sagt er. An der Musik kann es nicht liegen: Für jeden Geschmack dürfte gesorgt sein. Von Rock, Punk und Indie im Spektrum und auf der Bühne am Hockenplatz, über Bläserkapellen im Mauthepark, Salsa-Rhythmen und Jazzklassiker auf dem Muslenplatz bis hin zum DJ, der im im Garten der Villa Bürk auflegt.
- Das Sicherheitskonzept: Meinrad Kempf, steht um kurz nach neun an der großen Bühne auf dem Muslenplatz, gerade hat er den nächsten Act angekündigt: Los Panteroles. Spanische Klänge. Während beinahe zeitgleich keine hundert Meter weiter italienische Klänge ertönen. Das Eiscafé Dolomiti hat auf der Terrasse einen Fernseher aufgebaut. Kempf bleibt bei der Bühne stehen. Bühnenmanager ist er seit diesem Jahr. Seit der Einführung des neuen Sicherheitskonzeptes steht einer an jeder Bühne. "Bis jezt ist alles ruhig." Der einzig merkliche Unterschied zum vergangenen Jahr: "Ich höre alles, was die Sicherheitsleute sprechen." Eine eigene Funkstrecke verbindet Helfer und Sicherheitsleute. Ebenfalls Teil des neuen Konzeptes: die grünen Exit-Schilder und die Notausgangspläne, die überall an den Laternenpfosten hängen. Alle zwei Stunden hat Dobmeier am Samstagabend ein Update bekommen. Sicherheitsexperten und Ordnungsamt waren über das Gelände gelaufen. "Kleinigkeiten", sagt Dobmeier. Ein fehlender Feuermelder hier, ein Pavillon oder eine Absprrung, die nicht richtig gesichert waren dort. "Es war sehr entspannt", sagt Dobmeier am Sonntagnachmittag und fügt hinzu: "Weil auch nur das halbe Publikum da war". 10¦000 Besucher waren es am Ende. In den vergangenen Jahren waren es mindestens doppelt so viele.
- Das Viertelfinale: Es ist kurz vor neun und auf der Bühne – gebaut aus einem Zeltstoff, der in die Bäume im Garten des Jugend- und Kulturzentrums Spektrum gespannt ist – sagt Jürgen Maier, Sänger der Punkrockband Back and Fill: "Wir spielen trotzdem durch." Vor der Bühne leert sich der Platz merklich. "Alle Akteure haben sich großartig ins Zeug gelegt, auch wenn nur ein Häufchen Zuschauer vor der Bühne stand", sagt Dobmeier. In der Muslen ist kurzzeitig kein Durchkommen mehr. Das einzige Mal an diesem Abend. Vor den Bildschirmen in den italienischen Eiscafés sammeln sich die Menschen – der Ton häufig auf italienisch, keinen der Zuschauer stört das. "Ich hatte gehofft", sagt Dobmeier, "dass es nach 90 Minuten vorbei ist". 30 Minuten und 18 Elfmeter später, gerade rechtzeitig zum Feuerwerk, strömen die Menschen dann doch noch in Richtung der Bühnen. "Ich wusste, es wird schwierig, gegen Fußball anzuspielen", sagt Dobmeier. Die Kulturnacht zu verlegen, war dennoch nie eine Option. Zu lange dauern die Vorbereitungen.