In der Metall- und Elektroindustrie der Region läuft es auf den großen „shutdown“, das Herunterfahren der Produktion und Werkschließungen infolge der Corona-Krise hinaus. Ab der nächsten und übernächsten Woche, so die Einschätzung der örtlichen IG-Metall-Geschäftsstelle, wollen zahlreiche Betriebe die Produktion ganz oder sukzessive herunterfahren und die Mitarbeiter mit einer Kurzarbeitergeld-Regelung nach Hause schicken. Nach Jahren der Vollbeschäftigung ein beispielloser Vorgang.

Erstmalig haben sich die Betriebsräte von rund 20 Metall-Unternehmen aus den Kreisen Rottweil und Schwarzwald-Baar aus Gesundheitsgründen in einer Video-Konferenz mit der IG-Metall zusammengeschaltet, um die aktuelle Lage in den Betrieben zu erörtern. „Es gibt bei uns nur noch wenige Betriebe, in denen Kurzarbeit kein Thema ist“, fasst Thomas Bleile, der Erste Bevollmächtigte der IG-Metall-Geschäftsstelle Schwenningen, das Ergebnis zusammen. Zu den wenigen gehört etwa der Wasserzähler-Hersteller Wehrle in Furtwangen, der offenbar im Schichtbetrieb mit entsprechenden Desinfektionspausen weiterarbeiten will.

Die meisten anderen tarifgebundenen Betriebe der Elektro- und Metallbranche in den Landkreisen wollen nach Kenntnis der Betriebsräte bereits in der nächsten und der übernächsten Woche für ihre Belegschaft Kurzarbeitergeld bei der Arbeitsagentur beantragen. Nach dem alle großen deutschen Automobil-Hersteller die Produktion zum Wochenende einstellen und ihre Werke schließen, sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, dass auch die Automobilzulieferer folgen werden, erläutert Gewerkschafter Thomas Bleile. In der Region seien die meisten Metallbetriebe Zulieferer der Automobilbranche. Die Firma Mahle wolle die Produktion am Standort Rottweil mit 1100 Mitarbeitern sukzessive runterfahren, bei Ebm-Papst in St. Georgen gehen ab Montag zunächst 500 Mitarbeiter in Kurzarbeit, auch das Conti-Werk in Villingen oder Maschinenbauer J.G. Weisser in St. Georgen planen laut Bleile Kurzarbeit. Conti wolle ebenfalls schrittweise die Produktion runterfahren.

Der Zulieferer IMS Gear teilte gestern mit, er werde ab nächsten Mittwoch den Großteil seiner über 2000 Mitarbeiter an den Standorten Donaueschingen, Eisenbach, Trossingen und Villingen-Schwenningen schrittweise in Kurzarbeit schicken. In Baden-Württemberg, so berichtet Thomas Bleile, rechne die IG-Metall-Bezirksleitung in der Metallbranche mit rund 250.000 Beschäftigten, die jetzt in Kurzarbeit gehen werden.

Derzeit verhandelten die Betriebsräte der tarifgebundenen Unternehmen mit den Geschäftsleitungen über Betriebsvereinbarungen zum Kurzarbeitergeld. Für die Mitarbeiter geht es dabei um Höhe der Zuzahlungen der Arbeitgeber. Die Arbeitsagentur übernimmt 60 oder 67 Prozent (ledig/verheiratet) der Löhne und Gehälter, die tarifgebundenen Arbeitgeber legen dann noch mal Geld drauf, so dass die Mitarbeiter auf 80 bis 90 Prozent ihres Lohnes bekommen, während sie freigestellt sind. Die Betriebsvereinbarungen zwischen Belegschaft und Arbeitgeber wurden jetzt zumeist auf ein halbes Jahr ausgehandelt. Die meisten Betriebe, so Bleile, beantragen die Kurzarbeit allerdings erst einmal auf vier Wochen bei der Arbeitsagentur, um flexibel zu bleiben.

Die Unternehmen profitieren jetzt von neuen gesetzlichen Kurzarbeiter-Regelungen. Kurzarbeit kann mittlerweile schon dann beantragt werden, wenn nur zehn Prozent der Belegschaft unterbeschäftigt ist. Das hilft Unternehmen und Beschäftigten. Für Entlassungen und Firmenpleiten gibt es nach Kenntnis von Bleile „derzeit noch keine Anzeichen“.