Die Zähringerstadt hat eine lange Geschichte. Das erkennt man an Bauwerken, wie dem Münster, und der Stadtmauer, aber auch an der Kultur, allen voran die Fastnacht. So bietet sich Villingen geradezu an als Veranstaltungsort der Aktionstage Geschichte, die seit 2006 alle zwei Jahre in unterschiedlichen Städten der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg stattfindet. Unter dem Motto Epochenjahr 1918 boten Vereine, Einrichtungen und Historiker am gestrigen Sonntag zahlreiche Vorträge, Ausstellungen und Führungen zum Thema Erster Weltkrieg und seine Auswirkungen.
Der Begriff "Aktionstag Geschichte" könne auf den ersten Blick durchaus als Widerspruch erscheinen, sagte Oberbürgermeister Rupert Kubon. Denn Geschichte sei etwas, dass in der Vergangenheit liege und nicht verändert werden könne. Allerdings sei es wichtig, sich das Vergangene vor Augen zu führen und darauf aufbauend zu handeln. Globale Ereignisse wie der Erste Weltkrieg wirken sich immer auch in der Region aus, meinte er. "Das war eine Sache, wie hier stattfand, die aber ein Weltereignis war."
Dass ein solches Weltereignis regional Auswirkungen hat, zeigte sich an einem Bildervortrag von Stadtarchivar Heinrich Maulhardt. Denn in Villingen gab es während diesem Krieg ein Offiziersgefangenenlager. Dieses lag entlang der heutigen Kirnacher Straße, von der Ecke Dattenbergstraße bis etwa zur Konrad-Adenauer-Straße, erklärte Maulhardt. Darin seien 200 bis 300 Offiziere gefangen gehalten worden. Zunächst Franzosen und Russen, dann auch Briten und Amerikaner "Von den Gebäuden sehen Sie heute nichts mehr." Jedoch gebe es auf Bildern aus dieser Zeit Anhaltspunkte, wie beispielsweise markante Gebäude im Hintergrund. So könne man auf einigen Bildern die Türme des Münsters und die spätere Richthofenkaserne sehen.
Diese Bilder zeugen auch vom Leben in dem Lager, das aus Sicht des Stadtarchivars durchaus angenehm gewesen sei. "Auf den ersten Blick ging es den Jungs dort nicht schlecht", sagte er. Dank der Bilder wisse man, dass es innerhalb des Lagers verschiedene sportliche Aktivitäten, wie beispielsweise Tennis, Volleyball, Kegeln oder Baseball gegeben hat. "Ein Freizeitlager während dem Ersten Weltkrieg in Villingen", kommentierte Maulhardt die Zustände im Lager. Mit einem Angebot, das man sich heutzutage in Villingen nur wünschen könne.
Zudem habe es Theateraufführungen und von den Gefangenen organisierte Konzerte gegeben. "Hier ist Kultur gemacht worden", so Maulhardt. "Internationale Konzerttage in Villingen dürfte es davor nicht gegeben haben." Auch habe es die Möglichkeit für Ausflüge gegeben – nachdem man schriftlich versichert hat, keinen Fluchtversuch zu unternehmen. "Man hat sich an die Offiziersetikette gehalten."
Dem entgegen standen die Zustände in der Zivilbevölkerung. Auch die Villinger haben unter der Seeblockade der Briten gelitten, erklärte Heinrich Maulhardt. "Die Leute haben gehungert." Das habe ihm auch eine Zeitzeugin – seine eigene Großmutter – bestätigt, so der Stadtarchivar. "Der Bevölkerung ging es dreckig."
Aktionstag Geschichte
Der Aktionstag Geschichte findet seit 2006 alle zwei Jahre statt. Der Veranstaltungsort wechselt dabei zwischen des Landkreisen Schwarzwald-Baar, Rottweil und Tuttlingen. Initiiert wurde er von Heinrich Maulhardt, Stadtarchivar von Villingen-Schwenningen. (tol)