Der Orkan Lothar im Jahr 1999 war ein einschneidendes Erlebnis, an das sich noch viele Doppelstädter gut erinnern können. Auch über Villingen-Schwenningen fegte der Orkan mit brachialer Gewalt, allerdings hatten die Rettungskräfte die Lage gut im Griff. Die Schäden waren in anderen Teilen Baden-Württembergs erheblich größer, alles in allem war die Region mit einem blauen Auge davongekommen.
Die Einsätze
In der Zentralen Rettungsleitstelle, damals noch in der Josefsgasse, liefen alle Fäden zusammen. Feuerwehr, Polizei und THW waren pausenlos im Einsatz, um umgestürzte Bäume wegzuräumen, die Straßen blockierten, auf Autos gestürzt waren oder Dächer zertrümmert hatten. Rund 20 Bäume fielen auf eine Freileitung, die Folge: Ein rund zweistündiger Stromausfall. Massiv betroffen von dem Orkan war auch das Dach des Hallenbades, rund 100 Quadratmeter riss der Wind weg. Das Dach musste notdürftig geflickt werden.
Auch auf der Baustelle des Familienparks im Klosterhof richtete der Orkan gewaltige Schäden an: Bretterzäume und ein Kleinkinder-Spielplatz zerstörte der Sturm, außerdem wurde ein Dach abgedeckt und ein Tor meterweit durch die Luft geschleudert. Wegen herunterfallender Dachziegel sperrte die Polizei die Niedere Straße, die damals noch keine Fußgängerzone war.
Zug entgleist
Als besonders schwierig gestaltete sich die Bergung des bei Hüfingen entgleisten Zuges, die Lokomotive musste im Wald geparkt werden, da es trotz eines Spezialkrans nicht gelang, die Lok zu bergen – der Bahndamm drohte unter dem Gewicht einzustürzen. Der Zug von Freiburg nach München war entgleist, weil durch Orkan Lothar ein Baum auf die Gleise gefallen war: Die Lok stürzte einen Abhang hinab, die Waggons blieben stehen, 250 Fahrgäste blieben unverletzt.
Der Feiertagsdienst in der SÜDKURIER-Redaktion
SÜDKURIER-Redakteurin Claudia Hoffmann hatte am 26. Dezember 1999 Feiertagsdienst und der hatte es in sich, wie sie sich erinnert: „Spätestens als der große Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz durch die Luft wirbelte, was von der SÜDKURIER-Redaktion in der Bickenstraße quasi von einem Logenplatz aus verfolgt werden konnte, war klar: Das wird kein normaler Dienst und die Zeitung, die am 27. Dezember erscheinen soll, musste komplett umgeplant werden. Die Meldungen haben sich binnen Minuten überschlagen und die Lage draußen schien immer bedrohlicher zu werden. Da auch der Strom ausfiel, war die SÜDKURIER-Redaktion ohne Telefon – also quasi ohne Verbindung zur Außenwelt. Das einzige Redaktionshandy fiel auch noch aus. Aber die Mitarbeiter trudelten nach und nach in der Redaktion in der Bickenstraße ein und brauchten ihre Bilder mit und ihre Erfahrungsberichte, so konnte die Ausgabe schnell umgeplant und mit dem aktuellen Geschehen gefüllt werden. Also auch die Stromversorgung wieder hergestellt war, lief alles seinen fast normalen Gang. Mein Mann und unser damals zweijähriger Sohn waren unterwegs nach Tübingen zu Freunden und da damals kaum jemand ein Handy hatte, konnte ich nicht einfach anrufen und fragen, ob alles in Ordnung ist. Auf der Autobahn war es wohl ziemlich ruhig und erst in Tübingen angekommen hat mein Mann erfahren, wie schlimm der Orkan wütet. Da aber auch die Telefonanlage über Stunden nicht funktionierte, dauerte es lange, bange Stunden, bis ich erfahren habe, dass mit den Beiden alles in Ordnung ist.“