Villingen-Schwenningen – Immer höhere Kosten – und jetzt scheint sich auch der Zeitplan nicht halten zu lassen: Die Sanierung und der Neubau des Deutenberg-Gymnasiums sprengen alle Vorgaben. Auf gewaltige 31,5 Millionen Euro sind die Kosten mittlerweile gestiegen, und nächste Woche in der Gemeinderatssitzung stehen die Architekten des Büros Hotz wieder einmal Rede und Antwort.

Erst im Juli gemeldet

Sie hatten sich nach der letzten Kostensteigerung auf 30,45 Millionen Euro, die der Gemeinderat im März schlucken musste, trotz mehrfacher mündlicher und schriftlicher Aufforderungen der Verwaltung erst Anfang Juli gemeldet. In der Mail des Architekturbüros war dann von einer erneuten Kostensteigerung von 353 000 EUro die Rede, gefordert wurde außerdem eine weitere Reserve von 250 000 Euro.

Ortstermin gefordert

In der Sitzung des Technischen Ausschusses am Dienstagabend hielten sich die Stadträte mit Stellungnahmen zurück, dies mache erst in der Gemeinderatssitzung Sinn, wenn alle Zahlen auf dem Tisch liegen und die Verantwortlichen anwesend sind. Andreas Flöß (FWV) beantragte aber einen Ortstermin am Montag ohne die Architekten und den örtlichen Bauleiter, damit man offen sprechen könne: „Wir verstehen gewisse Zusammenhänge wirklich nicht mehr.“

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Nicht zumutbar

Der SÜDKURIER hat mit einigen Fraktionsvorsitzenden und dem Schulleiter gesprochen: Für Klaus Martin, Fraktionsvorsitzender der CDU, ist der Zeitplan, der sich wohl nicht halten lässt, fast schlimmer als die erneut gestiegenen Kosten. „Es ist der Schule nicht zuzumuten, mitten im Schuljahr umzuziehen“, so Martin. Schulleiter Manfred Koschek, der seinen Abschied um ein Jahr verschoben hatte, um das Projekt zu Ende zu bringen, wird jetzt am 24. Oktober verabschiedet.

Noch ist einiges nicht fertig im Deutenberg-Gymnasium, einem Bau des Architekten Günter Behnisch.
Noch ist einiges nicht fertig im Deutenberg-Gymnasium, einem Bau des Architekten Günter Behnisch. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Nicht gut informiert

„Ob dann aber auch die Einweihung stattfinden kann, ist fraglich. Er sei „nicht sehr gut informiert“ von den Architekten, so Koschek. Wenn der Umzug im „Umfeld der Herbstferien“ nicht klappe, sei es sinnvoll, erst im nächsten Schuljahr umzuziehen, so Koschek. Aber das könne er nicht mehr entscheiden. Die Container seien im Besitz der Stadt, dann müsste der Unterricht dort weiter stattfinden.

Bei der Sanierung musste darauf geachtet werden, Elemente des Originalbaus zu erhalten.
Bei der Sanierung musste darauf geachtet werden, Elemente des Originalbaus zu erhalten. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Keine Wahnsinns-Forderungen gestellt

Geplant war ja, diese Container für die Schüler des Schulverbundes Deutenberg zu nutzen, diese Schule muss auch saniert werden. Koschek bedauert es sehr, dass die gelungene Sanierung der Schule und der Neubau immer überlagert werden von der negativen Diskussion um die Kostensteigerung. „Dafür kann die Schule nichts, wir haben auch keine Wahnsinns-Forderungen gestellt“, betonte der Schulleiter.

Denkmalschutzplakette für das Gymnasium am Deutenberg.
Denkmalschutzplakette für das Gymnasium am Deutenberg. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Sanierungen nicht schleifen lassen

Für Marcel Klinge von der FDP ist es angesichts dieses Desasters wichtig, Lehren daraus zu ziehen: „Wir dürfen Sanierungen und Instandsetzung nicht so schleifen lassen und 30 Jahre nichts tun.“ Außerdem müsse klar sein, dass die Stadt mit diesem Architekturbüro nicht mehr zusammenarbeitet. Klinge ist über den Verzug beim Zeitplan „sehr ärgerlich.“

Probleme mit dem Denkmalschutz

Hans-Joachim von Mirbach (Grüne) sieht „schwere Fehler“, die seitens des Architekturbüros begangen worden sind. Die „Mehrkosten stinken zwar allen“, so Mirbach. Aber man müsse zustimmen, sonst könne die Schule den Betrieb nicht aufnehmen. Als „unmöglich“ bezeichnet Mirbach die Sache mit dem Denkmalschutz. „Wir haben wirklich Probleme gehabt, das als Denkmal zu sehen.“ Dass es im Baubereich gelingen könne, Punktlandungen zu machen, zeige das Beispiel Neubau Neckarhalle und die Sanierung des Hoptbühlgymnasiums vor einigen Jahren. „Da waren 11 Millionen kalkuliert, am Ende waren es 10,5 Millionen Euro.“

Die Kostensteigerungen

Vor zehn Jahren lag eine erste Kostenschätzung für die Sanierung Deutenberg-Gymnasium bei rund zwölf Millionen Euro. 2014, als die Planung ernsthaft angegangen wurde, lagen die Kosten bereits bei 21,2 Millionen Euro. Ein Jahr später waren es bereits 24,2 Millionen Euro – schuld waren der Denkmalschutz und Übertragungsfehler bei Daten. Dann gab es Probleme mit der Beschaffung der Container und einen drastischen Anstieg der Kosten auf 27 Millionen Euro. Gestiegene Baupreise waren dann der Grund des weiteren Anstiegs auf 28,2 Millionen Euro. Dann kamen immer mehr „unvorhergesehene“ Kosten hinzu, und jetzt steht die Summe von 31,5 Millionen Euro im Raum. (cho)