Mit einem Flugblatt wehren sich jetzt Bürger im Kurgebiet gegen die von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Wohnbebauung auf einer großen Wiese an der Oberförster-Ganter-Straße. Auch Unterschriften wurden bereits gesammelt. Zentrale Forderung der Nachbarschafts-Initiative in dem Flugblatt: „Erhalt der Wiese im Sinne des Naturschutzes und als Naherholungsgebiet!“

Kritik an Kirche

Widerstand gibt es auch gegen die geplante Überbauung einer weiteren Grünfläche im Wohngebiet Hammerhalde. Stadtrat Andreas Flöß, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, kritisierte diese Planung an der Lorettokapelle gegenüber dem SÜDKURIER in aller Schärfe. Wie berichtet, sollen auf der rund 0,6 Hektar großen Wiese unterhalb der Lorettokapelle im Wohngebiet Hammerhalde sieben Doppelhäuser mit 14 Wohneinheiten als zweigeschossige Reihenhausbebauung errichtet werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Erzdiözese Freiburg hat die Fläche der Firma Werner Wohnbau aus Niedereschach in Erbpacht zur Bebauung überlassen. Dass die Kirche dieses Grundstück zur Bebauung freigibt, macht Flöß fassungslos. „Wie man überhaupt auf die Idee kommt, dieses Grundstück herzugeben, kann ich nicht verstehen. Die Kirche kennt offensichtlich ihre eigene Geschichte nicht.“ Die Lorettokapelle, von den Bürgern Villingens nach dem glücklichen Ausgang der Tallard‘schen Belagerung von 1704 errichtet, sei ja wohl historisch und kirchengeschichtlich nicht ganz unwichtig für die Stadt.

Verschandelung befürchtet

Auch die Art der geplanten Bebauung hält Flöß, selbst Architekt, nicht für gelungen. Die Grundstücke der sieben Doppelreihenhäuser entlang der Straße „An der Hammerhalde würden sich quer über die gesamte Breite des Wiesengeländes bis zum Lorettoweg ziehen. „Es gibt also keine öffentliche Wiese mehr. Es wird alles verkauft“, berichtet Flöß. Dies dürfte zu einer Verschandelung des gesamten Areals führen, befürchtet er.

Außerdem seien die Reihenhäuser rund zehn Meter hoch und verstellten den bisherigen Anwohnern jeglichen Blick. Auch seitens der Anwohner selbst gibt es viel Kritik. Inzwischen, so berichtet eine Anliegerin, kursiert ebenfalls ein Flugblatt im Wohngebiet, das zur Teilnahme an einer Online-Petition gegen das Vorhaben aufruft. Allerdings ist das Flugblatt anonym. Das Thema wird heute im Technischen Ausschuss (Sitzungsbeginn: 16.40 Uhr, Tonhalle) öffentlich beraten.

Das könnte Sie auch interessieren

Widerstand im Kurgebiet

Während es in der Hammerhalde nur um 14 Reihenhäuser geht, fürchten sich Bewohner im Kurgebiet vor einer massiven Bebauung einer freien Wiese an der Oberförster-Ganter-Straße mit rund 180 Wohneinheiten, hauptsächlich in massiver Blockbebauung. Im Kurviertel wurde jetzt ein Flugblatt verteilt, in dem eine Nachbarschafts-Initiative ihren Widerstand artikuliert.

„Das hat uns gleichermaßen überrascht und schockiert, denn damit würde nicht nur ein für Fauna und Flora wichtiges Gebiet zerstört, sondern auch der gesamte Charakter des Kurgebiets schwer beeinträchtigt“, schreiben die Initiatoren, bei der Holger Westendorf und der Mediziner Stefan Mose als Ansprechpartner fungieren. Die geplante Bebauung, so kritisieren die Anwohner, bedeute die Abholzung des gesamten alten Baumbestandes auf dieser Fläche und Zerstörung des über lange Zeit gewachsenen Biotops.

Weiterer Kritikpunkt: Der Verkehr im Kurviertel würde „drastisch zunehmen“. Und: Durch die angedachte Ansiedlung von Geschäften und Versorgungseinrichtungen würde der Charakter des Kurgebietes „massiv verändert und schwer beeinträchtigt“.

Stadt will umplanen

Nachdem die Stadtverwaltung ihre Planung Anfang November auf Druck aus dem Gemeinderat zurückgezogen hat, haben Anwohner eine laufende Unterschriftensammlung im Kurgebiet zunächst gestoppt. Sie wollen abwarten, wie es weitergeht. Dazu sagte gestern Oxana Brunner, die Pressesprecherin der Stadt: „Das Thema ist nicht aufgehoben, sondern nur verschoben.“ Unklar sei aber, bis wann das Thema wieder auf die Tagesordnung des Gemeinderates komme. Angesichts der bisherigen Sitzungsplanung dürfte dies frühestens im Februar sein, sagte Brunner. Außerdem sei auch eine Bürgerversammlung im Kurgebiet vorgesehen. Auch für diese gebe es noch keinen Termin.