Im Villinger Kurgebiet keimt Widerstand. Grund: die geplante Bebauung der Wiese zwischen dem Hotel am Kurpark sowie dem früheren Garland und der Parkresidenz. Auf der 4,3 Hektar großen Fläche sollen in Mehrfamilienhäusern 150 Mietwohnungen und 24 Einfamilienhäuser für insgesamt etwas 500 Bewohner, so eine Schätzung, entstehen. In einem von drei Baufeldern sind ein Drittel Sozialwohnungen vorgesehen (wir berichteten). Jetzt steht, Dienstag, 5. November, im Technischen Ausschuss der erste Verfahrensschritt an, die Aufstellung eines Bebauungsplans.

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Die Sitzung findet ab 17.15 Uhr im Münsterzentrum statt. Der Tagesordnungspunkt steht an 15. Stelle. Voraussichtlich werden sich einige Anwohner des Kurgebiets einfinden, ihre Position zu dem Vorhaben ist größtenteils eindeutig: Sie sind Gegner der Bebauung. In Leserbriefen an den SÜDKURIER spricht Arthur Hager wegen des geplanten Sozialwohnungsbaus von einer „Enteignung„ der Wohnlage, Inge Mahrarens von einer schützenswerten Streuobstwiese in Zeiten des Klimanotstands. Auch bei Anwohnern, die sich nicht namentlich zu Wort melden, ist die Skepsis groß. Einige sehen sich als Lückenbüßer, weil das frühere Kasernengelände Mangin nicht rechtzeitig bebaut werden könne. Vor allem dort war ja günstiger und sozialer Wohnungsbau vorgesehen.

Bürgerinformation am 28. November

Unklarheit besteht auch darüber, ob ein positiver Beschluss im Technischen Ausschuss bereits ein unumkehrbares Ja zum Wohnprojekt bedeutet. Das ist nicht der Fall, wie die Sprecherin der Stadtverwaltung, Oxana Brunner, klar macht: „Wir steigen jetzt in das Verfahren ein.“ Dafür muss auch die Beteiligung der Öffentlichkeit, die durch eine Bürgerinformation eingeleitet wird, und der Behörden sichergestellt werden. Die Informationsveranstaltung, auch das steht inzwischen fest, findet am 28. November um 18.30 Uhr in der Parkresidenz am Germanswald statt, berichtet Brunner. Dieser Termin hatte im Kurgebiet ebenfalls für Irritationen gesorgt, weil er nach Ansicht einiger Bewohner dem Verfahren hätte vorangestellt werden sollen.

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Immer wieder vorgebracht werden auch Gründe des Naturschutzes, warum das Grundstück aktuell nicht bebaut werden sollte. Dazu hat das Landschaftsarchitekturbüro Faktorgrün bereits ein Gutachten erarbeitet. Betrachtet wurden unter anderem drei schützenswerte Vogelarten – Haussperling, Mauersegler, Star -, von denen aber nur möglicherweise der Star auf dem Gelände brütet. Daher sollen soweit wie möglich Gehölze erhalten bleiben. Etwas diffiziler gestaltet sich die Lage bei den Fledermäusen, hier werden vier Arten nachgewiesen. Als Ausgleich müsse die Stadt 50 Rundkästen als Nisthilfen am Waldrand und im Wald schaffen. Außerdem sollen 15 Altbäume erhalten bleiben, heißt es in der Vorlage. Nicht nachgewiesen wurden auf der Fläche Haselmäuse.

Bienen nicht untersucht

Kritiker des Vorhabens verweisen auch darauf, dass die Wiese ein Rückzugsgebiet für Bienen und andere Insekten ist. Doch wie wichtig für diese Tiere das Areal ist, wurde gar nicht untersucht, wie Michael Glaser, Ingenieur bei Faktorgrün feststellt. Bienen und Wildbienen gehören nicht zu den besonders schützenswerten Arten.