Oberbürgermeister Roth macht ernst mit seiner Ankündigung aus dem Wahlkampf, für ausreichend Wohnraum in der Stadt zu sorgen: Am Dienstag diskutieren die Stadträte im Technischen Ausschuss über gleich drei neue Wohnprojekte: Im Villinger Kurgebiet, in Rietheim und in Weilersbach.
Für Aufregung im Kurgebiet dürfte die geplante Bebauung einer 4,3 Hektar großen idyllischen Wiese zwischen dem früheren Hotel Bosse, jetzt Hotel am Kurpark, und der Parkresidenz am Germanswald sorgen. Hier plant die Stadt in drei Bauabschnitten ein Wohngebiet mit deutlich dichterer Bebauung als im restlichen Kurgebiet. So sollen neben Einfamilienhäusern im Südwesten auch Mehrfamilienhäuser entstehen, die zwingend dreigeschossig sein sollten, um eben die höhere Dichte zu erreichen.
In einem von drei Baufeldern will die Stadt einen Anteil von 30 Prozent Sozialwohnungen errichten. Das entspreche dem Gemeinderatsbeschluss vom Oktober 2018, dass auf städtischen Grundstücken aber einer Größe von zehn Wohneinheiten ein verpflichtender Anteil von mindestens 30 Prozent öffentlich geförderter Wohnraum entsteht. Entlang der Oberförster-Ganter-Straße sind zweigeschossige Stadtvillen geplant.
Die Erschließung soll über eine Ringstraße mit Anbindung an die Oberförster-Ganter-Straße erfolgen. Sogar über die Form der Dächer finden sich in der Vorlage schon Details: Während im Baufeld 1 nur geneigte Dächer mit einer Dachneigung von mindestens 20 Grad bis maximal 40 Grad zulässig sind, sollen auf den übrigen Flächen auch Flachdächer errichtet werden können.
Im Zuge der Baumaßnahmen müsste ein Großteil der bestehenden Grünflächen überbaut und zahlreiche Gehölze gerodet werden. Hierzu gibt es schon eine detaillierte artenschutzrechtliche Untersuchung des Fachbüros Faktorgrün. Für verschiedene dort lebende Fledermäuse müsse auf jeden Fall ein Ausgleich geschaffen werden, hier schlägt das Büro vor, 50 Rundkästen im Wald nördlich der Wiese anzubringen. Auch müssen drei Höhlenbäume erhalten bleiben, rings um diese Bäume soll eine öffentliche Grünfläche mit Spielplatz entstehen.
Viel Wert werde bei der Planung auf Grünflächen gelegt, ist der Vorlage zu entnehmen. Um in diesem Bereich eine wirklich fundierte Planung zu bekommen, regt die Stadtverwaltung eine sogenannte Konzeptvergabe an. Hier werden kommunale Grundstücke nicht nur zum Höchstpreis vergeben oder veräußert. Hier schaut man auch auf die Qualität des Nutzungskonzeptes unter ökologischen, sozialen, wohnungs- und städtebaulichen Kriterien.
Die Stadtverwaltung begründet die geplante Bebauung dieser Wiese mit der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt und den damit verbundenen steigenden Mieten und Immobilienpreisen. Für die Doppelstadt sei ein Bedarf an 4300 neuen Wohnungen bis nächstes Jahr geschätzt, von 2021 bis 2030 kommen nochmals 2300 benötigten Wohnungen hinzu. Besonderes Augenmerk müsse auf den Mietwohnungsbau gelegt werden, da vor allem hier große Defizite herrschen.
Im Moment werde die Fläche als öffentliche Grünfläche genutzt. In West-Ost-Richtung ist das Gebiet mit einer Fußwegeverbindung von der Oberförster-Ganter-Straße bis zur Germanstraße durchzogen. Östlich der Oberförster-Ganter-Straße verläuft innerhalb der Fläche ein asphaltierter Fußweg.
Die Sitzung des Technischen Ausschuss findet am Dienstag, 5. November ab 17.15 Uhr im Münsterzentrum in Villingen statt. Der Bebauungsplan Oberförster-Ganter-Straße ist der 15. Punkt auf der umfangreichen Tagesordnung.