Anja Greiner

Das Trinkwasser im Bereich Schwenningen, Weilersbach, Obereschach, Wöschhalde, Auf Herdenen, Schilterhäusle, Nordstetten, Mühlhausen sowie Dauchingen darf voraussichtlich bis Ende August nur abgekocht für die Nahrungszubereitung und medizinische Zwecke verwendet werden, das teilen die Stadtwerke VS am Donnerstagvormittag mit.

Bei einer Routineuntersuchung des Trinkwassers war ein erhöhter Wert sogenannter coliformer Bakterien festgestellt worden. Das entsprechende Testergebnis eines externen Labors erhielten die Stadtwerke laut Aussage der Pressesprecherin Susanna Kurz am Mittwochabend. Donnerstagmorgen wurde die Probe dem Gesundheitsamt vorgelegt. Dort wurde unverzüglich die Abkoch-Anordnung erlassen.

Coliforme Bakterien haben erst einmal nichts mit den Darmkeimen, den sogenannten E.coli-Bakterien zu tun. "Das sind Keime, die in der Natur vorkommen", sagt Tatjana Ritter, Ärztin im Gesundheitsamt des Landkreises. Sie war es auch, die am Morgen die Abkoch-Anordnung ausgesprochen hat. Es ist der erste Vorfall dieser Art im Leitungsnetz der SVS und, wie sie sagt: Eine reine Vorsichtsmaßnahme. "Es besteht kein Grund zu Panik, coliforme Keime sind nicht krankheitsauslösend." Auch bei bereits konsumiertem Wasser bestünde keine Gesundheitsgefahr.

  • Das muss getan werden: Wenn das Wasser zum Trinken, Kochen (beispielsweise zum Waschen von Salat oder zur Zubereitung von Eiswürfeln), zum Zähneputzen oder zum Reinigen von Wunden verwendet wird, muss es zuvor drei Minuten sprudelnd abgekocht werden. Zum Duschen oder Baden kann das Wasser weiterhin bedenkenlos unabgekocht verwendet werden. Wer aus dem Urlaub zurückkommt, sollte ein paar Minuten die Wasserleitungen spülen, bis die Temperatur merklich abkühlt.
  • Das unternehmen die Stadtwerke: Zur Desinfektion wird das Leitungsnetz von den Mitarbeitern der Stadtwerke seit Donnerstagmorgen gechlort und gespült. Bis das Wasser wieder unabgekocht genießbar ist, ist eine Konzentration von 0,2 Milligramm pro Liter nötig, so Dietmar Steinmann. Er prüft das Wasser an der Sturmbühlstraße, Ecke Alpenstraße, Donnerstagmittag betrug die Chlorkonzentration dort 0,02 Milligramm pro Liter. Das Abkochgebot werde erst dann aufgehoben, wenn drei aufeinanderfolgende Proben unbedenklich sind, so Cornelius Napp, Pressesprecher der Stadtwerke. Die Auswertung der Proben erfolge durch ein Fachlabor und dauere je Probe mehrere Tage. "Es ist demnach davon auszugehen, dass die Maßnahme den August über aufrechterhalten wird", sagt Napp.
  • Die Ursachen: Wie die Verunreinigung zustande kam, werde derzeit noch untersucht. Klaus Gaßmann, Leiter der Abteilung Netze der SVS, hat einen Verdacht: „Eine der Ursachen könnte im warmen Sommer liegen.
    Bislang waren die Temperaturen in den Höhen des Schwarzwaldes selten konstant so lange so hoch wie in diesem Jahr. Proben haben Wassertemperaturen von bis zu 20 Grad in einem Meter Tiefe ergeben.“ Gerade während der Urlaubszeit, in der der Wasserverbrauch in den Städten zurückgehe, stehe in manchen Gebieten das erwärmte Wasser über längere Zeit in den Leitungen. „Ein Nährboden für die Keime“, sagt Gaßmann.
  • Das sagen die Experten: "Abkochen und gut ist", sagt der Villinger Allgemeinmediziner Klaus Dold. Und: "Man muss nicht in Panik verfallen." Auch wer das unabgekochte Wasser getrunken hat: "Es besteht kein Risiko", sagt Dold. "Es ist keine Katastrophe", sagt auch Tatjana Ritter. "Das gibt es immer mal wieder." Bei mehreren Eigenwasserversorgern im Kreis wurde eine solche Abkoch-Anordnung bereits öfter ausgesprochen. "Aufgrund des Klimawandels", sagt Ritter, "kann es künftig öfter mal sein, dass das Wasser abgekocht werden muss."

Weitere Informationen

Sobald das Abkochgebot aufgehoben wird, werden die Bürger über die Medien informiert. Für Rückfragen hat die SVS ein Sondertelefon eingerichtet. Dieses ist täglich von 7 bis 20 Uhr unter der Telefonnummer 07721/4050 4994 erreichbar. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.svs-energie.de/wasser.