Roland Dürrhammer

Neujahrsmorgen 2020: Zahlreiche Bürger kommen zum Pavillon der Villinger Parkanlage Hubenloch. Da erklingen die ersten Trommeltöne der Grenadiere. Um 6.45 Uhr ist das Historische Grenadiercorps in ihren schmuckem Uniformen mit Marschgepäck ausgerückt, um ihre vier Kanonen in Ausrichtung Ost/Nordost, Ost, Ost/Südost und Südost bei 300 Strich Erhöhung in Stellung zu bringen, damit pünktlich um acht Uhr mit dem Neujahrsschießen begonnen werden kann. „Zwei der vier Kanonen wurden per Hand gezogen, die anderen mit dem einem Fahrzeug auf das Hubenloch transportiert“, sagt Kommandant Wolfgang Kunle.

Wolfgang Kunle, der Kommandant.
Wolfgang Kunle, der Kommandant. | Bild: Roland Dürrhammer

Die ersten Frühaufsteher, oder jene, die nach einer langen Silvesternacht noch gar nicht im Bett sind, können sich am Feuerkorb aufwärmen und werden von den Frauen der Grenadiere mit Tee, Glühwein oder einem Schnäpschen versorgt. „Ich bin schon als Kind mit meinem Vater zum Neujahrsschießen hierhergekommen und seit dem 1. Januar 1980 aktiv mit dabei“, berichtet Kunle.

Auf ein gesundes und glückliches Jahr stößt Oberbürgermeister Jürgen Roth (links) beim Neujahrsschießen des Historischen Grenadiercorps ...
Auf ein gesundes und glückliches Jahr stößt Oberbürgermeister Jürgen Roth (links) beim Neujahrsschießen des Historischen Grenadiercorps Villingen auf dem Hubenloch an. | Bild: Roland Dürrhammer

Seit 53 Jahren gibt es den Brauch wieder, der einst von den ledigen Bürgersöhnen Villingens gepflegt wurde. Erinnert wird an die überstandene Winterbelagerung 1633 im 30-jährigen Krieg. Zwölf Salven zur achten Stunde im Abstand von einer Minute werden zum Gruß an die Schutzpatronin der Stadt, dem Schutzpatron der Grenadiere, dem Oberbürgermeister und Bürgermeister, den Bürgerinnen und Bürgern, dem Land Baden, dem Haus Württemberg, den Ehrenmitgliedern des Corps, den Freunden und Gönnern des Corps und den Corps-Angehörigen abgegeben.

Wie in einer anderen Zeit: das Neujahrsschießen des Historischen Grenadiercorps.
Wie in einer anderen Zeit: das Neujahrsschießen des Historischen Grenadiercorps. | Bild: Roland Dürrhammer

Alles wird militärisch straff organisiert und mit „Salve, Batterie Feuer“ vom Sergeanten, nach Meldung der Feuerbereitschaft durch die Kanoniere, zum Schuss freigegeben. Bemerkenswert: Mit bis zu 100 Gramm Schwarzpulver werden die Kanonen pro Schuss geladen.

Besonderer Moment

Für Oberbürgermeister Jürgen Roth war es das zweite Neujahrsschießen in seiner Amtszeit. „Es war ein besonderer Moment, nachdem der Rauch zirka 20 Sekunden am Himmels stand und dann der Schall wieder zurückkam“, so Roth, der sich beim Grenadiercorps und den zahlreichen Zuschauern bedankte und allen ein gesundes und fröhliches Jahr 2020 wünschte. In den Spitalkeller, unter dem Elisabethenturm im Rietgarten, geht es anschließend zu einem gemeinsamen Treffen.