Ganz ehrlich: Wenn man erlebt, dass in einer Praxis Patienten im Wartezimmer nur noch mit Nummern angesprochen werden, tippt man sich als Normalbürger erst einmal an die Stirn und denkt: Der Datenschutz dreht völlig hohl.
Die EU-Bürokraten sollten lieber den großen Datenkraken wie Google, Facebook oder Amazon die Tentakeln stutzen, statt die kleinen Leute zu Nummern zu degradieren.
Beschäftigt man sich aber etwas näher mit der Thematik und schaltet von Baugefühl auf Verstand, sieht die Sache anders aus. Ob Arztpraxis, Apotheke oder Physiotherapie: Hier kreiseln höchst sensible Daten um das Thema Gesundheit, Krankheit und Kosten.
Kleines Beispiel: Wenn ein ganzes Wartezimmer mitbekommt, dass der Patient am Tresen, der nett mit Namen begrüßt wird, unter Hämorrhoiden oder Inkontinenz leidet, ist das für die meisten Betroffenen richtig peinlich. In vielen älteren Praxisräumen oder in Apotheken sind solche Szenarien – eventuell noch unterstützt durch hemdsärmlige Angestellte – bis heute höchst realistisch.
Denkbar sind aber auch handfeste bis existenzielle Nachteile für Betroffene, wenn Gesundheitsdaten in falsche Hände geraten. Bei Licht betrachtet sind dann eine Patienten-Nummer und eine schalldichte Tür im Wartezimmer doch nicht so schlecht.