Erneut stößt ein innerstädtisches Bauprojekt auf die Kritik von Anwohnern. Auf dem alten Klinikparkplatz will die Baugenossenschaft Familienheim ein Projekt mit 90 Wohneinheiten sowie ein integratives Wohnprojekt der kirchlichen Stiftung Liebenau umsetzen. Doch den Anwohnern im nördlichen Bereich ist der schmale, frühere Klinikumsparkplatz zu dicht und damit vor allem zu hoch bebaut. Sie fordern unter anderem die Verringerung um eine Geschossfläche der zwei Häuser, die am dichtesten zur Keferstraße stehen. Am Dienstag, 11. Februar, will der Technische Ausschuss über die Aufstellung der Bebauungsplanänderung beschließen. Anlieger könnten danach noch Einwände vorbringen.

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Der Redaktion liegt ein Schreiben von zwölf Betroffenen vor, die sich gegen das Projekt in seiner bisherigen Form aussprechen. Unterschrieben ist es von Sabine und Peter Kaspers, Dr. Christiane Wage-Maisenbacher, Dr. Hanjo Maisenbacher, Brigitte und Max Saier, Ruth Rosenfelder, Martin Bender, Cornelia und Dr. Ernst Pallenbach, Eleonora und Waldemar Schäfer. Dabei geht es den Anwohnern nach eigenen Worten nicht darum, die Bebauung zu stoppen und schon gar nicht, sozialen Wohnraum zu verhindern. Aber es müssten auch die Sorgen der direkten Anlieger, die vor gut 20 Jahren ebenfalls mit Familienheim gebaut hatten, insbesondere zur Höhe der neuen Gebäude, ernst genommen werden.

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Die sechs Wohneinheiten der Keferstraße 10 bis 20 seien bewusst mit großen Fensterfronten zur Südseite ausgestattet, schreiben sie, um zum energiesparenden Heizen beizutragen. Dies werde durch die Verschattung insbesondere im Winter konterkariert. Das Gelände steige entlang der Vöhrenbacher Straße stadtauswärts leicht an, die Grundstücke lägen dadurch insbesondere im Bereich Keferstraße 18 und 20 fast zwei Meter unterhalb des Parkplatzes, sodass ein viergeschossiges Haus sogar fünfgeschossig wirke. Bei einer Bebauung mit vier Geschossen – so wie im aktuellen Plan vorgesehen – fiele in allen Jahreszeiten auf großen Teilen der Grundstücke viel Sonnenlicht weg, was die Lebensqualität sehr beeinflussen würde.

Sonnenlicht fehlt

Auch der Grünstreifen, der bislang diese Wohnungen von der Straße trenne, und Sichtschutz bot, werde vermutlich den Baumaßnahmen größtenteils zum Opfer fallen. Vor dem Grundstück der Keferstraße 10 werden alle Bäume gefällt, und vor dem Grundstück der Keferstraße 14 falle die Begrünung Müllcontainern zum Opfer.

Kompromiss möglich?

Die Anwohner sind der Auffassung, dass mit gegenseitigem Wohlwollen und Rücksichtnahme das Bauvorhaben auf maximal zwei bis drei Etagen mit Dachgarten begrenzt werden müsse, zumindest bei den beiden Häusern östlich der Tiefgarageneinfahrt, die am dichtesten an den Gebäuden der Keferstraße geplant seien. Der Grünstreifen sollte weitestgehend erhalten bleiben.

„Nicht unsozial gegenüber Anwohner“

Sozialer Wohnungsbau dürfe nicht unsozial gegenüber den Anwohnern umgesetzt werden, merken sie in ihrem Schreiben an. Zudem wird darauf hingewiesen, dass nicht nur der Grünstreifen entlang der Reihenhausgärten von der Bebauung betroffen sei, sondern auch das Grünflächendreieck zwischen Kindergarten, Keferstraße 9/10 und dem jetzigen Parkplatz. Hier würde eine Grünfläche komplett der Bebauung durch Microlofts geopfert und die Art der Verdichtung ebenfalls als nicht akzeptabel empfunden.

Enger zeitlicher Rahmen

Aus Sicht der Anwohner ist durchaus ein Kompromiss mit Familienheim möglich, wenn die Villinger Baugenossenschaft ihre Pläne abspeckt. Die Anwohner selbst sehen sich auch deswegen in einer schwierigen Situation, weil ihnen das Projekt erstmals offiziell Anfang vergangener Woche vorgestellt wurde. Bereits jetzt steht es nun auf der Tagesordnung des Technischen Ausschusses – ein sehr enger zeitlicher Rahmen. Der alte Klinikumparkplatz wurde bereits vergangenes Jahr von der Stadt an die Baugenossenschaft Familienheim verkauft. Auf der südlichen Seite der Vöhrenbacher Straße entsteht derzeit auf dem Areal der ehemaligen Villinger Klinik der neue Stadtteil Friedrichspark, gebaut durch Top Bau.