Nach nur einem Jahr trennt sich die Stadt von ihrem bisherigen Tonhallen-Wirt Roland Gleichauf und dessen Catering-Betrieb "Happy Crazy" aus Donaueschingen. Der Zeitpunkt ist kritisch. Bangen müssen jetzt vor allem die großen Villinger Fastnachtsvereine, da im Januar bereits die närrische Ballsaison beginnt.

  • Verhandlungen laufen: Am Montag teilte die Betreibergesellschaft der städtischen Veranstaltungsstätten, die Kultur- und Tagungsräume GmbH (KTVS), in wenigen Zeilen mit, dass das Vertragsverhältnis mit dem Donaueschinger Catering-Unternehmen zum 31. Dezember beendet werde. "Die Trennung erfolgt in beiderseitigem besten Einvernehmen", heißt es in dem Schreiben diplomatisch. Alle bis Jahresende gebuchten Veranstaltungen würden in gewohnter Weise kulinarisch vom Team "Happy Crazy" betreut. Mit möglichen Nachfolgern stehe die Geschäftsleitung der KTVS derzeit in Vertragsverhandlungen. Man hoffe, "zügig einen geeigneten Caterer zu finden", heißt es weiter.
  • Zwischen Hoffen und Bangen befinden sich auch die großen Villinger Fastnachtsvereine. Denn die erste Großveranstaltung im Neuen Jahr ist die Hauptversammlung der Historischen Narrozunft am 5. Januar. Am 12./13. Januar finden die beiden Fastnachtsbälle der Katzenmusik statt, es folgen im Wochentakt die Bälle der Narrozunft, der Hexenzunft und der Glonki-Gilde. Ein Fastnachtsball ohne Bewirtung wäre kaum vorstellbar.
    Der neue Catering-Betrieb, so denn auf die Schnelle überhaupt einer gefunden werden kann, müsste in der Lage sein, Anfang Januar binnen weniger Tage eine Veranstaltung mit mehreren hundert Besuchern zu bewirten.
  • Not-Überlegungen: "Das wird ein spannender Start ins neue Jahr", orakelt Anselm Säger, der Zunftmeister der Narrozunft mit Blick auf das kleine Zeitfenster bis zur Hauptversammlung seines Vereins am 5. Januar. Da an diesem Abend eine wichtige Personalentscheidung ansteht – Alexander Brüderle soll zum neuen Vize-Zunftmeister gewählt werden – rechnet Säger vorneweg mit 400 Besuchern. Er selbst hat sich schon Gedanken gemacht, was zu tun wäre, wenn bis dahin noch keine Bewirtung der Halle möglich ist: Eventuell würde die Zunft einen befreundeten Verein ersuchen, die Bewirtung zu übernehmen. Ganz zur Not könnte auf ein Speiseangebot verzichtet und eine Selbstbedienungstheke für Getränke eingerichtet werden. "Doch spätestens beim Katzenmusikerball müsste das Catering rund laufen", hofft Säger.
    "Das wird ein spannender Start ins neue Jahr." Anselm Säger, Zunftmeister der Historischen Narrozunft.
    "Das wird ein spannender Start ins neue Jahr." Anselm Säger, Zunftmeister der Historischen Narrozunft.
  • Einigen Unmut: Über die Hintergründe der Trennung ließen Stadt und Caterer gestern nichts verlauten. Kenner der Branche hat die Trennung aber keineswegs überrascht. Es soll im abgelaufenen Jahr "einigen Unmut über den Service" in der Tonhalle gegeben haben, heißt es. Letztlich, so sagen Insider, sei die Bewirtschaftung einer großen Halle im Allgemeinen und die der Tonhalle im Besonderen ein anspruchsvolles Unterfangen.
    Die Tonhallen-Küche ist sehr klein, Speisen müssen mit Konvektomaten fertig gegart werden, ein Caterer muss eine riesige Ausrüstung und zahlreiches Personal stellen. Da sei ein kleinerer Betrieb organisatorisch schnell überfordert. Für die Stadt werde es wohl schwierig, einen schlagkräftigen Nachfolger zu finden. "Hier in der Region sehe ich keinen", urteilt ein Branchenkenner.
  • Kummerländer winkt ab: Einer der wenigen, der die Kapazitäten hätte, wäre der ebenfalls aus Donaueschingen kommende Cateringbetrieb "Vom Feinsten" von Günther Kummerländer. Dieser hatte die Tonhalle zehn Jahre von 2003 bis 2012 bewirtet. Nach einem Streit mit dem Villinger Skiclub, der dem Caterer die Verantwortung für einen missglückten Jubiläumsabend in der Tonhalle zugeschoben habe, soll die Stadt Kummerländer seinerzeit abserviert haben, berichten gut informierte Kreise. Möglicherweise ein Fehler. Inzwischen bewirten Kummerländer und sein Sohn die Stadthallen in Tuttlingen und Donaueschingen. Die Neue Tonhalle, sagte Kummerländer am Montag auf SÜDKURIER-Anfrage, komme für ihn jetzt nicht mehr in Frage. Er habe keinerlei freie Kapazitäten. Das allergrößte Hindernis sei, dass man in der Gastronomie derzeit kein qualifiziertes Personal finde. Man darf also gespannt sein, ob die Stadt das Problem nachhaltig wird lösen können.