An sein erstes Gemälde, Öl auf Leinwand, kann sich Theo Leute noch gut erinnern. Arnold Böcklins „Toteninsel“ war es, die sich der heute 85-Jährige als Jugendlicher vornahm. Mit Ölfarben aus dem Bestand seines Vaters Wilhelm, der ebenfalls gerne malte, entstand eine Nachbildung des Böcklin-Werks.
„Gar nicht mal so schlecht gemacht“
„Eine meiner Tanten wollte das Bild unbedingt haben. Also habe ich es ihr gemalt“, sagt Theo Leute. Die Tante war begeistert, der junge Hobbymaler stolz. „Später einmal habe ich mir das Original im Kunstmuseum Basel angeschaut und dachte mir: Das hab ich gar nicht mal so schlecht gemacht.“
Zehntscheuer und Narrobrunnen
Und weil Theo Leute bis heute „gar nicht mal so schlecht“ malt, hat er auch in diesem Jahr wieder einen Kalender mit dem Titel „Vertrautes Villingen„ herausgegeben. Auf zwölf stimmungsvollen Aquarellen nimmt Leute die Käufer mit auf einen im wahrsten Sinne des Wortes malerischen Stadtrundgang, vorbei an Zehntscheuer und Narrobrunnen, zu einem Abstecher an den Elisabethenturm, zum Turmhaus an der Wehrstraße oder auf den Weihnachtsmarkt auf dem Münsterplatz.
Aquarellfarbe trocknet schnell
Im Sommer hat Theo Leute mit der Arbeit für seinen Kalender begonnen. Für ein Bild – er malt ausschließlich Aquarelle – braucht er etwa einen Tag. „Das Tolle an Aquarellfarben ist, dass sie schnell trocken sind.“ So komme man gut voran. Und er fügt lachend hinzu: „Und zu Hause kann ich sagen: Ich kann jetzt nicht staubsaugen, ich muss weitermalen.“
Mit dem Rad unterwegs
Seine Motive entdeckt Theo Leute, wenn er mit dem Rad in seiner Heimatstadt unterwegs ist. Hat er ein Fleckchen gefunden, das gemalt werden soll, fotografiert er es zunächst bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen, bevor es zu Hause in der Goethestraße an die Arbeit geht.
Die Kreativität an Maschinen ausgelebt
Gerne hätte der Sohn der Villinger Bäckerfamilie seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die wenig rosige berufliche Perspektive ließ ihn jedoch eine technische Laufbahn einschlagen: Nach dem Abitur 1955 studierte er in Karlsruhe Maschinenbau und war für mehrere große Unternehmen in leitender Funktion tätig. „Ich habe meine Kreativität eben an den Maschinen ausgelebt“, sagt der 85-Jährige, der während seiner beruflichen Laufbahn mehrere Patente beantragt hat.
Vom Rentner zum Geschäftsführer
Die Liebe zur Malerei hat ihn dennoch nicht losgelassen. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, dieses Hobby mit Beginn seiner Rente und der Rückkehr nach Villingen wieder zu pflegen. Doch es sollte anders kommen: 2003 wurde er als kommissarischer Geschäftsführer berufen, um die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratene Villinger Baugenossenschaft wieder auf Kurs zu bringen.
Mit 75 Zeit für das Hobby
Noch bis zum Jahr 2009 war Theo Leute im Vorstand der Baugenossenschaft tätig. Mit 75 Jahren begann für ihn tatsächlich der Ruhestand – und seitdem hat der Villinger nun auch Zeit, sich seinem Hobby ausgiebig zu widmen. In mehreren Volkshochschulkursen hat er sein Wissen und Können vertieft, alles weitere machen Talent und Praxis aus – es vergeht kaum ein Tag, an dem Theo Leute nicht malt.
Nach drei Serien ist Schluss
Die dritte Kalenderserie soll dennoch die letzte sein. „Es ist nicht so, dass mir die Motive ausgehen“, sagt er. „Aber ich bin jetzt 85, langsam wird die Hand doch etwas zittrig.“