Rund 70 Flüchtlinge aus der westafrikanischen Republik Gambia halten sich derzeit im Landkreis auf. Die meisten sind nur geduldet und haben Angst vor Abschiebung. Und sie nutzen immer wieder mal die Hilfe des „Jobclubs Villingen-Schwenningen“, der sie berät und unterstützt, vor allem bei der Vermittlung einer Arbeit. Der Jobclub, ein Verein, der sich aus einem Dutzend Helfer, meist im Rentenalter, zusammensetzt, tut aber noch mehr. Jetzt unterstützt er sogar ein Entwicklungshilfeprojekt in Gambia.
Fluchtursachen bekämpfen
Dahinter steckt die Überzeugung des Vereins, dass es Sinn macht, nicht nur den hier gestrandeten Flüchtlingen beizustehen, sondern auch einen Beitrag gegen Fluchtursachen im Herkunftsland selbst zu leisten. Die Ursachen liegen auf der Hand: „Gambia gehört zu den ärmsten Ländern der Erde“, weiß Christian Utischil aus Unterkirnach, der Vereinsvorsitzende des Jobclubs. Aus purer Not verlassen viele junge Männer das Land mit seinen nur zwei Millionen Einwohnern und suchen ein besseres Leben anderswo. Viele sind nach Deutschland gelangt, vor allem nach Baden-Württemberg, wo sich rund 10 000 Gambier aufhalten.
Hilfe zur Selbsthilfe
Staatliche Entwicklungshilfe aus Deutschland gibt es für Gambia so gut wie gar nicht. Um etwas gegen die Armut zu unternehmen, will der Jobclub dort Hilfsprojekte unterstützen. 24 000 Euro hat der Verein auf der hohen Kante. Die ersten 4000 Euro wurden jetzt nach Gambia überwiesen, für ein Farmprojekt. Mit dem Geld soll angehenden Landwirten der Einstieg in die Schafzucht erleichtert werden. Ziel des landwirtschaftlichen Projekts ist es, arme und benachteiligte Bauern, Männer und Frauen und Gemeinschaften in Gambia zu befähigen, ihre Bedingungen für ein besseres Leben zu verbessern. Als soliden Partner vor Ort hat der Jobclub das Entwicklungsbüro der katholischen Erzdiözese der Hauptstadt Banjul gefunden.
Geizige Doppelstädter
Die Spendengelder stammen aus Wohltätigkeits-Aktionen. Nach dem Christian Utischil 40 Privatpersonen der Doppelstadt um finanzielle Unterstützung angeschrieben hatte, aber nur drei Spenden zurückkamen, hat er sich an seine ehemaligen Arbeitskollegen der Unternehmensberatung Westermacher in Heidelberg gewandt. Denen gelang es, durch Charity-Aktionen die erwähnten 24 000 Euro an Spenden einzunehmen. Sie sollen nun in das katholische Entwicklungsprojekt in Gambia fließen.
Abgespeckte Lehre gefordert
Auch politisch ist der Verein aktiv. So unterstützen die Mitglieder beispielsweise die Bestrebungen einer Partnerschaft zwischen dem Land Baden-Württemberg und Gambia. Bislang allerdings ohne großen Fortschritt. Die politische Zielsetzung, die sich der Jobclub inländisch auf die Fahnen geschrieben hat, lautet: „Arbeit und Ausbildung statt Abschiebung.“ Sinnvoll wäre es nach den Erfahrungen des Vereins, für die Flüchtlinge eine zielgerichtete Berufsausbildung mit einfacheren Theorie-Standards einzuführen. Denn viele junge Männer aus Gambia scheiterten an den Anforderungen der Berufsschulen, vor allem in den Fächern Deutsch und Mathematik, berichtet Christian Utischil. Der Jobclub findet dabei auch Unterstützung bei heimischen Betrieben, die die hohe Arbeitsmoral und handwerklichen Fähigkeiten der Flüchtlinge aus Gambia schätzen und es nicht verstehen, wenn diese dringend benötigten Arbeitskräfte wieder zurückgeschickt werden.
Fehlende Papiere
Die Hauptarbeit des Vereins liegt in der Beratung und Begleitung der Asylbewerber in Fragen ihres Aufenthaltes und bei der Suche einer Ausbildungs- und Arbeitsstelle. Immerhin haben rund 50 der 70 vom Jobclub punktuell betreuten Gambier eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle. Das Hauptproblem der Westafrikaner, so berichtet Utischil, ist aber der Umstand, dass die meisten keine gültigen Personalpapiere haben. Wenn sie
die aber nicht vorweisen können, verlieren sie ihren Arbeitsplatz und sind
zur Abschiebung freigegeben. Nach einem oft langwierigen Verfahren werden die Asylanträge der Flüchtlinge aus Gambia ohnehin fast alle abgelehnt.
Angst vor Abschiebung
Unter der Angst vor Abschiebung wiederum leidet nach Feststellung des Job-Club-Vorsitzenden die Lebensfreude, die Arbeitsmoral und das schulische Engagement der Betroffenen. Viele tauchen immer wieder im In- oder Ausland ab. Allerdings ist die reale Gefahr der Abschiebung für die Flüchtlinge nach Feststellung von Utischil weitaus geringer als die Angst davor. Die Migranten werden nach Ablehnung ihrer Anträge meistens in Deutschland geduldet. Nach Kenntnis von Utischil wurden bislang drei der rund 70 Gambier in der Vergangenheit abgeschoben. Doch inzwischen nimmt Gambia keine Flüchtlinge mehr zurück.
Kritik an CDU
Über die Asylpolitik kann Utischil nur den Kopf schütteln. „Es wäre wünschenswert, wenn die CDU Baden-Württemberg ihr Abschiebeverhalten ändern würde. Das würde zur erheblichen Beruhigung der Asylbewerber beitragen“, sagt der ehemalige Unternehmensberater. Aber nicht nur politische Unterstützung, auch praktische Hilfe täte dem Verein gut. „Wir könnten ruhig noch ein paar Ehrenamtliche brauchen“, sagt der Rentner. „Wir sind alle am Limit.“
Der Jobclub
Der Joblcub Villingen-Schwenningen e.V. hat sich 2017 als Folge des Flüchtlingszustroms von 2015 zusammengefunden. Der gemeinnützige Verein versteht sich als Asyl-Unterstützungsgruppe im Schwarzwald-Baar-Kreis und als Impulsgeber für überregionale Flüchtlingspolitik. Der Verein sieht sich als überparteilich, interkonfessionell und unabhängig. Das Ziel heißt: „Arbeit und Ausbildung statt Abschiebung“. Wer im Verein mithelfen will, kann sich an Christian Utischil aus Unterkirnach wenden (E-Mail: info@jobclub-vs.de). Spenden für die Arbeit des Vereins sind möglich auf das Sparkassen-Konto mit der IBAN: DE59 694 50065 1151 0504 23.