Es ist mit zwei Meter Durchmesser und einem Gewicht von 5,4 Tonnen eine der größten Kirchenglocken im Südwesten: Jetzt ist die große Christusglocke im Münster Unserer Lieben Frau in Villingen kaputt: Ein langer Riss zieht sich über ihre Oberfläche, ein Glockensachverständiger hat dies bestätigt und eine Reparatur empfohlen. Nicht klar ist, ob der Riss die Glocke auch schon innen beschädigt hat. Aus diesem Grund erklingt sie nicht mehr, der Riss sei auch sehr „klangverderbend“, so Münstermesner Andreas Turner. Er befürchtet auch größere Schäden, wenn die Glocke weiter läuten würde. Klar ist, die Glocke muss in einer Fachwerkstatt repariert werden. Sie ist immer fachgerecht und regelmäßig gewartet worden, so Turner. Warum also dieser Schaden aufgetreten ist, sei unklar. Er habe es gehört, dass etwas mit der Glocke nicht in Ordnung ist und ist der Sache dann auf den Grund gegangen.

Dies ist aber kein leichtes Unterfangen, da die schwere Glocke nur mit einem Spezialkran vom Turm gehievt werden kann, außerdem müssen die Schallöffnungen verbreitert werden: „So passt die Glocke da nicht durch“, erklärt Andreas Turner. Seitlich der Öffnungen müssten Steine abmontiert werden, damit die Glocke Durchlass findet. Insgesamt läuten im Münster zehn Glocken, neun davon gehörten zum fein aufeinander abgestimmten Hauptgeläut, so Andreas Turner. Eine zehnte Glocke aus dem Jahr 1305 hängt in der Dachlaterne und erklingt nur solistisch, beispielsweise bei Taufen. Das Glockengeläut sei durch das Fehlen der Christusglocke sehr eingeschränkt und so sei es wünschenswert, dass die Glocke schnell repariert werde.
Der Stiftungsrat der Seelsorgeeinheit, der über die Finanzen entscheidet, hat dazu schon grünes Licht gegeben. Allerdings ist noch völlig unklar, wie hoch die Kosten sind. „Das wäre im Moment alles sehr spekulativ“, so Turner. Billig wird die Reparatur aber sicher nicht, wenn man nur schon an den aufwändigen Abbau und Abtransport der Glocke denkt. Jetzt hat sich Münster- und Bezirkskantor Roman Laub spontan entschlossen, ein Benefizkonzert zu veranstalten, um einen finanziellen Grundstock für die Reparatur der Glocke zu legen. Die Freiburger Domsingknaben führen Werke von Orlando di Lasso, Gregor Aichinger, Anton Bruckner, Heinrich Schütz, Max Jobst, Josef Rheinberger und Charles Villiers Stanford auf. Das Konzert in der Benediktinerkirche beginnt um 18 Uhr. Der Eintritt zum Konzert ist frei, Spenden für die Glockenreparatur sind erwünscht. „Das ist natürlich eine tolle Sache und ein schöner Auftakt für das große Projekt“, freut sich Münstermesner Andreas Turner. Viele Villinger haben schon mitbekommen, dass die Glocke kaputt ist, bei Andreas Turner gibt es immer Nachfragen, was denn los sei. „Die Leute nehmen da Anteil daran.“
Die Stadt hat die große Glocke 1954 anlässlich des 250-jährigen Jubiläums der Belagerung der Stadt durch Marschall Tallard im Jahr 1704 gestiftet. Acht der Glocken hat die Glockengießerei F. W. Schilling im Jahr 1954 gegossen, eine weitere der Karlsruher Glockengießerei kam 1985 dazu. Die Glocke ist bisher jeden Freitag um 11 Uhr geläutet worden, um an die Toten der beiden Weltkriege zu erinnern, dies war der Wunsch der Stadt bei der Schenkung.
Benefizkonzert
Das Benefizkonzert zugunsten der Renovation der großen Münsterglocke findet am Sonntag, 29. April um 18 Uhr in der Benediktinerkirche statt. Zu Gast in der Benediktinerkirche sind die Freiburger Domsingknaben unter der Leitung von Boris Böhmann und die Organistin Kirsten Sturm aus Rottenburg. Der Eintritt ist frei, es wird um Spenden gebeten. Die katholische Kirchengemeinde hat ein Spendenkonto eingerichtet:
Spendenkonto „Große Glocke Münster“, IBAN DE08 6949 0000 0000 1465 01