Bahnliebhabern wird das Herz bluten. Doch es war nur ein Frage der Zeit, bis der Trans Europ Express (TEE), der seit rund drei Jahren im weitläufigen Gebiet des Villinger Bahnhofs vor sich hin rostete, irgendwann zerlegt und verschrottet werden wird. Das hatte die Deutsche Bahn Stiftung bereits im Sommer 2019 gegenüber dem SÜDKURIER angekündigt.
Damals wurde der Zug, der einmal Bahngeschichte geschrieben hatte, von einem Abstellgleis in Richtung Marbach, in den zentralen Bahnhofsbereich umgeparkt (wir berichteten).
Zerlegearbeiten: In dieser Woche war es nun soweit. Arbeiter rückten an und und zerlegten mit Schweißbrennern und schwerem Gerät die großen Waggons des einstigen Vorzeigezuges.
Immer wieder stiegen von der Baustelle aus Rauchschwaden in den Himmel. Die alten Zugabteile waren zuletzt am alten Verladebahnhof in der Nähe des Parkplatzes zwischen der Brücke Schwenninger Straße und der Schneckenbrücke zwischengelagert. Dort wurden sie jetzt auch verschrottet. Die Einzelteile wurden nach Materialien sortiert und zu großen Haufen gestapelt, um sie einer gesonderten Entsorgung oder Wiederverwertung zukommen zu lassen. Einige Teile des Fahrwerks wurden separat gelagert. Dass diese Schrotthaufen einmal Zug-Waggons waren, kann man jetzt nur noch schwer erkennen.
Verschrottung: „Das Material, das jetzt noch da ist, wird verschrottet“, erklärt Oliver Götze, Direktor des Deutsche Bahn Museums mit Hauptsitz in Nürnberg. „Es waren jedoch bereits seit dem Sommer 2019 immer wieder Mitarbeiter von uns vor Ort, um den Waggons sowie dem Triebwagen Einzelteile als Ersatzteile für das DB Museum zu entnehmen.“ Vor allem viele Kleinteile wurden demnach entnommen und in den Museumsbestand überführt. Auch jetzt, während die zum Großteil leeren Wagenhüllen endgültig zerlegt werden, sei immer ein Mitarbeiter des Museums vor Ort, um die Arbeiten zu überwachen und nach brauchbaren Teilen Ausschau zu halten, so der Museumsdirektor weiter.
Zerstörung und Diebstahl: „Wir hätten gerne viel mehr Teile wiederverwertet“, gibt Götze zu Bedenken. Das sei jedoch leider nicht mehr möglich gewesen. Er ärgert sich darüber, dass die Waggons und der Triebwagen in den letzten Monaten von Unbekannten regelrecht zerstört wurden. Viele Kleinteilen seien zudem gestohlen worden. „Zum Beispiel wurden nahezu alle Scheiben einfach eingeschlagen“, so der Direktor.
So geht es weiter: Am Donnerstag waren drei Arbeiter auf dem Gleis damit beschäftigt die letzten Stücke des Fahrwerks zu zerkleinern und mit einem großen Bagger auf die Schrotthaufen zu hieven. Danach wurden Einzelteile eingesammelt und das Gleis gesäubert. „Jetzt wird der Triebwagen zerlegt“, kündigt Götze an. Am Donnerstagmorgen stand dieser, noch äußerlich unversehrt, auf einem Gleis neben dem alten Güterbahnhof-Gebäude an der Güterbahnhofstraße. Doch bereits in wenigen Tagen soll auch dieses Stück Bahngeschichte verschwunden sein. Wann die übrig gebliebenen Schrottteile abtransportiert werden, ist derzeit nicht bekannt.
Rückblick: Vor rund drei Jahren wurde der Trans Europ Express (TEE) der Baureihe VT 11.5 von Horb nach Villingen bewegt und auf einem Abstellgleis geparkt.
In Horb war er zuvor bis zum Jahr 2017 im Museum SVG-Eisenbahn-Erlebniswelt als Dauerleihgabe zu bewundern. Gut zwei Jahre stand der Zug auf dem Abstellgleis ehe er im Sommer 2019 in den Villinger Bahnhof bewegt wurde.
Dabei wurde ein erheblicher Schiefstand des Triebkopfes festgestellt. Eine Aufbereitung und Restaurierung wurde daraufhin aus wirtschaftlichen Gründen ausgeschlossen. Ein Bahnkenner ging damals von Kosten von sieben Millionen Euro aus.

Trans Europ Express
Der Zug ist ein Symbol für das geeinte Europa. 1956 einigten sich die Schweiz, die Niederlande, die Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Luxemburg, Italien sowie Frankreich auf ein gemeinsames System. Der Transeuropa-Express, kurz TEE, war geboren. Die Züge mussten eine Mindestgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern erreichen. Reisen mit den TEE-Zügen waren damals in Sachen Komfort und Geschwindigkeit das Nonplusultra im Schienenverkehr. In den 70er-Jahren wurde der VT 11.5 als Inter-City ausgemustert.
Weitere Bilder von den Zerlegearbeiten am Donnerstag
