Vor zwei Jahren wurde der Trans Europ Express (TEE) der Baureihe VT 11.5 auf einem Abstellgleis bei Villingen in Richtung Marbach geparkt. Er wurde damals von der SVG-Eisenbahn-Erlebniswelt in Horb abgeholt und in Villingen zwischengeparkt. In dem Museum war der Zug bis 2017 als Dauerleihgabe zu bewundern. Seither steht er still, kann nicht mehr aus der Nähe bewundert werden.
Nur vom Rande des Bahngeländes aus kann man noch einen Blick auf den mit Graffitis besprühten Koloss aus Metall erhaschen. Vielen Bahnliebhabern blutet anhand dieser Tatsache das Herz. Denn: Der Zug ist ein bedeutendes Stück Bahngeschichte.
Verschrottung ist nur eine Möglichkeit
2017 hieß es seitens der Deutschen Bahn Stiftung, dass der Zug auf keinen Fall verschrottet werde. Jetzt gibt es Spekulationen, die von einem Kurswechsel berichten. "Der Zug soll verschrottet werden", heißt es. Bestätigen wollte das die Deutsche Bahn Stiftung auf SÜDKURIER-N
achfrage so aber nicht. Ein Sprecher teilte mit: "Die in Villingen abgestellten Fahrzeuge sind unfertige, nicht betriebs- oder ausstellungsfähige Wagen mit teilweise leeren Wagenkästen.
Der dort stehende Triebkopf kann wegen eines Schiefstandes nicht, oder nur mit sehr geringer Geschwindigkeit bewegt werden. Daher erarbeiten wir bis zum Spätsommer ein Konzept, was mit den Fahrzeugen geschehen wird." Eine Verschrottung sei nur eine von mehreren Möglichkeiten, wie etwa die Leihgabe an ein Museum, die Verwendung einzelner Teile zur Instandhaltung anderer Züge sowie eine Restauration.
Eine Restauration wäre teuer
Die sei jedoch nicht ganz billig. Sechsstellige Summen – pro Wagen – seien dabei nicht unüblich. Ein Bahnkenner geht von sieben Millionen Euro für den ganzen Zug aus. Doch diese Zukunftsvariante scheint angesichts der Kosten unwahrscheinlich, zumal der Stiftungssprecher hinzufügt: "Das Fahrzeugkonzept des DB Museums sieht den Erhalt zweier kompletter und restaurierter Garnituren dieser Baureihe vor." Der Haken ist, dass bereits zwei TEE-Züge in der Sammlung des DB Museums am Hauptstandort in Koblenz sind. Diese seien rollfähig und komplett restauriert. "Das DB Museum hat den Auftrag, die deutsche Eisenbahngeschichte zu bewahren. Dazu gehört, historisch besonders relevante Fahrzeuge in angemessenem Rahmen zu berücksichtigen. Die Museumsleitung entscheidet dies mit Hilfe von Sammlungskonzepten, die in den letzten Jahren erstellt, geprüft und verabschiedet wurden." Aus Kosten- und Kapazitätsgründen könne nicht jedes Fahrzeug in den Museumsbestand integriert werden, so der Sprecher weiter.
Wie geht es weiter?
Wie die Weichen für den Villinger TEE letztlich gestellt werden, soll Ende des Sommers feststehen. Vielleicht findet sich doch noch eine geeignete Endstation für das marode Stück Eisenbahngeschichte. "Ich bin zwar kein echter Bahnliebhaber, aber der TEE ist einfach ein Begriff. Es wäre schade, wenn er verschrottet würde", sagt Egbert Lamprecht aus Brigachtal, der kürzlich in der Nähe des Zuges unterwegs war. Er wünscht sich, dass er in ein Museum in der Region kommt, oder sich ein Verein zum Erhalt gründet.
Der Zug
Der Trans Europ Express ist ein Symbol für das geeinte Europa. 1956 einigten sich die Schweiz, die Niederlande, die Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Luxemburg, Italien sowie Frankreich auf ein gemeinsames System. Der Transeuropa-Express, kurz TEE, war geboren. Die Dieseltriebzüge mussten eine Mindestgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern erreichen, durften aber auch 160 Stundenkilometer schnell sein. Reisen mit den TEE-Zügen, waren damals in Sachen Komfort und Geschwindigkeit das Nonplusultra im Schienenverkehr. In den 70er-Jahren wurde der VT 11.5 als Inter-City ausgemustert. Bis 1986 war er jedoch noch als „Alpensee-Express“ im Einsatz, fuhr über den Schwarzwald in Richtung Bodensee und Schluchsee. Der zwanzigteilige Zug wurde in Donaueschingen geteilt. Ein Teil fuhr in Richtung Bodensee, der andere in Richtung Schluchsee/Seebrugg.