Die israelitische Kultusgemeinde Rottweil-Villingen-Schwenningen feiert von Montag- bis Dienstagabend das Purimfest. Dieses erinnert an die Errettung des jüdischen Volkes aus der drohenden Gefahr in der Diaspora Persiens. Abgesagt wurde die Feier in Rottweil und VS nicht, auch andere Veranstaltungen werden planmäßig stattfinden, wie Tatjana Malafy vom Landesverband auf SÜDKURIER-Anfrage sagt.

Man habe den Gemeindemitgliedern die Empfehlungen des Zentralrats der Juden, sich die Hände gründlich zu waschen, sich diese nicht zu geben, auf übermäßige Küsse und Umarmungen zu verzichten, mitgeteilt. Ein spezielles Thema in der Gemeinde oder bei Gottesdiensten ist das aber nicht, so Malafy. Sie sagt: „Wir beten für alle Betroffenen und hoffen, dass die Situation nicht schlimmer wird.“ Dann ergänzt sie: „Das Leben geht weiter.“
Irfan Necip Karadaban von der Villinger Moschee spürt die Auswirkungen des Coronavirus dagegen: „Seit etwa zwei Wochen kommen weniger Gläubige als sonst.“ In der Moschee liege in beiden Stockwerken Desinfektionsmittel aus, außerdem gebe man sich derzeit nicht die Hand. Man halte sich in der Moschee an die Empfehlungen der Behörden, die im Gebäude auch ausgehängt sind.
Komplette Absagen von Veranstaltungen hat es laut Karadaban noch nicht gegeben: „Wenn jemand krank ist oder Anzeichen hat, sollte er aber daheim bleiben.“ Man könne auch zu Hause beten. Wenn man andere Menschen schützt, sei das im Sinne Allahs.
Auch die evangelische Johannes-Kirche in Villingen hält sich an die Richtlinien der Landeskirche, die sich wiederum an den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums orientieren, sagt Dekan und Pfarrer Wolfgang Rüter-Ebel: „Der Gottesdienst findet statt. Wir verzichten aber aufs Händeschütteln.“ Normalerweise finde das immer nach dem Gottesdienst statt.
Beratungsgespräche finden derzeit per Telefon statt, ob das Abendmahl abgesagt wird, müsse man im Einzelfall entscheiden. Das gelte auch für andere Veranstaltungen. Rüter-Ebel: „Uns wurde nicht geraten, pauschal alles abzusagen.“
Wer den Gottedienst der katholischen Münsterpfarrei in Villingen besucht, muss auf das Weihwasser verzichten. „Die Becken sind leer“, sagt Josef Fischer, der Leiter der Seelsorgeeinheit, Dekan und
Pfarrer. Er ergänzt: „Wir verzichten derzeit auch auf den Friedensgruß. Stattdessen nicken sich die Menschen freundlich zu.“
Ebenfalls ausgesetzt sei derzeit die Mundkommunion. Gläubigen, die die Hostie empfangen, wird diese nicht mehr direkt in den Mund gelegt, sondern auf die Hand. Aus dem Kelch trinkt derzeit auch ausschließlich der Pfarrer.
In etwa fünf Wochen findet die Erstkommunion statt. „Das bleibt derzeit auch so“, sagt Fischer. Es sei noch zu früh, hierzu eine Entscheidung zu treffen. Was bereits stattfindet, sind die Erstbeichten. Fischer: „Die finden nicht in den Beichtstühlen, sondern in der Sakrestei oder anderen Räumen, in denen man einen größeren Abstand zueinander einnehmen kann.“
Dass weniger Gläubige in den Gottesdienst kommen, kann Fischer nicht bestätigen: „Am Sonntag war meine Predigt sehr gut besucht.“ Vorerst bleibt für die Besucher der Weihwasserbottich geschlossen.