Nur jeweils etwa fünf Prozent aller Kinder leiden an einer angeborenen Lese- und Rechtschreibstörung (LRS) oder einer Rechenschwäche (Dyskalkulie), dementsprechend sind Selbsthilfegruppe zu dem Thema dünn gesät. Trotz fachspezifischer Unterstützung in den Schulen und außerschulischen Therapiemöglichkeiten fühlen sich Eltern betroffener Kinder mit ihrem Informationsbedarf häufig im Stich gelassen, davon zeugt ein mit 38 Personen überlaufenes Elterntreffen in der Friedensschule. Dieses erste Treffen hatte die Gründung einer Selbsthilfegruppe mit regelmäßigen Treffen, alle zwei Monate, als Ziel.
- Initiative: Initiiert durch die in VS mit eigener Praxis ansässige Lerntherapeutin Susanne Seyfried und den Gesamtelternbeirat der städtischen Schulen als Multiplikator, hatte die Mutter eines betroffenen Kindes täglich bis zu fünf Anrufe von hilfesuchenden Eltern zu verarbeiten, über 40 Anmeldungen zu dem Treffen gingen ein. Seyfrieds Fazit: „Es ergaben sich viele wertvolle Gespräche, der Informationsbedarf ist groß. Viele wünschen sich nun ein regelmäßiges Treffen und einige sind auch zu organisatorischer Unterstützung bereit.“
- Vor drei Jahren wurde bei Seyfrieds Tochter Dyskalkulie festgestellt, die Informationsgewinnung zur Abhilfe gestaltete sich mühsam. Sich in ungezwungenem Rahmen austauschen, gegenseitig mit Tipps, Unterstützung und gezielten Informationen zu Fördermöglichkeiten zu versorgen, so der Impuls der betroffenen Mutter zu einer Gruppengründung. Denn die bürokratischen Hürden zu etwa einer finanziellen Unterstützung für Therapiemöglichkeiten oder schulinternen Kursen fordern von betroffenen Eltern langwieriges Engagement und Beharrlichkeit. „Die Kompetenz der Beratungslehrer oder Schulsozialarbeiter zu dem Thema ist von Schule zu Schule sehr unterschiedlich“, sagt Seyfried.
- LRS und Dyskalkulie: „Mir fiel Mathe eigentlich nie schwer. Ich konnte einfach nicht damit klar kommen, wie man das nicht verstehen kann, als ich meiner Tochter bei den Hausaufgaben geholfen habe. Für betroffene Kinder ist das aber wie Chinesisch rückwärts“, blickt Seyfried zurück. Beide Leiden sind nach internationalen Standards für Gesundheitsprobleme definiert. Bei der Dyskalkulie ergeben sich große Probleme mit dem Rechnen und Zählen, es folgen permanent Zahlendreher wie bei etwa 86 und 68 oder 80 + 20 ergibt 82. Bei der LRS entstehen ähnliche Schwächen bei der Reihenfolge der Buchstaben. Die Alltagsprobleme liegen auf der Hand. Für die Eltern kann das Thema mit Scham verbunden sein. Sorge um Mobbing der Kinder, den beruflichen Werdegang und Verbleib auf einer Regelschule sind ständige Begleiter.
- Hilfe und Kontakt: Sollten Eltern einen ersten Verdacht hegen, bleibt ein umgehender Gang zu einem Beratungslehrer oder Schulpsychologen unumgänglich, frühzeitiges Handeln ist geboten. Mit spezifischen Lehrkräften werden LRS-Kurse an Schulen angeboten, für etwa außerschulische Therapien und deren Kostenübernahme über das Jugendamt ist eine medizinische Diagnose durch einen Kinder- und Jugendpsychiater erforderlich. Notenschutz und Nachteilsausgleiche können erwirkt werden. Die Wartezeiten können lang ausfallen und an einer jeden Instanz ist sorgfältige Argumentation und Begründung vorzubringen.
- Kontakt: Beim ersten Treffen der Elterngruppe wird klar, durch Netzwerken entstehen Synergien mit Kontakten zu entsprechenden Anwälten, Schulsozialarbeitern, geschulten Lehrern und betroffenen Eltern mit ausgiebigem Beratungspotential und Erfahrung auf dem Gebiet. Interessierte an der Elterngruppe für Kinder mit Dyskalkulie und LRS können sich an Susanne Seyfried unter (07720) 80 89 93, (0176) 39 00 42 74 oder kontakt@lerntherapie-vs.de wenden.