Nur noch wenige Tage, dann rückt eine Straßenbaukolonne der Firma VSI aus Kaiserslautern in der Doppelstadt an, um in nur elf Tagen insgesamt acht Straßen im Stadtgebiet auf Vordermann zu bringen. Dünnschichtasphalt heißt das Zauberwort. Dabei wird eine lediglich zwei Zentimeter dünne Schicht auf die Straße aufgebracht. Der Belag soll rund sieben Jahre halten.
Die Methode ist vergleichsweise günstig – im Haushalt sind 324 000 Euro vorgesehen – und verschafft der Stadtverwaltung schnell etwas Luft, um weitere drängende Projekte anzugehen und so den großen Investitionsstau abzuarbeiten.

Das Projekt: "Ein gutes Konzept ist wichtig, um den Substanzverlust der letzten 25 Jahre aufzufangen. Eine Verbesserung ist aber machbar. Mit der Dünnschichttechnik setzen wir einen Impuls", erklärt Erich Hargina, stellvertretender Amtsleiter beim Amt für Straßenbau, Stadtgrün und Altlasten, das die Instandsetzung koordiniert.
Saniert werden die Niedereschacherstraße, Peterzeller Straße, Weiherstraße, Pfaffenweilerstraße, Tannheimerstraße, Werastraße, Walther-Rathenau-Straße und die Salinenstraße in Teilen, oder komplett. 26 000 Quadratmeter Fläche werden dabei repariert.
Damit der neue Belag möglichst lange hält, müssen die Verkehrswege bis zum Baustart am 13. Mai hergerichtet werden. "Wir liegen im Zeitplan und sind vermutlich schon am 6. Mai fertig", zeigt sich Bau- und Projektleiter Dirk Schneider zuversichtlich.

Planungen: Im Vorfeld wurden die acht Straßen sorgfältig ausgewählt. "Die Kriterien waren das Ausmaß der Beschädigung und die Wichtigkeit für den Verkehr" so Hargina. Für stark beschädigte und rissige Straßen, wo auch die Tragfähigkeit beeinträchtigt ist, eignet sich die Dünnschichttechnik nicht. "Dann bricht die Oberfläche schnell wieder auf, oder verformt sich", erzählt Schneider, der die Arbeiten vor Ort lenkt.

Erst bei der Begehung der Straßen wird dann entscheiden, welche Bereiche reparaturbedürftig sind. "Wir machen das mit Augenmaß. Man kann auch nicht jede Kleinigkeit korrigieren", erklärt Hargina.
Vorbereitungen: Seit Ende März wird auf der Wanderbaustelle gearbeitet. "Rund 15 Prozent der Gesamtfläche müssen im Vorfeld erneuert werden", schätzt Schneider. Das sind rund 4000 Quadratmeter. Schadhaften Stellen werden oberflächlich abgefräst, gereinigt und wieder mit einer Asphaltschicht versehen.
Spurmulden in der Fahrbahn, oder an Haltestellen, Erhebungen durch Baumwurzeln und Risse in der Oberfläche werden so ausgeglichen und verschlossen. Kleinere Netzrisse seien hingegen kein Problem für den Dünnschichtasphalt, sagt Hargina. Sie werden auch ohne Vorarbeiten gut verschlossen und versiegelt.
Neben dem Asphaltbelag selbst haben die Verantwortlichen immer auch Randsteine und Schachtabdeckungen im Visier. Sind diese abgesunken, müssen sie auf das künftige Straßenniveau angehoben werden. "Wenn die Abdeckungen ebenerdig mit der Fahrbahn sind, können wir es lassen", erklären Hargina und Schneider, weil die neue Schicht so dünn sei und an den Rändern etwas abgeflacht werde. Die Übergänge sollen beim Überfahren kaum spürbar sein.

Das alte, abgefräste Material wird nicht entsorgt, sondern kann nach einer Aufbereitung wiederverwendet werden.

Entwässerungsrinnen müssen an manchen Stellen angepasst werden, damit das Wasser wieder abfließen kann, zum Beispiel an der Kreuzung Alleen- und Salinenstraße.

Während der Bauarbeiten werden die Straßen einseitig gesperrt. Der Verkehr wird örtlich umgeleitet. Am meisten zu tun hatten die Arbeiter bislang in der Niederschacher-, der Peterzeller- und in der Salinenstraße.

So geht es weiter: Die Vorarbeiten in der Salinenstraße sind bald fertig. Am Donnerstag kam die große Fräsmaschine auf dem letzten Teilstück zum Einsatz. Nach Fertigstellung zieht die Baustelle in die Walther-Rathenau-Straße weiter.
Bereits am 13. Mai beginnt die Firma VSI mit dem Einbau der neuen Deckschicht. Kurz davor muss die Fahrbahn unter Hochdruck gereinigt werden, damit aller Schmutz aus Ritzen und Rissen entfernt wird. Elf Tage sollen das Aufbringen dauern. Im Anschluss finden Markierungsarbeiten statt.
Beteiligte: Das Amt für Straßenbau, Stadtgrün und Altlasten ist federführend bei der Sanierung. Die Arbeiten vor Ort werden von Bau- und Projektleiter Dirk Schneider geleitet. Die TDVS beteiligt sich mit Straßenbaukolonnen.
Für das Abfräsen der Oberfläche und die anschließende Asphaltierung wurde die Firmen Müller aus Niedereschach beauftragt. Ein Fuhrunternehmen stemmt den Abtransport des alten Belages.
Zukunft: Der Dünnschichtasphalt soll rund sieben Jahre halten, je nachdem wie gut der Untergrund noch war. Eine längere Lebensdauer ist nicht ausgeschlossen. "Wir hatten im Bereich der Marktplatzbaustelle vor zehn Jahren eine solche Fläche aufbringen lassen", erinnert sich Hargina. Bis zum Beginn der Sanierung sei sie intakt gewesen.
Derzeit fertigt ein Institut im Auftrag der Stadtverwaltung eine Schadensbewertung zu 120 Kilometer Hauptverkehrsstraßen an. Ende des Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen. Anhand der Daten wird das künftige Sanierungskonzept ausgerichtet.
Ein zweites Sanierungspaket mit Dünnschichtasphalt ist ebenfalls bereits in Planung und soll schon Ende 2019 starten. "Wir werden die TDVS entlasten und die Vorarbeiten ausschreiben", so Hargina.
Sanierungs-Verfahren: In der Doppelstadt kommen vier unterschiedliche Verfahren zur Straßensanierungen zum Einsatz. Die Instandsetzung der Deckschicht durch Dünnschichtasphalt ist die schnellste und kostengünstigste Variante. Für das Teilstück der Salinen- und der Walther-Rathenau-Straße gehen Hargina und Schneider von einer Gesamtbauzeit von zwei bis drei Wochen aus.
Bei einer Deckschichterneuerung werden vier Zentimeter der Oberfläche komplett ersetzt. Dies würde auf dem selben Teilstück vier bis sechs Wochen dauern. Dieses Verfahren kommt zum Beispiel in der Wieselsbergstraße zum Einsatz. Eine grundhafte Erneuerung der Deck- und Tragschicht, aller Schächte sowie die Verdichtung des Untergrundes, wie es in der Niederwiesenstraße gemacht wurde, würde noch länger dauern.
Ein Vollausbau, oder ein Neubau, wie zum Beispiel in der Rietstraße, ist die aufwändigste und teuerste Variante. Auf dem selben Teilstück würde eine solche Maßnahme fast zwei Jahre dauern. Dafür soll die Lebenserwartung einer neuen Straße bei guter Pflege und Wartung bis zu 70 Jahre betragen.
Das Straßennetz: Es gibt über 1000 Straßen in Villingen-Schwenningen. Sie erstrecken sich über eine Gesamtlänge von rund 460 Kilometern. 120 Kilometer davon sind als Hauptverkehrsstraßen deklariert. Zum Vergleich: Das Kreisstraßennetz im Schwarzwald-Baar-Kreis ist 306 Kilometer lang. Für die Instandhaltung der VS-Straßen ist die Stadtverwaltung zuständig. Zusätzlich werden auch die insgesamt 120 Kilometer Geh- und Radwege betreut.