Im zerbombten Berlin empfängt Hitler indes an seinem letzten Geburtstag Glückwünsche seiner Getreuen. Zehn Tages später wird er sich seiner Verantwortung entziehen und im Führerbunker Suizid begehen.

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Der 20. April 1945 in Villingen: Der Aufsatz „20. April 1945 in Schwenningen und Villingen“ von Ingeborg Kottmann und Ute Schulze aus den „Blättern zur Geschichte der Stadt Villingen-Schwenningen“ von 1995 gibt einen Einblick in die letzten Kriegstage in der Zähringerstadt: Am Abend des 20. April rückten die französischen Panzer von der Bertholdshöhe und Mönchweiler in die menschenleere Stadt ein.

Die meisten Einwohner hielten sich in den Kellern auf und „nur einige Fanatiker schossen auf die einmarschierenden Truppen“, heißt es in dem Aufsatz. Tagsüber hatten sich viele Villinger mit Lebensmitteln eingedeckt, indem die Lagerhallen der Garnison geplündert wurden. Zwei Polizisten und ihnen zugeteilte Volkssturmmänner konnten die Menschen nicht zurückhalten.

Säcke mit Lebensmitteln wurden aus den Fenstern geworfen, die Menschen wateten bis zu den Knöcheln im Gemenge, schildert Werner Huger in dem Aufsatz „Ein Pimpf erinnert sich“. Die Villinger hatten Glück, dass die schweren Flakbatterien am Bickeberg nicht eingesetzt wurden und dass der Befehl nicht ausgeführt wurde, die Stadt unter allen Umständen zu verteidigen.

Die Volkssturmmänner waren nach Hause gegangen, Truppen und Führungsspitze der NSDAP hatten die Stadt bereits verlassen, als der stellvertretende Bürgermeister Hermann Riedel abends am südlichen Münsterturm eine weiße Fahne hisste.

Die „Blätter zur Geschichte der Stadt VS“ zeichnen die letzten Kriegstage nach.
Die „Blätter zur Geschichte der Stadt VS“ zeichnen die letzten Kriegstage nach. | Bild: Göbel, Nathalie

Die Zeit nach dem Einmarsch: Capitaine Besnier, der Kommandant der französischen Kampftruppe, setzte Hermann Riedel ab und ernannte den Fotokaufmann Walter Bräunlich zum Bürgermeister. Da dieser keine Verwaltungserfahrung hatte, bat er, Riedel als Ersten Beigeordneten ernennen zu dürfen.

Für die Zivilbevölkerung galt eine Ausgangssperre von 21 bis 6 Uhr. Mit einem von den Franzosen ausgestellten „Dauerschein“ durften sich Zivilisten auch außerhalb dieser Zeiten auf der Straße aufhalten.

Das Zusammenleben von Besatzern und Besiegten war längst nicht immer friedlich. Die Propaganda der Franzosen warnte ihre Soldaten vor Übergriffen durch die Zivilbevölkerung und forderte sie zugleich auf, Disziplin zu bewahren. Dennoch kam es zu Plünderungen und Vergewaltigungen.

Bräunlich veröffentlicht am 17. Mai 1945 einen Aufruf, in dem er darauf aufmerksam macht, dass Sabotageakte schwerste Strafen nach sich ziehen können. Auch wer „Gerüchte aller Art“ verbreite, werde zur Rechenschaft gezogen. Zudem erscheine es „dringend erforderlich, dass die Handwerksbetriebe ihre Tätigkeit wieder in vollem Umfange aufnehmen“, schrieb Bräunlich.

Die erste Schule, die ihren Betrieb wieder aufnahm, war am 27. November 1945 die Knabenschule. Bis Ende 1945 wurde an allen Villinger Schulen wieder unterrichtet. Ab Ende 1945 erschienen auch Zeitungen. Die erste Lizenz, die von den Franzosen erteilt wurde, erhielt der neu gegründete SÜDKURIER.

Dieser Beitrag erschien erstmals im Mai 2020.