Das werden Besucher und Veranstalter des Konstanzer Weinfests so schnell nicht vergessen: Zeitweise hat es bei der 2025er-Auflage stark geschüttet. Die Teams in den Verkaufsständen kletterten auf Kisten oder Paletten, um die Füße vor Nässe zu schützen. Die Besucher drängten sich auf überdachten Sitzplätzen. Ist das Konstanzer Weinfest also ins Wasser gefallen?
Keineswegs, sagen Veranstalter, Standbetreiber und Besucher. Auch aus Sicht der Polizei ist das Fest zufriedenstellend verlaufen: Sie registrierte vier Körperverletzungen, die Bedrohung einer Sicherheitskraft, einen Widerstand gegen Polizisten, sechs Platzverweise.
Das Fest ist gut besucht, aber zu Überfüllung kommt es nicht
Bettina Günther und Steffen Danner vom vierköpfigen, nebenberuflichen Veranstaltungsteam sagen: Trotz der widrigen Wetterverhältnisse sowie Konkurrenz durch den Gassenfreitag und das Reichenauer Wein- und Fischerfest sei die Resonanz auf das Konstanzer Weinfest erfreulich ausgefallen. Steffen Danner rechnet vor: An den vier Festtagen seien zu Spitzenzeiten 3700, 5500, 6250 und 6700 Gäste auf dem Platz gewesen. Bei 8000 Menschen hätte man diesen wegen Überfüllung schließen müssen.
Dass es so wenige Probleme mit Störern gab, sei auch auf die sorgfältige Arbeit des Sicherheitsdienstes zurückzuführen, sagt Danner. Angetrunkene wies dieser zum Beispiel konsequent ab. „Wenn man schon schwankend kommt, ist das Risiko zu groß.“ Man habe in diesem Jahr wegen verschärfter Vorschriften noch mehr Sicherheitspersonal stellen und Absperrungen einrichten müssen. Damit stiegen auch die Kosten dafür.
Bettina Günther schwärmt von der Sängerin der Band Volles Brett. Diese habe sich am verregneten Freitag kurzerhand einen Regenschirm geschnappt und sei zu den Gästen in den Zelten gegangen, um dort zu singen. „Deswegen sind die Leute auch geblieben. Wir sind so dankbar, dass uns die Künstler unterstützt haben“, sagt Günther. Sie stellt fest, das Weinfest ziehe alle Altersklassen an. „Dafür machen wir es.“
Noch einmal kann 2026 auf dem Stephansplatz gefeiert werden – und dann?
Schon jetzt beginne das Buchen der Bands fürs Weinfest im Jahr 2026, das nochmals auf dem bisherigen Stephansplatz über die Bühne gehen kann. Durch den geplanten Umbau des bisherigen Parkplatzes sei aber vieles offen. Ob die Veranstalter dann eine Pause einlegen müssen oder vorübergehend auf einen anderen Platz ausweichen, wissen sie noch nicht.
Klar ist für Steffen Danner nur: „Wir müssen uns etwas komplett anderes überlegen.“ Man nehme diese Herausforderung an, sagt seine Kollegin Bettina Günther. Für sie käme es nicht infrage, das Weinfest fallen zu lassen: „Ich bin Konstanzerin. Ich bin damit groß geworden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es das Fest nicht gibt.“
Trotz schlimmer Regengüsse haben sich auch die Verkäufer an den Ständen die Laune nicht verderben lassen. „Es war gar nicht so schlecht“, sagte Henrik Lorenz vom Volleyballverein USC Konstanz. Auch Stefan Bröker von der Kamelia Paradies berichtete: „Es war gut was los.“ Wer aufs Fest kam, sei geblieben, auch, als es schüttete.

Rainer Neff vom TV Konstanz resümierte: „Die Leute sind trotzdem gekommen.“ Und zwar mit ausgesprochen guter Laune, wie seine Schwester Claudia Neff feststellte. Kinder hätten sich sowieso nicht ums Wetter geschert.
Figurentheater für die Kinder und kräftiger Grauburgunder für die Großen
Ihre Beobachtung deckt sich mit dem, was beim Kinderprogramm am Samstag zu sehen war. Viele Kinder fieberten beim Remstaler Figurentheater und deren Stücken wie „Mascha und der Bär auf der Suche nach dem Karottendieb“ mit. Claudia Neff war sich nicht sicher, welcher der beste Regenwein ist: „Grauer Burgunder läuft immer.“
Armin Trummer von den Senioren des FC Konstanz sagte: „Wir nehmen es, wie es kommt“. Die jung gebliebenen Herren hatten sich für ihren Dienst am Stand in Schale geworfen. Sie trugen weißes Hemd, rote Schleife und rote Hosenträger. Sie bilanzierten: Bis jetzt sei es trotz der Nässe ganz gut gelaufen. Bei ihnen am Stand werde gern Rosé genommen.

Mit der Braut zum Fest – und dass sogar bis aus Luzern
Sonja Rodrigues und ihre Freundinnen trugen graue Kappen und Brillen in Form von rosa Herzen. Trotz des Regens war die Gruppe aus Luzern in der Schweiz gekommen, um das Weinfest kennenzulernen und die Braut Chiara Mejer-Tschopp zu unterstützen. Deren Kopf bedeckte eine weiße Kappe, auf ihrer Nase saß eine weiße Brille in Herzform.

Auch eine Männer-Clique aus Worndorf bei Tuttlingen trotzte dem Regen. Sie übernachtete in Dettingen und schaute beim Weinfest in Konstanz vorbei. Der Ausflug sei schon lange geplant gewesen. Dasselbe galt für eine zehnköpfige Gruppe, die aus St. Georgen anreiste. Ramona Schmider: „Wir haben gebucht. Wir kommen, egal, wie das Wetter ist.“ Unter ihnen ist Regine Böhm-Haas, die einen besonderen Tag erlebte. Sie feierte ihren 56. Geburtstag.
Alexandra Kuritz kam mit Gummistiefeln aufs Fest. Sie lachte: So sei sie doch gut geschützt. Sie war übrigens nicht nur als Gast auf dem Weinfest. Sie beteiligte sich an der Aktion des Volleyballvereins USC „Wyfäscht uf de wäg“ und kommt mit dem Lastenrad zu einem Interessenten zur Weinprobe. Mit Weinen kennt sich die Frau also aus.