Villingen-Schwenningen – Das Sozialkaufhaus „B9“ in der Villinger Bahnhofstraße ist seit einem Jahr am Start, und die Macher sind hochzufrieden mit dem Erfolg: Das gemeinnützige Günstig-Kaufhaus boomt – doch beileibe nicht nur Bedürftige aus der Region lieben das Einkaufen dort.

„Wir sind sehr begeistert, wie es läuft“, sagt Anita Neidhardt-März. Sie ist die stellvertretende Vorsitzende des Vereins zur Förderung der Jugend- und Sozialarbeit im evangelischen Kirchenbezirk Villingen, der zugleich Trägerverein des B9 ist. Das B9 ist auch Heimat der Holzkreativwerkstatt der Liebenau-Stiftung geworden. Hier fertigen die Klienten ihre Deko-Holzwaren, die auch samstags im Laden gekauft werden können.

Seit Mai 2023 hat das Nachhaltigkeits- und Begegnungszentrum mit Upcycling-Werkstatt und Second-Hand-Laden in den Räumen des früheren Jumbo-Kaufhauses geöffnet. Der neue Trend zur Nachhaltigkeit beschert der Einrichtung einen wahren Höhenflug.

Das ehrenamtliche Team wollte jetzt auch mal den Kunden Danke sagen und hat eine kleine Geschenke-Aktion initiiert. „Unser Nachhaltigkeits- und Begegnungszentrum, das aus dem früheren Jumbo hervorgegangen ist, hat sich zu einer Begegnungsstätte ganz unterschiedlicher Menschen aller Schichten und Altersgruppen entwickelt“, freut sich Anita Neidhardt-März.

So bunt gemischt wie das Publikum, das hier zum Einkaufen und Stöbern kommt, ist auch das Warenangebot: Es gibt Kleidung in allen Facetten, Geschirr, Gläser, Bücher, Schallplatten, CDs und Bilderrahmen. Nicht angenommen werden Möbel, Elektrogeräte und beispielsweise auch Schuhe. Die Nachfrage geht quer durch das ganze Sortiment; einen wirklichen Trendartikel könne sie jedoch nicht ausmachen, sagt Anita Neidhardt-März. Es komme ganz auf den Tag und die Stimmung der Kunden an, was am Besten laufe. Eine besondere Präferenz könne man daher schwer benennen.

Saubere und gut erhaltene Spenden

Sicher ist: „Wir freuen uns auf alle Fälle über die vielen Sachspenden und jeden Gegenstand, der nicht im Mülleimer landet.“ Klare Voraussetzung ist natürlich, dass die Sachen heil und sauber sind. Allerdings gibt es mittlerweile auch Einschränkungen, berichtet Neidhardt-März. Zum Beispiel: „Anzüge, die gereinigt werden müssen, nehmen wir nicht mehr an, das ist einfach zu teuer.“ Auch bei Büchern müsse das Team mittlerweile aussortieren, da es ansonsten einfach zu viel werde. Gefragt sei natürlich aktuelle Lektüre. Mit den anderen Second-Hand-Läden, beispielsweise dem Rot-Kreuz-Laden, bestehe ein gutes Miteinander. Man tausche auch mal Waren aus, wenn der eine Laden einen gewissen Überschuss habe. „Das funktioniert wirklich gut“, so Neidhardt-März.

Gern würde das rund 20-köpfige ehrenamtliche Team die Öffnungszeiten ausweiten. Im Moment ist immer dienstags und samstags jeweils von 10 bis 14 Uhr geöffnet. „Schön wäre ein Abendtermin“, erklärt Anita Neidhardt-März. Dazu brauche die Gruppe trotz Unterstützung der Stiftung Liebenau und der Aktion „Chance2“ aber dringend Zuwachs: „Ein stabileres Ehrenamtspotenzial wäre für uns ganz wichtig. Wir haben bisher nur fünf Kräfte, die sich den Kassendienst zutrauen. Da müssten wir dringend aufstocken, um weitere Termine anbieten zu können“, unterstreicht Neidhardt-März. Sie hoffe, dass sich hier noch weitere Helfer finden.

Gebrauchte Dinge, die ein neues Leben bekommen sollen – bei diesem Trend setzt indessen auch das zweite wichtige Standbein des B9 an: die Upcycling-Werkstatt. Einfach gesagt heißt das: Abfall und Ausrangiertes sollen hier ein neues Leben bekommen. Das Upcycling-Team trifft sich immer dienstags von 10 bis 12 Uhr im B9.