Fünf Jahre – so lange hatte der noch amtierende Gemeinderat Zeit, die Stadt zu verändern. Wohnraum zu schaffen, in Sachen Klimaschutz voranzugehen oder die Infrastruktur zu verbessern. Wir werfen ein Schlaglicht auf fünf Projekte aus diesen Bereichen: Was hat sich in Villingen-Schwenningen getan?
Erneuerbare Energien: PV-Anlage Spitalhöfe
Bis 2035 will Villingen-Schwenningen klimaneutral werden. Um das Ziel zu erreichen, hat der Gemeinderat der Stadt ein energiepolitisches Arbeitsprogramm auferlegt. Energetische Sanierungen, mehr PV-Anlagen auf städtischen Gebäuden, Ausbau des ÖPNV, eine Wärmeplanung für VS – der Maßnahmenkatalog umfasst insgesamt 49 Punkte, ein ambitioniertes Arbeitsprogramm. Bewilligt hat der Gemeinderat bereits einen großen Solarpark bei den Spitalhöfen in Pfaffenweiler, der im Juni 2022 in Betrieb genommen wurde. 7,7 Millionen Kilowattstunden Strom wurden im ersten Jahr eingespeist. Über zehn Hektar erstrecken sich die Solarpaneele.
Aktuell laufen Planungen zu einem weiteren Solarpark im Zentralbereich bei den Bertholdshöfen. 40 bis 50 Hektar soll die Freiflächenanlage groß sein – das wär fünf bis sechsmal so groß wie der Solarpark an den Spitalhöfen. Ein weiterer Solarpark könnte in Weigheim entstehen. Auch in Sachen Windkraft laufen aktuell an verschiedenen Bereichen Planungen – unter anderem wurden geeignete Flächen im Bereich des Stadtwaldes identifiziert.
Wirtschaft: Gewerbegebiet Salzgrube

Ein Thema, das im Gemeinderat polarisiert: die Ausweisung neuer Gewerbeflächen. Die Grünen wollen den Flächenverbrauch in naher Zukunft auf Null bringen, alle anderen sehen in neuen Gewerbeflächen die Sicherung von Wohlstand und Arbeitsplätzen.
Aktuell verfügt die Stadt noch über ein paar wenige Reserveflächen im Gewerbegebiet Salzgrube sowie im Bereich Nunnensteig. Die größten Reserveflächen sind im Zentralbereich vorhanden.
Dort hat sich in den vergangenen Jahren das Schwarzwald-Baar-Klinikum als wahrer Magnet erwiesen. Zahlreiche Betriebe und Dienstleister haben sich im Zentralbereich rund um das Krankenhaus angesiedelt. Ebenso ein großes Hotel.
Für den mittelfristigen Flächenbedarf identifiziert das Stadtplanungsamt aktuell neue Gewerbe- und Industrieflächen.
Lärmschutz: Tempo 30 auf dem gesamten Innenring

Seit August 2023 gilt auf dem gesamten Innenring in Villingen Tempo 30. Ursprünglich entstanden aus einer Tempo-30-Zone vor Schulen und Kindergärten. Insgesamt hat der Gemeinderat in Sachen Lärmschutz in den vergangenen fünf Jahren ansonsten wenig bewegen können. Das soll sich aber ändern. Im Rahmen der Lärmaktionsplanung liegen aktuell weitere Vorschläge für mögliche Tempolimits vor. Nach entsprechenden Untersuchungen wurden in Villingen vier und in Schwenningen fünf Lärmschwerpunkte identifiziert.
Für drei Lärmschwerpunkte an der B33 (im Abschnitt zwischen Berliner und Vockenhauser Straße, im Abschnitt zwischen Bickebergschule und Schwenninger Straße sowie entlang des Fürstenbergrings) schlägt die Stadt aktuell ein nächtliches Tempolimit auf 70 Kilometer pro Stunde zwischen 22 und 6 Uhr vor.
Für die Bertholdstraße wird ein nächtliches Tempo 30 vorgeschlagen. Ebenso für die Sturmbühl-, Armin- und Neckarstraße in Schwenningen. In der Schützenstaße und Alten Herdtstraße soll sogar generell Tempo 30 eingeführt werden. Voraussichtlich im Juli 2024 wird der Gemeinderat darüber endgültig entscheiden.
Günstiger Wohnraum: Oberer Brühl
Eines der schwereren Themen für die Stadt und die städtische Wohnbaugesellschaft Wbg in den vergangenen Jahren: Günstigen Wohnraum schaffen für die knapp 90.000 Einwohner zählende Doppelstadt. Tendenz steigend.
Anfangs konnten Bauprojekte noch realisiert werden: Das Quartier „NeckarFair“ in Schwenningen (47 Wohnungen) oder im Villinger Stadtteil Steppach „SperberFair“ (66 Wohneinheiten).
Andere Projekte sind gewaltig ins Stocken geraten. In der Sturmbühlstraße sollten 130 Wohnungen entstehen – die entsprechenden Bestandsgebäude wurden bereits abgerissen – als die Wbg sich aufgrund der immensen Kostensteigerungen gezwungen sah, das Projekt abzusagen.
Und auch das größte Wohnbauprojekt der Stadt – die Bebauung des ehemaligen Kasernengeländes an der Richthofenstraße – liegt momentan auf Eis. Fast 700 Wohnungen sollten im neuen Quartier „Oberer Brühl“ entstehen. Da trotz mehrmaliger Ausschreibung kein Investor gefunden werden konnte für die Wohnbebauung, hat die Stadt nun die Voraussetzungen gelockert. So sollen beispielsweise auch Eigentumswohnungen zugelassen werden.
Radwege: Ausbau des Brigach Radwegs
Es wurde einiges gemacht – es ist aber auch noch ein weiter Weg zu gehen: So könnte man die Bilanz in Sachen Radwege zusammenfassen.
Die malerische Strecke an der Brigach entlang, die die Bickenstraße mit der Brücke am Stöckerbergle verbindet, wurde gerade auf einem 250 Meter langen Abschnitt neu asphaltiert. Es gibt einen neuen Übergang über die Bickenstraße und ein Teil der Brigachstraße wurde in eine Fahrradstraße umgewidmet.
Weitere Fahrradstraßen sollen entstehen in der Carl-Haag-Straße, der Bert-Brecht-Straße, sowie in der Staufenstraße, der Mozartstraße und der Sturmbühlstraße.
Aktuell befindet sich das Radverkehrswegekonzept in der zweiten Umsetzungsstufe. In diesem Zusammenhang wurden bereits 140 mögliche Übergangswege, sogenannte Furten, eingefärbt, insgesamt sollen es 424 werden.
Außerdem sollen künftig alle Einbahnstraßen, insgesamt 243, für Radfahrer geöffnet werden. Die Beschilderung, zum Beispiel die der Schwenninger Arminstraße, soll geändert werden und künftig „Geschützter Radfahrstreifen und gemeinsamer Geh- und Radweg“ heißen. Am Innenring werden Schilder mit der Aufschrift „Durchgehend gemeinsamer Rad- und Gehweg“ installiert. Zudem sollen Radler künftig Vorrang haben bei Einfahrten in die Innenstadt.
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