Eltern kämpfen für den Erhalt dreier Dorfschulen. Schulleiter Martin Disch hält allerdings die Konzentration der Grundschule auf den Standort Obereschach aus pädagogischen und organisatorischen Gründen für sinnvoll. Dazu steht er und sagt: „Ehrenbürger von Weilersbach werde ich jetzt nicht mehr.“ Die Diskussion um die Schließung der Dorfschulen in Weilersbach, Rietheim und Tannheim hat in den Ortschaften viel Aufregung hervorgerufen. Martin Disch, der Leiter der Grundschule Obereschach, zu der die Außenstelle Weilersbach gehört, bezieht klar Stellung. „Ich sehe das Ganze. Für Weilersbach und Obereschach wäre die Zusammenlegung der Schule in Obereschach ein Gewinn.“

„Es geht ums Wohl der Kinder“

Dass er sich mit dieser Auffassung nicht nur Freunde macht, ist dem Rektor bewusst: „Ehrenbürger von Weilersbach werde ich jetzt nicht mehr.“ Der 62-Jährige könnte sich auch wegducken. In eineinhalb Jahren geht er in Ruhestand. Doch er hält es für seine professionelle Pflicht, eine seiner Meinung nach gute und zukunftsweisende Lösung für die Kinder in Weilersbach und Obereschach zu finden. Ihm gehe es, sagt er, „um das Wohl der Kinder“. Und dazu gehöre eine tragfähige Schulstruktur.

Martin Disch will sich in dieser Debatte nicht zu den eigenständigen Grundschulen in Rietheim und Tannheim äußern, wie er betont, sondern einzig zum Schulkonstrukt Obereschach und Weilersbach. Und da kennt sich der Schulleiter, der in Villingen wohnt, gut aus. 16 Jahre lang war er Lehrer in Weilersbach und Obereschach, bevor er 13 Jahre in Unterkirnach unterrichtete. Dann kam er 2014 zurück und übernahm die Leitung der Schule Obereschach mit Außenstelle Weilersbach.

Blick auf die Außenstelle der Grundschule Obereschach in Weilersbach. Die Stadt schlägt vor, diese Einrichtung zu schließen.
Blick auf die Außenstelle der Grundschule Obereschach in Weilersbach. Die Stadt schlägt vor, diese Einrichtung zu schließen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

„Wir müssen die Schule in Weilersbach gesondert sehen“, betont er. Denn Weilersbach sei bereits 1976 die Außenstelle von Obereschach geworden. 1978 wurde festgelegt, dass die Schule in Weilersbach „vorübergehend“ als Außenstelle fortgeführt werde. Das Konstrukt hielt bis heute. Und Martin Disch kennt all seine Stärken und Schwächen.

Disch versichert, er könne verstehen, dass die betroffenen Eltern die besondere Atmosphäre der kleinen Schule in Weilersbach gerne erhalten würden und die Ortsvorsteherin Silke Lorke um deren Erhalt kämpfe. Auf der anderen Seite habe er den internen Blick auf die beiden schulischen Einheiten, die jede für sich nach seiner Meinung kaum überlebensfähig sind.

In Weilersbach sind es zwei Klassen mit 38 Kindern, in Obereschach 54 Kinder. Hier wie dort sei es ein beständiger Kampf, um ausreichend Schüler zu bekommen. An der Schule in Obereschach wurde bereits durch zwei Außenklassen mit 14 Kindern der Carl-Orff-Sonderschule für zusätzliche Schüler gesorgt.

Räumlich bestens ausgestattet, hell und freundlich, präsentiert sich die Grundschule in Obereschach. Hier ein Blick in ein Klassenzimmer.
Räumlich bestens ausgestattet, hell und freundlich, präsentiert sich die Grundschule in Obereschach. Hier ein Blick in ein Klassenzimmer. | Bild: Stadler, Eberhard

Bis vor einigen Jahren, als sich die Grundschule in Obereschach noch stolz Grund-, Haupt- und Werkrealschule nennen durfte, war die Bildungsstätte voller Leben. Die Schule war für bis zu 400 Kinder ausgelegt. „Die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule wurde damals versäumt“, konstatiert Disch rückblickend.

Damit ging es mit dem Schulstandort abwärts. Jetzt steht in Obereschach ein freundliches, behindertengerechtes Schulhaus in Bestzustand und Platz im Überfluss. „Ich kann verstehen, dass die Stadt dieses Haus nicht weitgehend ungenutzt liegen lassen will“, sagt er.

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Doch das ist nicht sein Anliegen. Ihm geht es darum, dass Schule und Unterricht gut funktionieren müssen. Und das, findet er, tut es derzeit nicht richtig. Die Schule befinde sich dauerhaft „im Spagat“. Durch die Aufteilung der Kinder und Lehrer auf zwei Standorte müssen sowohl in Weilersbach wie in Obereschach die Kinder in altersgemischten Klassen unterrichtet werden. Das heißt, Erst- und Zweitklässler sowie Dritt- und Viertklässler werden gemeinsam in zwei Klassen unterrichtet.

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Diese Klassen seien aber in Alter und Entwicklung oft „sehr heterogen“, schildert der Rektor. Das mache es schwierig. Für die Lehrer bedeute dies einen erheblichen Mehraufwand. Mehrere Pädagogen seien ihm deshalb schon abgesprungen. Für die altersgemischten Klassen benötige die Schule mehr Lehrer. Doch diese seien derzeit nicht zu bekommen.

Durch eine Zusammenlegung der Standorte in Obereschach könnten altersgleiche und größere Klassen gebildet werden. Für Disch aus pädagogischer Sicht ein deutlicher Vorteil. Die Kinde bekämen damit mehr Freunde und Kontakte und stünden nicht, wie in kleinen Klassen, permanent unter Beobachtung des Lehrers. Das sei für manche Kinder oft sehr anstrengend.

Der Eingang in die Grundschule am Schlossberg. Hier gingen einst 400 Schüler ein und aus. Derzeit sind es noch 54 Grundschüler und 14 ...
Der Eingang in die Grundschule am Schlossberg. Hier gingen einst 400 Schüler ein und aus. Derzeit sind es noch 54 Grundschüler und 14 Sonderschüler. | Bild: Stadler, Eberhard

Aus räumlicher Sicht hätte die Konzentration der Schule in Obereschach nur Vorteile. „In Weilersbach gibt es keine Fachräume“, erklärt der Schulleiter. Die sind in Obereschach mehr als ausreichend vorhanden. Die Lehrküche ließe sich zudem leicht zur Mensa ausbauen, um den Kindern ein Mittagessen anzubieten.

Ein Ganztagesangebot zur Betreuung der Kinder sei nur in Obereschach möglich, nicht in Weilersbach. Hier könnte allen Eltern eine umfassende und tragfähige Betreuung ihrer Kinder angeboten werden. Und Disch ist überzeugt, dass immer mehr Eltern eine solche Ganztagesbetreuung erwarten, auch jene, die in ein Neubaugebiet nach Weilersbach ziehen.

Ein weiterer Vorteil wäre es für die Schule, wenn das Lehrerkollegium, derzeit bestehend aus Martin Disch und sieben Lehrerinnen, an einem Ort versammelt wäre. Die personellen Ressourcen könnten damit deutlich besser eingesetzt werden, etwa bei Krankheitsvertretungen. Derzeit müssen Disch und seine Kolleginnen ständig zwischen Obereschach und Weilersbach pendeln, um zu unterrichten.

Pendelbetrieb beeinträchtigt Schule

Die Pendlerei sei „eine erhebliche Beeinträchtigung“ des duchgetakteten Schulbetriebs. „Ich kann auch nicht sagen, dass wir ein Kollegium sind“, beklagt Rektor. Es fehle die Kommunikation unter den Pädagogen. Das Lehrerzimmer sei meistens leer. Gerade für den Teamgeist der Schule und für die Beurteilung von Schülern sei aber ein beständiger Austausch im Lehrerzimmer ein wichtiger Faktor.

Sein Fazit: In Obereschach könnte eine gut funktionierende schulische Organisation eingerichtet werden. Diese wiederum sei die Basis für die Qualität des Unterrichts. „Eine gute Atmosphäre“, sagt er, „fördert den Lernerfolg.“ Und darum gehe es ihm.

Schülerbus wird schnell Normalität

Das kleinere Übel wäre aus seiner Sicht, wenn die Grundschüler aus Weilersbach eine Viertelstunde mit dem Bus nach Obereschach fahren müssten. Durch seine Zeit in Unterkirnach ist er der Meinung, dass dies gut funktionieren kann. „Der Schülerbus oder das Elterntaxi wird sehr schnell zur Normalität werden“, ist er überzeugt. Auch die Digitalisierung der Schule, die von den Eltern berechtigterweise erwartet und eingefordert werde, lasse sich an einem Standort zielgerichteter vorantreiben als an zweien.

„Egal, wie die Entscheidung im Gemeinderat ausfällt, werde ich sie akzeptieren“, betont der Rektor. Klar sei aber: Wenn die Außenstelle Weilersbach bleibe, stehe die Stadt in der Pflicht, dort bessere schulische Voraussetzungen zu schaffen.