Der Kulturbetrieb in Villingen-Schwenningen leidet unter steigenden Kosten und ausbleibenden Besuchern. Andreas Dobmeier, der das Kulturamt nach dem Weggang von Lutz Schwarz wieder vorübergehend leitet, hat sich deshalb „schweren Herzens“ entschlossen, die Preise zu erhöhen: für die städtischen Theater- und Konzertreihen, aber auch für die jährliche „Lange Kulturnacht“ in Schwenningen.
Deutlicher Aufschlag für Abo-Reihen
Sowohl die Einzelkarten als auch die Abonnements für Konzerte und Theater des Kulturamtes, so berichtete Dobmeier im Verwaltungs- und Kulturausschuss, werden von allen Seiten mit steigenden Kosten konfrontiert. Die Inflation zeigt Wirkung.
Deshalb sollen nun die Abo-Reihen mit einem deutlichen Preisaufschlag versehen werden. Bei den meisten Abos um rund 20 Euro von 115 auf künftig 135 Euro. Die Meisterkonzerte im Großen Zyklus sollen von 235 auf 270 Euro steigen.

Schmerzhaft seien die Erhöhungen für den Kulturbetrieb vor allem deshalb, so Dobmeier, weil das Theater- und Konzertpublikum längst nicht wieder auf dem Niveau der Zeit vor Corona in die Aufführungen strömt. Insofern seien die Preiserhöhung eher kontraproduktiv beim Bemühen, mehr Besucher zu gewinnen. Doch wirtschaftlich sei der Schritt unvermeidlich.
Kulturnacht wird zwei Euro teurer
Ähnlich sieht es auf der Kostenseite der „Langen Kulturnacht“ aus. Die Kosten seien in den vergangenen zehn Jahren um 53 Prozent gestiegen. Hinzu kommen wachsende Anforderungen an die Sicherheitsmaßnahmen, besonders nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen am Rande der letztjährigen Kulturnacht. Der Preis soll deshalb pro Eintrittsbändel um zwei Euro auf künftig zwölf (Vorverkauf) oder 14 Euro (Abendkasse) angehoben werden.

Die Stadträte im Verwaltungs- und Kulturausschuss zeigten angesichts der Zahlen durchweg Verständnis für die Erhöhungen. Sie wurden einstimmig bewilligt.
In seinem Rückblick auf die abgelaufene Saison konstatierte Dobmeier, dass die Besucherzahlen nach dem dramatischen Einbruch infolge der Corona-Pandemie zwar wieder ansteigen. Aber längst nicht im erhofften Umfang. Die Besucherzahlen liegen, wie die Statistik zeigt, deutlich hinter jenen aus dem Jahr 2019 zurück.
Neue Beziehungen zum Publikum aufbauen
„Wir stehen daher vor der Herausforderung, neue Wege zu beschreiten“, konstatiert der Kulturamtsleiter. Es gehe darum, neue Beziehungen zum Publikum auf Augenhöhe aufzubauen. Ein Beispiel: Die Erfahrung mit den Veranstaltungen im Frei-Raum des Uhrenindustriemuseums habe die Erwartungen bestätigt, dass die Schaffung eines Ortes der Begegnung mit einem niederschwelligen Zugang nicht nur neue Besucher ins Haus bringe, sondern auch eine nachhaltige Publikumsbindung schaffe, stellte Dobmeier fest.
Dank an den Kulturretter Dobmeier
Stadträtin Ulrike Merkle (Grüne) würdigte im Namen aller Fraktionen, mit Ausnahme der AfD, die Leistungen des Kulturamtes, die vielfältige qualitätsvolle Programmarbeit und das Bemühen, auch ein jungens Publikum zu erreichen.
Ulrike Heggen dankte Dobmeier, dass er, nachdem sich die Stadt von seinem Nachfolger Lutz Schwarz getrennt hatte, auf Bitten der Stadt seinen ehemaligen Posten wieder interimsmäßig ausübt und damit gewährleiste, „dass die Kultur in Villingen-Schwenningen nicht den Bach runtergeht“.