Es gibt zu viele Dönerläden. Der Meinung ist zumindest die CDU-Gemeinderatsfraktion in Heilbronn. Womit allerdings weit mehr als nur die Imbissbuden mit den Drehspießen gemeint ist.
„Es tut mir weh, immer nur Dönerläden, Barbershops, Nagelstudios und Handyläden“, klagt der CDU-Stadtrat Christoph Troßbach gegenüber der Rheinischen Post ob der Eintönigkeit in seiner Innenstadt. Er muss es wissen, zählt er hier doch insgesamt 20 Dönerläden, 18 Barber- und 16 Nagelstudios.
Wie sieht es in Villingen aus?
Schlendert man nun als unbedarfter Villinger durch die Straßen und Gassen der eigenen Innenstadt und richtet das Augenmerk auf das Angebot, das sich dort bietet, entdeckt man – oh Wunder – eine ganz ähnliche Entwicklung wie die in Heilbronn von diesem bejammerte.
Negative Magnetwirkung der Läden
Troßbach fasst das Phänomen in Heilbronn mit einem prägenden Begriff zusammen. „Zu viele gleiche Geschäfte haben eine negative Magnetwirkung.“ Kürzlich wurde deshalb ein Rechtsgutachten eingeholt, welches die Durchsetzbarkeit einer Obergrenze für eben solche Geschäfte überprüft. Das Ergebnis bestärkt die Befürworter einer solchen Grenze. Was es allerdings mit der „negativen Magnetwirkung“, die Stadtrat Troßbach da anspricht, auf sich hat, wird dabei nicht tiefer erörtert.
Stellt man die Zahlen der Geschäfte in ein direktes Verhältnis zu den Einwohnern, ergibt sich für Villingen ein teils stärkerer Magnetismus als in Heilbronn. Denn die Innenstadt von Villingen mit ihren 40.000 Einwohnern beheimatet acht Dönerläden, was zu den 20 in Heilbronn mit 126.000 Einwohnern ein Viertel mehr Läden bedeutet.
Zu viele Nagelstudios?
Barber- und Nailstudios gibt es innerhalb der Stadtmauern insgesamt zwölf, im Vergleich zu den 34 in Heilbronn ist das eine ähnliche Quote. Dazu kommen fünf Handyläden, die ja, bedient man sich der sprachlichen Finesse des Heilbronner Stadtrates, ebenfalls zu den Geschäften mit der „negativen Magnetwirkung“ zählen.
Dazu kommen noch die Massagesalons
Insgesamt 25 vermietete Ladenflächen findet man also zwischen einem reichlichen Angebot an leerstehenden Geschäftsflächen, die das Geschäftsangebot in Villingen nicht eben vielfältig erscheinen lassen. Und rechnet man dazu die Mobilfunkanbieter und Thai-Massagesalons, die man nach Troßbachs Sprachgebrauch so gesehen als „neutrale Magneten“ bezeichnen könnte, dann kommen noch einmal acht Niederlassungen in der Villinger Innenstadt hinzu, die das eh schon eintönige Bild nicht viel bunter machen.
Hohe Mieten in der Stadt
Bleibt nur die Frage, warum siedeln sich so viele dieser einfallslos erscheinenden Geschäfte ausgerechnet in der pittoresken Innenstadt Villingens an? Und warum bleiben bunte Läden voller Wolle, Keramik und Kunsthandwerk außen vor und meiden die Lage?
Vielleicht liegt es an den Vermietern der Ladenflächen, die solch exorbitant hohe Mieten verlangen, dass am Ende für den Mieter nur noch der schnöde Profit zählt. Und der lässt sich mit Fast-Food, Bartrasur, Nagellack und Handy eben leichter erzielen als mit hübschem Beiwerk. Und daran wird auch keine Obergrenze etwas ändern.