Nächtliche Ausgangssperre, wie fühlt sich das an? SÜDKURIER-Mitarbeiter Hans-Jürgen Götz war diese Woche abends in der Villinger Innenstadt mit all seinen Sinnen und seiner Kamera unterwegs. Hier seine Eindrücke:
Bis kurz vor 20 Uhr herrscht noch rege Geschäftigkeit. Es herrscht Leben auf der Straße. Das sollte sich aber gegen halb Acht ändern. Auf den Straßen nimmt der Verkehr zu, die Parkplätze leeren sich. Pünktlich zu Beginn der offiziellen Ausgangssperre finden sich auf dem großen Parkplatz bei der Volksbank nur noch zwei verlassene E-Autos an der Ladestation, ansonsten alles leer.
Auch die Fußgängerzone innerhalb der Ringmauern ist plötzlich wie leer gefegt, gespenstische Ruhe hält Einzug. Die großen Weihnachtsbäume und Geschäfte sind hell erleuchtet. Für niemand. Die Straßen sind menschenleer. Vereinzelt kommt noch ein Radfahrer auf dem Weg von der Arbeit oder ein Jogger mit Hund vorbei. Sonst herrscht Einsamkeit. Auch rund um das prächtig beleuchtete Münster ist es leer. Das Gotteshaus wirkt wie die letzte Trutzburg, die der Pandemie stand hält.
Kurz darauf patrouilliert ein Polizeifahrzeug durch die Obere Straße. Zu kontrollieren gab es nichts, alles menschenleer, so weit das Auge reicht. Selbst auf der ansonsten stark befahrenen Bertholdstraße sind nur noch ganz wenige Autos zu sehen. Die einsamen Spiegelungen der Verkehrsampeln und Straßenlaternen sorgen für eine eigenartige Stimmung am frühen Abend. Lockdown-Melancholie in Villingen.

Nur am Bahnhof findet man noch Passanten. Ein leerer Stadtbus fährt am verwaisten Taxistand vorbei, während eilig ein paar Menschen durch den Bahnhof laufen, um einen der letzten Züge nach Hause zu erwischen.

Selten sieht man die Stadt so festlich geschmückt und hell erleuchtet und gleichzeitig so leer. Fehlt nur noch der Schnee, ganz ohne Fußabdrücke. Stattdessen sorgt ein leichter Nebel und und die nasse Straße für leicht gruselige Stimmung in diesen Tagen der nächtlichen Ausgangssperre.

Das sagt die Polizei
Die Beamten des Villinger Polizeireviers unternehmen keine besonderen Anstrengungen, um die Ausgangssperre zwischen 20 Uhr abends und 5 Uhr morgens zu überwachen. „Wir kontrollieren im Rahmen unserer normalen Streifentätigkeit und in der Annahmen, das sich die meisten an die Ausgangssperre halten“, sagt Thomas Barth, der Leiter des Polizeireviers. Wo sollen die Leute auch abends hin? Es ist ja alles geschlossen. Zusätzliche Streifen seien keine eingeplant. „Mein Eindruck ist, dass die Regelung sehr weitgehend von der Bevölkerung akzeptiert wird.“
Bislang hatte die Polizei keine signifikanten Verstöße registriert. Lediglich am vergangenen Wochenende, als noch die alte Ausgangssperre ab 21 Uhr gültig war, wurden drei junge Männer von einer Polizeistreife erwischt, die mit ihrem Auto unterwegs waren. Ansonsten keinerlei Beanstandungen. Außerdem vertraut die Polizei auch auf die Augen und Ohren der Bürger. Verstöße würden sehr schnell gemeldet. „Man schaut aufeinander“, weiß der Revierleiter. Gibt es verstärkte Kontrollen an Silvester? „Das werden wir vermutlich tun“, stellt Barth in Aussicht. Verschärfte Überwachung der Ausgangssperre ist auch seitens des städtischen Ordnungsdienstes nicht vorgesehen. Kontrollgänge laufen im Rahmen des üblichen Dienstes. Die Stadt verweist auf ihre „begrenzten personellen Möglichkeiten“.