Er muss eine Fläche so groß wie 60 Vierzimmer-Wohnungen beheizen. Thomas Wiedmann ist der Chef der Gärtnerei Späth. Er kämpft mit seinen 50 Mitarbeitern gegen die Energiekrise und den daraus entstehenden Druck. Das besondere Konzept eines Villinger Mittelständlers – Hoffnung, die Herausforderung zu bestehen – sprießt hier jeden Tag neu.
Der 54-jährige Familienvater Thomas Wiedmann verhandelt derzeit viel. Zum Beispiel beim Einkauf. „Der eine Anbieter ist plötzlich 18 Prozent teurer, der andere 50 Prozent. Dann frage ich den Zweiten, wieso er so viel mehr verlangt. Manchmal wird das auch schlüssig erklärt“, berichtet der gebürtige Bad Dürrheimer.

Die Villinger Gärtnerei hat 6000 Quadratmeter Gewächshaus-Fläche. Das entspricht 60 Wohnungen mit 100 Quadratmeter. „Frost darf es hier nirgends haben“, sagt Wiedmann. In einer Zone „brauchen wir sogar 15 Grad, auch im tiefsten Winter“. Ein zweiter Bereich ist mittelwarm, ein dritter nur leicht beheizt, das ist die Klimawelt in drei Zonen bei Späth.
Dazu kommt der Außenbereich. Hier auf Herdenen beißt die Winterkälte besonders zu. „Minus zwanzig Grad gab es hier auch schon“, sagt der Mann, der einst am Villinger Hoptbühl-Gymnasium Abitur machte und später eine Lehre als Zierpflanzen- und Staudengärtner absolvierte. Im Außengelände stehen Folientunnels. Hier zieht der Betrieb die Pflanzen größer. Je länger eine Pflanze generell in einer Gärtnerei stehe, umso teurer werde es natürlich. Die Qualität steige aber ebenfalls.

Er ist stolz, als er bei den Orchideen ankommt. Er hält einen kleinen Topf hoch und zeigt eine violette Pflanze für knapp 15 Euro. „Der Preis ist stabil. Wir wollen den auch so halten“, sagt er.
Er schmunzelt ein wenig, als er einen Vergleich wagt. „Mit den Orchideen ist es wie mit Kopfsalat. Es gibt welche, die schnell wachsen müssen und billig verkauft werden können. Und es gibt solche, die Zeit bekommen, sich zu entwickeln, dazu das beste Klima haben und so robust und widerstandsfähiger sind“, führt er aus.

Geheizt wird bei der Gärtnerei auf verblüffende Weise. „Ich kann von Gas auf Öl umstellen“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter der Späth Betriebs GmbH, wie der Betrieb offiziell benannt ist. Wiedmann zeigt in einer Garage zwei identisch aussehende Heizgeräte. Er ist froh über die Auswahlmöglichkeit.

„Unsere Firma ist gesund und stabil.“ Und dass das so bleibt, dafür wird hier oben am Stadtrand immer wieder gerungen. Bei Späth ist eine Solaranlage auf dem Dach, die aber dem Vermieter, der Späth Grundstücks GmbH und Co KG, gehöre und deren Strom überwiegend ins Netz eingespeist werde. Wiedmann sagt, er habe schon 2016 auf LED umgestellt.

150.000 Kilowattstunden Gas hat die Gärtnerei Späth 2021 verfeuert. Der Betrieb kauft am Spotmarkt zu Tagespreisen ein. Was Wiedmann ein wenig froh macht, ist sein Heizöltank. 40.000 Liter ist der groß.
„Im Frühjahr habe ich noch überlegt, ob ich volltanke, dann habe ich mich dazu durchgerungen“, schildert er und jubelt dann kurz: „Und heute bin ich so froh.“ Auch Heizöl sei empfindlich teurer geworden. Oder der Strom: Bislang zahlte die Gärtnerei laut Wiedmann 20.000 Euro pro Jahr, jetzt koste der Jahresverbrauch an Strom 80.000 Euro.

Er ist am Grübeln, was nun der richtige Weg sein könnte: So lange es geht, mit Gas heizen und das Heizöl im Tank lassen? „Niemand weiß, was richtig ist“, schildert er die Lage und fügt hinzu: „Die Lösung für Gärtnereien gibt es nicht,“, weiß er aus vielen Gesprächen mit Kollegen aus anderen Betrieben.

Der Gärtner-Chef prüft alles: Umrüsten auf Pellets? Bringt seiner Meinung nach nicht viel, auch hier sorge die hohe Nachfrage für steigende Preise. Und, ganz extrem gedacht: Den Betrieb in den zwei kältesten Monaten Januar und Februar zumachen um nur wenig heizen zu müssen? „Nein sagt Wiedmann, das will ich meinen Mitarbeitern nicht antun. Zweieinhalb Monate Corona-Schließung seien zuletzt für alle heftig genug gewesen.