Seit den frühen Morgenstunden des 24. Dezember wird nach Dirk Brünker aus Villingen gesucht. Das Verschwinden des 61-Jährigen ist kein Einzelfall. Pro Monat gehen im Bereich des Polizeipräsidiums Konstanz zwei bis zehn Vermisstenmeldungen ein, sagt Polizeisprecher Dieter Popp.

Jugendliche verschwinden häufig

Häufig seien es Jugendliche, die aus betreuten Einrichtungen verschwinden und schnell wieder auftauchen. Nach anderen, wie dem 61-jährigen Villinger, wird aufwändig gesucht.

Nach Kindern wird sofort gesucht

Wird ein Mensch als vermisst gemeldet, läuft bei der Polizei ein festes Schema ab. Die Details können sich unterscheiden – je nachdem, um was für eine Person es sich beim Vermissten handelt, erläutert Popp. Bei Kindern, alten oder kranken Menschen wird sofort mit der Suche begonnen.

Für Diabetiker ist ihr Insulin-Pen lebenswichtig. Wird ein auf Medikamente angewiesener Mensch vermisst gemeldet, beginnt die Polizei ...
Für Diabetiker ist ihr Insulin-Pen lebenswichtig. Wird ein auf Medikamente angewiesener Mensch vermisst gemeldet, beginnt die Polizei umgehend mit der Suche. | Bild: Matthias Hiekel/dpa

Ein erwachsener Mensch kann erst einmal tun und lassen, was er will. „Da kommt es immer auf die Gesamtumstände an“, sagt Popp. „Hat die Person womöglich Suizidgedanken geäußert? Liegen Hinweise vor, dass der Mensch auf Medikamente angewiesen ist? Oder wollte er oder sie sich einfach absondern?“ Hier gelte es, den Einzelfall zu betrachten.

Lebensgefahr oder nur ein Streit?

Stelle sich heraus, dass es einen Beziehungsstreit gegeben habe, werde die Meldung anders behandelt, als wenn ein Abschiedsbrief gefunden wurde und die Person sich womöglich in akuter Lebensgefahr befinde.

„Im Prinzip wird jede Anzeige ernst genommen und man überprüft, wie substanzhaltig die Hinweise sind.“
Polizeisprecher Dieter Popp

Bei der Suche würden zunächst sämtliche möglichen Orte überprüft. „Der Wohnort, Gebäude, Speicher und Keller werden abgesucht“, zählt Popp auf. Vielleicht ist eine vermisste Seniorin ja gestürzt und liegt mit gebrochenem Bein hilflos in ihrem Keller? Auch „Hinwendungsorte“ – also Orte, an denen sich Menschen häufig aufhalten – würden standardmäßig überprüft.

Bei der Suche nach einer vermissten Person werden häufig auch die Bankverbindungen überprüft. Sind Kartenzahlugen erfolgt, lässt sich ...
Bei der Suche nach einer vermissten Person werden häufig auch die Bankverbindungen überprüft. Sind Kartenzahlugen erfolgt, lässt sich zumindest in Erfahrung bringen, an welchem Ort die Karte genutzt wurde. Bild: Nathalie Göbel | Bild: Göbel, Nathalie

Die Technik kann der Polizei oft bei der Suche weiterhelfen: So kann mittels Handyortung ermittelt werden, in welcher Funkzelle das Gerät zuletzt eingebucht war. Auch Bankverbindungen können Aufschluss geben, etwa darüber, wo eine Kreditkarte genutzt oder wo Bargeld abgehoben wurde.

Jede Anzeige wird ernst genommen

„Im Prinzip wird jede Anzeige ernst genommen und man überprüft, wie substanzhaltig die Hinweise sind“, sagt Dieter Popp. Im Fall einer kurz vor Weihnachten in Rottweil getöteten Frau waren es die Arbeitskollegen, die sie als vermisst gemeldet hatten. Ihr Ehemann wurde wenig später als dringend tatverdächtig festgenommen.

Angehörige müssen der Fahndung zustimmen

Um öffentlich mit Foto und Personenbeschreibung nach einem vermissten Menschen fahnden zu dürfen, brauche die Polizei die Einverständnis der Angehörigen oder eines gesetzlichen Betreuers. Anders ist es im strafrechtlichen Bereich: Hier braucht es für die Öffentlichkeitsfahndung einen richterlichen Beschluss.

Spur verliert sich in der Färberstraße

Wichtiger Teil der Suche sind Gespräche und Befragungen von Familie, Kollegen, Freunden und Bekannten. „So versucht man unter anderem zu rekonstruieren, ab wann eine Person tatsächlich fehlt und wo sie das letzte Mal gesehen wurde“, sagt Dieter Popp. Im Fall des vermissten Dirk Brünker war das die Färberstraße, wo er am 23. Dezember gegen 20.30 Uhr eine Gaststätte verlassen hatte.

Dieses Zeitfenster versuche man im Fall Brünker aktuell weiter zu verifizieren und zu verdichten, nachdem die Suche bislang (Stand: 3. Januar) erfolglos verlaufen ist.

Auf der Suche nach Dirk Brünker ist die Polizei auch am Brigachufer unterwegs.
Auf der Suche nach Dirk Brünker ist die Polizei auch am Brigachufer unterwegs. | Bild: Trippl, Norbert

Bei Bedarf ziehe man auch Hilfskräfte hinzu, wie etwa die Hubschrauberstaffel der Polizei. Diese verfügt an ihren Standorten am Landesflughafen Stuttgart und auf dem Baden Airpark bei Baden-Baden über insgesamt sechs Hubschrauber. Sie können sie aus der Luft bei der Suche helfen, unter anderem mit Wärmebildkameras.

Wenn alles erfolglos bleibt

Und wann hört man auf zu suchen? „Wenn alles erdenklich mögliche stattgefunden hat“, sagt Popp. „Wenn alles abgearbeitet ist und es keine Möglichkeit gibt, weiter zu suchen.“ Damit wird ein Fall aber nicht zu den Akten gelegt.

Das System weiß Bescheid

Die vermisste Person werde dann in den polizeilichen Systemen ausgeschrieben. „Werden die Personendaten dann beispielsweise bei einer Kontrolle durch eine Streife eingegeben, taucht direkt auf dem Eingabegerät der Beamten der Hinweis auf, dass dieser Mensch als vermisst oder rein Auto als gestohlen gilt“, erklärt Dieter Popp. Das funktioniere im gesamten Schengen-Raum. „Voraussetzung ist natürlich immer eine Kontrolle.“

Alles zum Vermisstenfall Dirk Brünker finde Sie in unserer Übersicht.