Manchmal kann Tanja Ganschow es selbst nicht glauben. Mit ihrer Idee, Hühner wochenweise an Familien, Kindergärten oder auch Pflegeheime zu vermieten, hat sie offenbar einen Nerv getroffen. Vor einem Jahr hat der SÜDKURIER erstmals über die Villingerin und ihre Tiere berichtet. Damals war es noch ein Team von vier Hühnern, das man bei Tanja Ganschow mieten konnte.

Zwei Hennen haben sich zum Eierlegen zusammengekuschelt.
Zwei Hennen haben sich zum Eierlegen zusammengekuschelt. | Bild: Göbel, Nathalie

Inzwischen können drei Hühner-Teams ausgeliehen werden, das vierte ist in Planung. Mehr sollen es aber auch nicht werden, sagt sie. „Wir wollen ja kein Großbetrieb werden.“ Bis Juni sind ihre Hühner bereits ausgebucht. Freie Termine gibt es noch im Sommer, für den Herbst sind die Tiere zum Teil auch schon gebucht.

Die Idee hinter „Borg n Huhn“, wie Tanja Ganschow ihr Kleingewerbe genannt hat: Sie möchte den Menschen Nutztiere nahebringen, Wertschätzung für Lebensmittel und diejenigen, die sie erzeugen. In diesem Fall heißen die Erzeugerinnen etwa Leni, Linh, Camille, Sophie oder Pia: Hühner verschiedener Zwerghuhnrassen, die allermeisten sind im Haus der Familie geschlüpft.

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In der Warenbergschule, die als Naturparkschule zertifiziert ist, waren die Hennen schon zu Gast. „Manche Familien machen daraus ein Ferienprojekt, bei anderen war es ein Geschenk zum 50. Geburtstag.“ Demnächst wird ein Hühnerteam zum ersten Mal an ein Pflegeheim ausgeliehen, im Herbst ist eine weitere Pflegeeinrichtung an der Reihe.

Tiere tun Demenzkranken gut

Gerade Demenzkranke profitieren vom Kontakt mit Tieren, schreibt die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft auf ihrer Internetseite: „Wer bei der Versorgung des Tieres noch mithelfen kann, erlebt sich als kompetent und mit einer sinnvollen Aufgabe betraut, ist damit nicht nur Empfänger von Hilfe und Unterstützung, sondern kann auch ‚etwas geben‘“, heißt es dort.

Kakao und seine Hennen Video: Göbel, Nathalie

Wie schnell das zutrauliche Federvieh Menschen in seinen Bann zieht, weiß Tanja Ganschow aus eigener Erfahrung. Mit den ersten Küken, die in ihrem Haus einzogen, wollte sie ihren vier Kindern eigentlich zeigen, woher Lebensmittel stammen.

Das Hühnervirus greift schnell um sich

Nachdem die Familie selbst vom „Hühnervirus“, wie sie es nennt, befallen war, kam die Vermietung der Tiere eher zufällig zustande. „Bekannte aus Triberg wollten testen, ob Hühnerhaltung für sie in Frage kommt“, erzählt Tanja Ganschow. Und fügt grinsend hinzu: „Inzwischen haben sie mehr Hühner als wir.“

Überraschung: Eines der Hühner hat den Freigang im Garten genutzt, um ihre Eier im Schuppen zwischen Snowboard, Schneeschaufel und ...
Überraschung: Eines der Hühner hat den Freigang im Garten genutzt, um ihre Eier im Schuppen zwischen Snowboard, Schneeschaufel und Schlitten abzulegen. | Bild: Göbel, Nathalie

Immer wieder gibt es bei Ganschows Küken. Dann liegen befruchtete Eier im Brutapparat Keller, werden mehrmals am Tag gewendet, bis nach rund drei Wochen die kleinen Flauschkugeln schlüpfen. Die befruchteten Eier kann man kaufen – auch im Internet, wenn es eine Rasse ist, die kein Züchter in der Nähe anbietet. Den Eiern macht der Transport wenig aus – zumindest, so lange die Schale intakt bleibt.

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Die geschlüpften Hennen behält Tanja Ganschow zum Teil selbst, die Hähne gibt sie meist an andere Geflügelhalter weiter. Hähne haben meist die kürzeste Lebenserwartung, weil sie „ihre“ Hennen beschützen – auch vor stärkeren Gegnern wie Füchsen.

Der Zwerghahn sorgt für Ordnung

Nur ein Hahn wohnt derzeit bei der Familie: Kakao, ein junger Chabo-Zwerghahn. Der Name ist Programm, sein Gefieder glänzt in der Sonne wie Zartbitterschokolade. Auch wenn Kakao noch recht klein ist, spielt er gerne mal den Polizisten, sagt Tanja Ganschow. Wenn die Hennen, mit denen er das Gehege teilt, beim Spaziergang durch den Garten zu weit weg laufen etwa, eilt Kakao sogleich herbei und sorgt für Ordnung.

Hella sonnt sich vor dem Hühnergehege. Das Geflügel hat keine Angst vor der Familienkatze – im Gegenteil. Zu nahe darf Hella dem ...
Hella sonnt sich vor dem Hühnergehege. Das Geflügel hat keine Angst vor der Familienkatze – im Gegenteil. Zu nahe darf Hella dem Federvieh nicht kommen. | Bild: Göbel, Nathalie

Mit ihrem Verhalten überraschen die Hühner auch Tanja Ganschow immer wieder. „Früher hätte ich nicht gedacht, dass Hühner so schlau sind“, sagt sie. Je nach Rasse bringen die Tiere ganz unterschiedliche Talente mit: Die Steinpiperl etwa sind sehr gut darin, auf sich aufzupassen und vor Feinden auf Bäume zu flüchten; die Paduaner Hühner dagegen sind die schnellsten, wenn es darum geht, die besten Leckerbissen aufzuspüren.