Nicht schon wieder! Als sich die ersten Mitglieder der Fastnachtsvereine Ende September trafen, um Ideen für die Bälle zu sammeln, war die Corona-Pandemie allgegenwärtig. Aber sie schien beherrschbar, mit 2G-Regelungen war die Hoffnung groß, die närrischen Veranstaltungen ablaufen lassen zu können. Nun der bittere Rückschlag: Bälle müssen abgesagt werden, so wie es aussieht, wird kein einziger stattfinden.
Zwar haben noch nicht alle Vereine endgültig abgesagt, aber das liegt vor allem daran, dass auch eine Alternative präsentiert werden soll: „Wir wollen ja nicht nichts tun“, sagt der Zunftmeister der Villinger Hexenzunft, Meik Gildner. Ein Ersatz, auch online, müsse Hand und Fuß haben, deswegen wird das Thema bei den Hexen noch besprochen.
„Es ist schwierig, aber nur wenige von uns sind wirklich deprimiert.“Günther Reichenberger, Glonkivatter
Besonders hart trifft es die Villinger Katzenmusik, die dieses Jahr ihr 150-jähriges Bestehen begehen wollte. Die Feierlichkeiten sind gestrichen und damit auch der Jubiläumsball, wie Generalfeldmarschall Dominik Schaaf bestätigt. Das ist „ganz, ganz“ bitter, vor allem, weil zum Teil schon seit zwei Jahren Ideen entwickelt wurden. Auch die Katzenmusik denkt über eine Alternative nach. Damit soll die bisherige Arbeit der Akteure, die ja auch motiviert werden müssten, nicht gänzlich umsonst sein.
Auch bei der Frage, ob die Straßenfasnet stattfinden wird, ist Schaaf skeptisch. Mitte Januar solle es noch ein Treffen zwischen Vertretern von Gesundheits-, Innenministerium und Funktionären der schwäbisch-alemannischen Fastnacht geben, doch Schaafs Hoffnung, dass hier eine praktikable Lösung gefunden werde, ist angesichts der derzeitigen Omikron-Welle gering. Aber: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
Seit Mitte September treffen sich die Mitstreiter der Glonki-Gilde zum ersten Mal, vor allem vom Ballett, berichtet Glonkivatter Günther Reichenberger. Auch bei der Gilde werden sich die Verantwortlichen noch beraten, was für andere Möglichkeiten, beispielsweise mediale, umgesetzt werden sollten. Reichenberger ging ursprünglich davon aus, dass die 2G-Regel (geimpft und genesen) ausreicht, um Bälle zu veranstalten. Dass es nun anders kam, sei schwierig. Aber nur ganz wenige seien wirklich deprimiert, sagt er.
Bereits abgesagt haben die Alt Jungfere ihren Ball. Die Entscheidung sei schon im November getroffen worden, berichtet Oberjungfere Evi Blaser. Es habe sich früh abgezeichnet, dass es für die Alt Jungfere keinen Sinn mache. „Selbst wenn wir unter Einschränkungen den Ball hätten veranstalten können, hätten wir es nicht gemacht.“ Kein Essen oder nur ein zur Hälfte gefüllter kleiner Saal im Theater am Ring lohnen sich für die kleine Gruppe nicht.
„Sommerfasnet? So ein Quatsch.“Evi Blaser
Auch hätte sich schon bei den ersten Zusammenkünften angesichts der schwierigen Corona-Situation gezeigt, dass „wir so richtig Lust gar nicht hatten“. So fällt nun zum zweiten Mal einer der legendären Villinger Bälle aus, zu dem übrigens nur Frauen Zutritt haben. Haben etwa die Alt Jungfere eine Alternative parat? Nein, antwortet Evi Blaser, dazu seien sie zu wenig. Oder sollten sie die Fastnacht zu einem anderen Zeitpunkt nachholen? Blasers Contra: „Sommerfasnet? So ein Quatsch.“