VS-Villingen – „Wir liegen im Zeit- und Kostenrahmen„, verkündet Architekt Andreas Flöß am Montag bei einer Baustellenführung im alten Postgebäude gegenüber dem Villinger Bahnhof.
Es war vermutlich die wohlklingendste Nachricht für die anwesenden Kreisräte sowie für Landrat Sven Hinterseh, jetzt, in Corona-Zeiten und mit striktem Sparplan im Nacken, den sich der Kreistag vor den Sommerferien auferlegt hat.
Damit bleibt es bei den Gesamtkosten von 9,34 Millionen Euro sowie einer Aufstockung von 524 000 Euro für klimaschonende Maßnahmen. Rund 100 Arbeitsplätze für Landratsamt-Mitarbeiter sollen hier enstehen.

Aktueller Stand: Seit dem Start der Bauarbeiten haben man bislang nur zurückgebaut, entkernt und entsorgt, erklärt Flöß. Durch die Asbestbelastung alter Baumaterialien sei das nicht einfach gewesen. Jetzt gehe aber an den Wiederaufbau.
Nachdem die Entwässerung rund um das Haus fertiggestellt sei, könne man nun auch das Gerüst aufstellen und die Post-Farben sowie die Logos von der Fassade entfernen.

Erscheinungsbild: „Alle Fensterbrüstungen werden entfernt“, erklärt Flöß den weiteren Ablauf. Am Ende sollen jeweils zwei bodentiefe Glaselemente jedes Fenster ersetzen. Die Fassade erhält einen schlichten, dunklen Anstrich. Der Anbau vorne sowie die geplante Fluchttreppe im hinteren Bereich werden mit Holzlamellen verkleidet, die als Sichtschutz und Gestaltungselement dienen.
Erdgeschoss: Neben dem Archiv in den Kellerräumen sowie im Erdgeschoss sollen hier das Abfallwirtschaftsamt (Erd- und erstes Obergeschoss), die Bußgeldstelle (EG) sowie das Jugendamt (zweites und drittes OG) Platz finden.
Dort, wo früher Pakete angenommen wurden und Postfächer untergebracht waren, entstehen zwei Besprechungsräume, Büros, zentral ein Archiv- und Bibliotheksbereich sowie ein Lesesaal.
Im Haupthaus sind helle, moderne Büro- und Besprechungsräume entlang der Fensterfront und mit Blick nach draußen geplant.

Obergeschosse: Im ersten Stockwerk ist vornehmlich das Abfallwirtschaftsamt untergebracht. „Die Bereiche, ohne Publikumsverkehr“, erklärt Flöß.
Die Etagen zwei und drei, die die schönste Aussicht bieten, sind für das Jugendamt vorgesehen.
Keller: In mehreren großen Kellerräumen soll der 1400 Laufmeter große Bestand des Kreisarchivs in Rollregalen unterkommen. Hier herrschen perfekte Bedingungen: Gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchtigkeit, keine UV-Strahlung und stabile Böden, die dem enormen Druck der Regale standhalten.
„Ohne diese Keller hätten wir das Gebäude nicht erworben“, blickt der Landrat zurück. Hier unten finden sich zudem zwei alte Luftschutzbunker für 46 und 73 Personen.
Einer wird künftig vom Archiv genutzt, einer soll für die Öffentlichkeit erhalten bleiben, für Führungen oder Veranstaltungen.
Umzug: „Ich freue mich, dass so viele Firmen aus der Region beteiligt sind“, sagt Hinterseh. Der Umbau sei auch eine Investition in die Villinger Innenstadt. Läuft alles weiterhin nach Plan, steht im zweiten Halbjahr 2022 der Umzug an. „Wir beginnen mit dem Archiv“, so Flöß. Die restlichen Abteilungen werden im Anschluss daran nach und nach verlegt, „wenn der Aufzug nicht mehr blockiert ist.“
Das Gebäude
Nach dem Bau 1966 wurde ein Jahr darauf die Villinger Hauptpost in dem Gebäude gegenüber dem Bahnhof eingerichtet. Die Deutsche Post verkaufte die Immobilie 2008 an eine Investmentfirma, war seither nur noch als Mieter dort ansässig. Am 31. März 2017 folgte ein weiterer Besitzerwechsel, der Landkreis Schwarzwald-Baar kaufte das Bürogebäude, um Platz für 100 Mitarbeiter zu schaffen. Im September 2019 hatte die Post-Filiale beim Bahnhof letztmals geöffnet. In der Folge zog die Post in den Modepark Röther um, der Landkreis begann mit dem Umbau, der knapp zehn Millionen Euro kosten soll.