Die Schwenninger Kneipe „Linde“ war Kult. Doch nun muss sie schließen, wie Cem Yazici, besser bekannt als Jam von der Linde, über die soziale Plattform Facebook bekannt gab. Hintergrund ist offensichtlich eine Verfügung des Bürgeramts wegen Verstoßes gegen die Corona-Regeln: Yazici habe, so seine eigene Schilderung, ein Schreiben der Stadtverwaltung erhalten, in dem „ihm die Aufhebung meiner Gastronomie-Lizenz“ mitgeteilt wurde. Die Stadtverwaltung möchte dazu keine Stellung beziehen, da es sich um ein laufendes Verfahren handele.
Yazici selbst sieht sich allerdings eher als Opfer denn als Täter, er habe, wie er in seiner emotionalen Botschaft betont, „nichts falsch gemacht“. Seit 35 Jahren führt seine Familie die Gastronomie, seit 2008 er selbst. In den Glanzzeiten war die „Linde“ ein beliebter Treffpunkt vor allem für die Studenten. Sie standen dicht an dicht und wenn „Jam“ gut drauf war, ging er selbst ans Mischpult und sang. Doch mit Corona änderte sich alles, die Kneipe war unter Pandemie-Regeln kaum noch zu führen.
Eigenes Warnsystem
Dennoch ließ es Yazici, der 2018 auch als Oberbürgermeister-Kandidat bekannt wurde, zu, dass sich mehr Gäste als erlaubt in dem Raum drängten. Schon einmal geriet er dadurch ins Visier des Kommunalen Ordnungsdiensts. Wegen einer zu vollen Tanzfläche sollte er ein Bußgeld von 7500 Euro bezahlen, was er nach eigenen Worten verweigerte. Doch am letzten September-Wochenende eskalierte die Situation. Die Stadtsheriffs, unterstützt von Schwenninger Polizisten, hatten Kenntnis davon erhalten, dass in der „Linde“ erneut gegen Corona-Regeln verstoßen wurde. Die Türsteher verhielten sich unkooperativ und verwehrten dem Ordnungsdienst und der Polizei den Zutritt, wie Polizeisprecher Jörg Kluge auf Anfrage bestätigte. In der Zwischenzeit soll einer der Türsteher wohl noch versucht haben, mit entsprechenden Lichtsignalen vor der Kontrolle zu warnen. Beim Eintreten der Polizisten und den Mitarbeitern des Ordnungsdiensts sei die Tanzfläche komplett gefüllt gewesen, so der Polizeisprecher.
Abschied auf Facebook
In seiner Facebook-Botschaft räumte Yazici, der telefonisch nicht zu sprechen war, ein, dass er seine Gästen am Mikrofon aufforderte, keine Videos zu machen und sie sich, wenn „ein Lichtlein brennt“ – offensichtlich ein Verweis auf das Warnsystem – still verhalten sollten. Fehler bei sich will er keine sehen, verweist darauf, dass die „Linde“ lange eine „Gallionsfigur“ für Schwenningen war. Er bedankte sich bei all denen, die die „Linde“ groß gemacht haben.