Nathalie Göbel berichtet aus dem Easy Fit:
Trinkflasche, Handtuch, MP3-Player, Sportschuhe – ich bin schon fast aus der Tür, als mir einfällt: Da fehlt noch der Mundschutz. Ohne den darf ich nicht ins Fitnessstudio. Elf Wochen Zwangspause liegen hinter den Studios in Baden-Württemberg, zwölf Wochen liegen hinter mir. Eine Woche, bevor alle Studios coronabedingt schließen mussten, war ich zuletzt im Easyfit und schwitzte eine Stunde lang beim Spinning-Kurs.
Dieser findet erst einmal gar nicht statt. „Hochintensive Ausdauereinheiten“ sind laut der aktuellen Corona-Verordnung verboten. Was erlaubt ist: Ich darf mich alleine aufs Spinningbike setzen und gemächlich in die Pedale treten. Das ist doch besser als nichts.
Nur eine Laufrichtung
Erst einmal muss ich allerdings ins Studio kommen, das seit 2. Juni wieder geöffnet hat. Hände am Eingang desinfizieren und los geht‘s. Die Mitgliedskarte landet gewohnheitsmäßig auf dem Sensor am rechten Drehkreuz und ich remple erfolglos dagegen. Die Drehkreuze bewegen sich seit neuestem nur in eine Richtung, rechts geht es hinaus, links hinein. Laufwege sollen nach Möglichkeit nur in eine Richtung genutzt werden, so sieht es die Corona-Verordnung vor.

Den Mundschutz habe ich schon vor der Tür angezogen, die Sportklamotten zu Hause, weil die Umkleiden gesperrt sind. Im Easyfit hat man sich entschlossen, auf den Laufwegen und bei der Benutzung der Toiletten eine Maskenpflicht einzuführen. „Wir haben viele ältere Mitglieder, die einerseits zur Risikogruppe gehören, für die andererseits Sport aber auch sehr wichtig ist, um das Immunsystem zu unterstützen“, sagt Sascha Rapierski, der sich mit Nico Lohrmann und Frank Hassler die Geschäftsführung teilt.

„Wir wollten damit ein Zeichen setzen, damit sich unsere älteren Mitglieder auch wirklich sicher fühlen können.“ Der Betrieb sei in den ersten Tagen gut angelaufen, sagt Nico Lohrmann. Die Stimmung unter den Mitgliedern sei durchweg positiv, niemand beschwere sich über die Maskenpflicht abseits der Trainingsflächen. „Für die einen bedeutet es wenige Minuten Aufwand, für die anderen ist es Voraussetzung, um überhaupt hierher zu kommen.“
Jede Station wird gereinigt
Im Eingangsbereich empfängt mich Studioleiterin Elina Maier, wir haben heute einen Trainertermin. Auch sie trägt Maske. „Anfangs war das schon ungewohnt“, sagt die 29-Jährige. „Aber man ist es ja schon gewohnt und wenn ich zum Beispiel am Tresen hinter dem Spuckschutz stehe, muss ich die Maske auch nicht tragen.“ Mit Desinfektionstüchern in der Hand erklärt sie mir das digitale Zirkeltraining, nach jeder Station werden die Griffe abgewischt.

Die abendliche Stimmung im Studio ist entspannt, ich zähle neun weitere Mitglieder, die entweder an den Kraftgeräten oder auf Crosstrainer, Laufband oder Ergometer trainieren. „Einige Kraftgeräte mussten wir sperren, um den Mindestabstand zu gewährleisten“, sagt Geschäftsführer Sascha Rapierski. Auch jedes zweite Cardio-Gerät ist abgesperrt. 95 Personen dürften theoretisch gleichzeitig im Studio sein, pro zehn Quadratmeter Trainingsfläche eine. „Diesen Wert erreichen wir erfahrungsmäß nur sehr selten“, sagt der Geschäftsführer. Im Zweifelsfall muss gewartet werden, bis jemand das Studio verlässt.
Die Geschäftsführer sind froh, dass der Betrieb nach elf Wochen Stillstand am 2. Juni wieder angelaufen ist, wenn auch in reduziertem Umfang, weil einige Kurse nicht stattfinden können – Stichwort hochintensive Ausdauereinheiten . „Ich hätte nie gedacht, dass die Studios einmal zu sein würden“, sagt Sascha Rapierski. Auch die Mitarbeiter seien extrem verunsichert gewesen.

Was die Geschäftsführer ärgert: Die Tatsache, dass beispielsweise Freizeitparks noch vor Sportstudios wieder öffnen durften. „Ich finde es enttäuschend, dass unsere Branche offenbar einen so geringen Stellenwert hat“, sagt Nico Lohrmann.
Sport sei weitaus mehr als nur „Beauty und Aerobic wie in dern 80er Jahren“, sondern auch Prävention – insbesondere für ältere Menschen, die in der Corona-Pandemie zur Hochrisikogruppe gehören. Nicht zuletzt ist Sport auch Entspannung, macht den Kopf frei und sorgt für gute Laune. Deshalb ist eine Runde Spinning, gemächlich und mit niedrigem Puls, ein perfekter Abschluss für das erste Training nach zwölf langen Wochen.
Claudia Hoffmann trainiert im Injoy:
Die lange Pause, während das Injoy geschlossen hatte, ließ sich ganz gut mit den tollen Online-Kursen, die für alle Mitglieder freigeschaltet worden sind, überbrücken. Am Anfang habe ich gedacht: „So was blödes, ich turne doch nicht vor dem Computer herum.“ Einen Versuch wollte ich trotzdem starten und war sofort begeistert. Die riesige Auswahl an unterschiedlichen Kursen verschiedener Levels ist klasse, die Trainerinnen und Trainer sind in Großaufnahme zu sehen und erklären alles exakt und so kann man auch schwierigere Übungen gut ausführen.
Individueller Plan
Die Kurse kann ich mir ganz individuell nach meinem Terminplan aussuchen: Wenn es morgens knapp ist und der Hund eine längere Gassi-Runde braucht, dann gibt es halt nur einen 15-Minuten Kurs Bauch, Beine, Po. Egal ob Pilates, Poweryoga, Bodyshaping oder Cardiotraining: Ich kann mir aussuchen, worauf ich gerade Lust habe und auch steuern, wie anstrengend es heute sein darf. Das Schöne: Mein Fitness-Studio ist daheim, ich brauche nur meine Matte, ein Handtuch, gelegentlich einen Stuhl oder wenn vorhanden auch Hanteln.
Aber schön war es trotzdem, mal wieder vor Ort im Studio zu trainieren. Gleich im Eingangsbereich stehen zwei neu installierte Handwaschbecken: Hier muss jeder die Hände waschen und desinfizieren. Beim Check-In gibt es für jeden Gast ein Mikrofasertuch, mit dem die Geräte gereinigt und desinfiziert werden müssen. So soll Papier eingespart werden. Für das Gerätetraining ist keine Anmeldung erforderlich, für die Kurse schon. Mittlerweile ist das Kursangebot auch erweitert worden, bis auf die hochintensiven Kurse gibt es schon eine breite Auswahl. 15 Teilnehmer können mitmachen, dann ist Schluss, mehr gehen aufgrund der Verordnung nicht in die Kursräume. Das lässt sich über die Anmeldelisten gut steuern, die beliebten Kurse wie Yoga und Bodyforming sind allerdings schnell voll, hier muss man sich rechtzeitig anmelden. Auf dem Boden in den Kursräumen geben aufgeklebte Kreuze Orientierung, wo man seine Matte auslegen kann.

Handschuhe vorgeschrieben
Bei den Geräten ist noch wenig los, hier verteilen sich die Sporttreibenden völlig problemlos. Für den Milon-Zirkel sind Handschuhe vorgeschrieben, die man an der Theke kaufen kann. Eine Maskenpflicht gibt es nicht, weder beim Training noch beim Kommen und Gehen. In den Umkleidekabinen können nur die Wertsachen und Jacken eingeschlossen werden, die Nutzer sollten schon in Sportkleidung kommen, auch Duschen und Sauna sind natürklich gesperrt.
Im Studio sind überall Hinweisschilder und Pfeile auf dem Boden, die die Laufrichtung vorgeben. Sogar eine neuen Holztreppe ist installiert worden, damit alles in Einbahnrichtung funktioniert. Das Injoy-Team hat die Zeit genutzt und den gesamten Eingangsbereich umgebaut und neu gestaltet.