„Wir werden im Mai wieder eine Reha durchführen“, sagen Thomas Müller und Roland Wehrle am Donnerstagnachmittag gegenüber dem SÜDKURIER. In den Stimmen der beiden Geschäftsführer der Tannheimer Nachsorgeklinik kann man die Erleichterung gut hören.

Am 17. März war die Klinik von den Behörden geschlossen worden. Der Grund: Der Vater eines Patienten hatte sich mit dem Coronavirus infiziert. Er war zuvor beruflich im vom Virus schwer getroffenen Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen unterwegs und hatte dies gegenüber der Klinikleitung verschwiegen.
Die Geschäftsführer Wehrle und Müller waren anschließend hin und her gerissen, was eine Wiedereröffnung der Nachsorgeklinik anbelangte. Sie entschieden sich letztlich dazu, die vierwöchige April-Reha abzusagen.
Weil es für den April keine Anweisung des Gesundheitsamts gegeben hatte, ist bis jetzt fraglich, ob die Nachsorgeklinik eine finanzielle Entschädigung im Rahmen des Infektionsschutzgeseztes erhält. Eigentlich betrifft das Gesetzt nur Menschen und Einrichtungen, die eine direkte Anweisung von der Behörde erhalten. Für den März sind Wehrle und Müller dagegen positiver, was eine finanzielle Entschädigung betrifft.
Auch die Frage nach einer Wiedereröffnung im Mai war lange ungeklärt. „Wir wollten sichergehen, dass wir die Unterstützung vom baden-württembergischen Sozialministerium erhalten“, sagt Wehrle. Diese gab es dann am Donnerstagmittag.
„In dem Schreiben stand, dass das Ministerium uns ermutigt, wieder zu öffnen“, ergänzt Müller. Es gebe trotz Corona ein dringendes Reha-Bedürfnis bei vielen Patienten. Dieses wollen und sollen die Tannheimer erfüllen.
Um das Risiko zu minimieren, dass sich ein Patient oder Mitarbeiter mit Corona ansteckt, haben die Geschäftsführer die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verstärkt. Es gebe jetzt beispielsweise Fiebermessungen. Auch die Fragebögen, die es bereits gegeben habe, seien noch einmal inhaltich verschärft worden. Außerdem werden Abstriche gemacht.
Trotz des grünen Lichts für den Mai, wird laut Müller und Wehrle ein finanzielles Defizit von mindestens 500.000 Euro übrig bleiben – gesetz den Fall, die Klinik komme unter einen staatlichen Rettungsschirm.
Die Insolvenz, die gedroht hatte, wäre auch die Mai- und Juni-Reha ausgefallen, sei somit derzeit kein Thema. Dennoch: „Die Ausfälle müssen über Spenden und Zuwendungen kompensiert werden“, sagt Co-Geschäftsführer Müller.
Auch der Patientenstau wird laut Wehrle trotz der Mai-Reha größer. Man könne derzeit keine Hochrisikopatienten aufnehmen und wegen der Kontaktbeschränkungen strebe man eine Klinikbelegung von nur etwa 75 Prozent an. Bei 100 Prozent nehme die Nachsorgeklinik etwa 700.000 Euro ein.
Die Patienten der Verwaisten-Reha, die im März frühzeitig abreisen mussten, sollen im August eine zweite Chance erhalten. Sollte das nicht klappen, gebe es keine andere Möglichkeit, wann die sieben betroffenen Familien ihren Tannheim-Aufenthalt nachholen können.
Müller und Wehrle hoffen nun, dass die Kontaktbeschränkungen etwas gelockert werden. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern bereiten sie nun alles für den Mai vor, um den Patienten eine sichere und nachhaltig positive Behandlung bieten zu können.