Nachdem die März-Reha abgebrochen und die April-Reha abgesagt worden war, steht die Tannheimer Nachsorgeklinik vor einer ungewissen Zukunft. Und ob die Reha im Mai durchgeführt werden kann, ist ebenso noch mehr als fraglich. Die Klinik-Geschäftsführer Roland Wehrle und Thomas Müller hoffen, unter den staatlichen Rettungsschirm zu gelangen.
„Weil die März-Reha wegen des Coronafalls auf Anordnung der Behörden abgebrochen wurde, sind wir positiv, dass hier das Infektionsschutzgesetz greift“, sagt Wehrle auf SÜDKURIER-Anfrage. Der Antrag sei gestellt, bei einem positiven Bescheid wären 75 Prozent des finanziellen Ausfalls von 300 000 Euro kompensiert.

Anders sehe das im April aus. Dieser Reha-Zyklus war in der vergangenen Woche nach der Entscheidung der beiden Geschäftsführer selbstständig abgesagt worden. Der Schutz der Patienten und Mitarbeiter habe nicht gewährleistet werden können. Weil es für den April also keine Anordnung des Gesundheitsamts gegeben hatte, greift der Paragraph 56 des Infektionsschutzgesetzes im Gegensatz zum März nicht.
Kurzarbeit droht
„Wenn wir rein wirtschaftlich agierten, wäre die Klinik bereits offen“, sagt Wehrle. Würde sich dann jemand erneut mit dem Coronavirus anstecken, gäbe es eine entsprechende Schließungsanordnung der Behörden und das Infektionsschutzgesetz würde greifen. Die beiden Geschäftsführer betonen aber, dass sie eine Fürsorgepflicht gegenüber Mitarbeitern und Patienten haben.
„Falls wir für den April nicht unter einen staatlichen Rettungsschirm kommen, müssen wir für unsere Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden“, sagt Wehrle. Das wäre für alle bitter, aber besonders für das eine Drittel, das unter 2000 Euro netto im Monat verdient. Derzeit sind die etwa 160 Mitarbeiter damit beschäftigt, Arbeiten, die eigentlich später im Jahr angefallen worden wären, jetzt zu erledigen.
Dazu zählt etwa das Verlegen eines neuen Bodens im Notfallzimmer oder das Herrichten der Außenanlage. Ärzte und medizinisches Personal sei außerdem dem Schwarzwald-Baar-Klinikum zur Verfügung gestellt worden.
Außerdem kümmern sich die Mitarbeiter in der Tannheimer Nachsorgeklinik momentan um die Vorbereitung der Mai-Reha. „Wenn die stattfindet, ist die finanzielle Situation überschaubar“, sagt Müller. Sicher sei, dass im Mai aber auf keinen Fall Hochrisikopatienten aufgenommen werden.
Auch die Zahl der Patienten werde mit 90 bis 100 nur knapp über der Hälfte der üblichen Zahl liegen. „Wenn alles optimal läuft und wir staatliche Hilfe bekommen, werden wir einen Verlust von 450 000 bis 500 000 Euro haben“, erläutert Wehrle. Rücklagen habe sich die Klinik in den vergangenen 23 Jahren keine bilden können. „Bei einer 100-Prozent-Belegung müsste am Ende eigentlich die Schwarze Null stehen“, sagt Müller.
Das sei aufgrund der rechtlichen Lage aber nicht so. Deshalb sagen beide: „Ohne Spenden würde es die Klinik so nicht geben.“ Im Jahr kämen mehr als eine Million von Gönnern und Mäzenen zusammen. Ihre Hoffnung bestehe darin, dass nach der Coronakrise auch die Reha-Medizin besser ausgestattet werde, als derzeit.
Noch, betonen die Tannheimer Klinikgeschäftsführer, sei die Insolvenz kein Thema. „Das kann sich aber in einigen Monaten ändern“, sagt Müller. Niemand wisse, was in ein paar Monaten passiert.