Das Vorhaben, dass der bislang ausschließlich aus Männern bestehende Zunftrat der Historischen Narrozunft künftig durch die Aufnahme weiblicher Mitglieder aufgebrochen werden solle, hatte im Vorfeld noch für regen Diskussionsstoff gesorgt.
Doch nun war die endgültige Wahl der beiden ersten weiblichen Ratsmitglieder, die bislang schon Anwärterinnen waren, im Jahr 2025 nur noch reine Formsache, die ohne großes Aufheben ablief.
Einstimmig für die Aufnahme
Das Auditorium in der fast voll besetzten Neuen Tonhalle stimmte einstimmig für die Aufnahme von Alina Wöhrle und Nicole Walter als erste weibliche Ratsmitglieder.
Zudem nahmen sie ebenso Manuel Rausevic, Sven Gienger und Fabian Höller von den Aspiranten in die Reihen der aktiven Ratsmitglieder auf. Und bestätigten Zunftmeister Anselm Säger für zwei weitere Jahre im Amt.

„Die beiden Frauen passen einfach zu uns wie die Faust aufs Auge“, kommentierte Zunftmeister Anselm Säger die Neuzugänge. Alina Wöhrle wird künftig gemeinsam mit Rausevic den Narresome betreuen, während Nicole Walter zur dritten Zunftschreiberin ernannt wurde.
Sven Gienger wird das Amt des zweiten Zunftwirts übernehmen und Fabian Höller wird den Bereich Mitgliederverwaltung und Veranstaltungstechnik verstärken.
Wohl so selten wie es bislang das weibliche Geschlecht an den Ratsherrentisch geschafft hat, so schafften es in der Vergangenheit Mitglieder, in die Reihen der Ratsherren aufgenommen zu werden, ohne zuvor ein Aspirantentenjahr zu absolvieren, wo sie sich beweisen müssen.

Patrick Weigert und Patrick Riesle haben sich als neue Zunftwirte bereits in ihrem ersten dreiviertel Jahr als so gut erwiesen, dass die Mitglieder auf Antrag des Zunftvorstandes einstimmig dafür votierten, die beiden ohne den Umweg als Aspiranten direkt in das Ratsherrenteam aufzunehmen.
Zunftschreiber Jens Schaumann gab einen Rückblick über die Aktivitäten der vergangenen Fasnet. Und kam dabei auch auf die stetig wachsende Mitgliederzahl zu sprechen, die die Zunft zunehmend vor Herausforderungen stellt.
1.000 Mitglieder mehr als noch vor zehn Jahren
Die 5.000-Mitglieder-Marke hat die Narrozunft bereits im vergangenen Jahr überschritten, aktuell stehen 5356 Namen auf der Mitgliederliste. „Das sind über 1.000 Mitglieder mehr als vor zehn Jahren“, bilanzierte Schaumann.
Die wachsende Mitgliederzahl sei einerseits erfreulich, andererseits stelle das die Zunft auch vor Herausforderungen, wie Zunftmeister Säger anmerkte. Demnach wüssten viele Maschgere und Mäschgerle gar nicht mehr, wie sie sich im Häs zu verhalten haben.
Unterstützung für Neu-Narros
Die Narrozunft hat deswegen eine besondere Willkommenskultur für neue Mitglieder entwickelt, die den Neu-Narros den Einstieg und das Zurechtfinden in die Villinger Fasnet unter dem Narrohäs erleichtern soll.
Nur kurz ging Janes Schaumann auf die laufende Mitgliederbefragung ein, wo Mitglieder sich anonym an einer Umfrage beteiligen können, ob ihrer Meinung nach eine Verwässerung des Villinger Brauchtums stattfindet und ob die Zahl der Hästräger am Umzug begrenzt werden solle.
Da die Umfrage noch bis nach der Fasnet 2025 läuft, wollte Schaumann diesbezüglich keine Tendenz verraten.
Auf das Thema ging auch Brauchtumssprecher Michael Bohrer ein. Der mahnte zudem zu besonderer Vorsicht beim Kauf von Häsern und Schemen von nicht von der Zunft autorisierten Herstellern – damit aus einem vermeintlichen Schnäppchen kein teurer Reinfall werde, wenn die Qualität nicht dem Zunftverständnis entspreche.
Brauchtum gegen Partykultur verteidigen
Bohrer machte zudem unmissverständlich deutlich, dass die Pflege des Brauchtums an oberster Stelle des Vereinszwecks der Narrozunft stehe. Und dass bei Versuchen, „in unsere Traditionsfasnet eine Partykultur hineinzubringen und andere Entwicklungen, die der Brauchtumspflege entgegenstehen, auch mal ernste Töne angeschlagen werden müssen. „Dann strähl ich auch mal ohne Scheme.“
Oberbürgermeister Jürgen Roth hatte übrigens in seinem Grußwort scherzhaft ein paar Ideen, wie die zunehmende Menge an Hästrägern beim großen Umzug künftig bewältigt werden könne. „Entweder die Niedere Straße verlängern oder ein Laufband vom Amtsgericht bis zum SÜDKURIER aufstellen.“ Um dann ohne Augenzwinkern festzustellen, dass das ungebrochene Interesse an der Narrozunft einfach zeige, dass der Verein gute Arbeit leiste.