Wie viel darf das Eislauf-Vergnügen in der Schwenninger Heliosarena kosten und wie ökologisch sollte das Sportangebot sein? Seit die Energiepreise galoppieren, steht die Kunsteisbahn unter Beobachtung.

Zum traditionellen Eismachen mit Wasser, Kälte und Energie gibt es nun aber zumindest für den Hobbysportbereich eine Alternative: Kunststoffplatten aus der Schweiz, die in Ludwigsburg bereits verwendet werden.

In Ludwigsburg bei Stuttgart entschlossen sich die Stadtwerke, auf die Lauffläche im Plattenformat zu setzen. Entwickelt wurde das System in der Schweiz von der Firma Glice. Die neue Ludwigsburger Bahn besteht jetzt aus Kunststoff-Paneelen, die den Untergrund zum Schlittschuhlaufen auf 975 Quadratmetern bieten.

Spiegelt wie Eis, ist aber Kunststoff. Ludwigsburg setzt mit dem neuen Angebot auch auf einen Einspareffekt.
Spiegelt wie Eis, ist aber Kunststoff. Ludwigsburg setzt mit dem neuen Angebot auch auf einen Einspareffekt. | Bild: Glice

Die größte Indoor-Schlittschuhbahn in ganz Deutschland besteht aus Polyethylen. Abrieb der Platten gebe es hier ähnlich auf dem gewohnten Kunsteis. Die Bahn müsse täglich gesaugt und gelegentlich gewischt werden, erklärt dazu das Unternehmen Glice.

Das ist die Einspar-Rechnung

Laut Firmenangaben gleite ein Sportler auf der Oberfläche zwei Prozent langsamer als auf gewöhnlichem Kunsteis. Das Material soll voll recycelbar und hitzebeständig auch bei 40 Grad Celsius sein.

Glice betont, dass der Verzicht auf herkömmliches Eismachen in einer Sporthalle Zehntausende von Litern Wasser spare sowie viel Energie. Die Rechnung zur Einsparung lautet nach Firmenangaben so: Die Ludwigsburger Arena wird dank der Glice-Eisbahn 46.800 Kilowattstunden pro Monat und damit 17.381,52 Euro an Stromkosten einsparen.

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Doch wie kommen die Zahlen zustande? Die oben genannten Zahlen ergäben sich aus einer Formel, die besage, dass jeden Tag etwa 1,6 Kilowattstunden pro Quadratmeter verbraucht werden, um eine Eisbahn in Betrieb zu halten. In diesem Fall müssten für diese 975 Quadratmeter große Eisbahn täglich 1560 Kilowattstunden verbraucht werden.

Wenn man diese Zahl mit der Anzahl der Tage multipliziere, die ein Monat im Durchschnitt hat (30 Tage), erhalte man die Anzahl der Kilowattstunden, die diese Eisbahn pro Monat einsparen kann (46.800 Kilowattstunden). Die Rechnung der Firma basiert noch auf alten Stromkosten. Mittlerweile ist der Einspareffekt entsprechend höher.

In Ludwigsburg wird nicht nur Schlittschuhlaufen im Sommer angeboten. Es gibt auch Abende mit Eisdiscos und die Fläche wird bei Vorreservierung für Kleingruppen zur Miete angeboten. Ein Eintrittsticket für Erwachsene kostet sechs Euro, für Jugendliche vier Euro.

Die Anmutung auf den Polyethylen-Platten ist fast wie auf richtigem Kunsteis. Hier eine Szene aus dem Ludwigsburger freien Eislauf.
Die Anmutung auf den Polyethylen-Platten ist fast wie auf richtigem Kunsteis. Hier eine Szene aus dem Ludwigsburger freien Eislauf. | Bild: Glice

Ein SÜDKURIER-Leser hat die Redaktion auf das Ludwigsburger Angebot aufmerksam gemacht. Er versteht seinen Hinweis auf das Ludwigsburger Sommer-Eislaufen auch als Appell an Städte- und Landkreise, sich stärker über Möglichkeiten und Erfahrungen mit solchen Angeboten auszutauschen.

Die Glice-Bahnen werden nicht nur in Stadien eingesetzt. Die Firma bietet solche Flächen auch für Eislaufen auf Weihnachtsmärkten an. Die Städte Heidenheim, Sigmaringen oder Schwäbisch Gmünd bieten das beispielsweise an.

Wie reagiert der SERC auf die Idee?

Vorsitzender Axel Schlenker sagt, er kenne die Platten und hält sie für ambitioniertes Eishockey wie in Schwenningen für ungeeignet. „Richtiges Eis ist einfach nicht ersetzbar, sagt er.

Axel Schlenker, SERC-Vorsitzender. Bild: Privat
Axel Schlenker, SERC-Vorsitzender. Bild: Privat | Bild: unbekannt

Im SERC spielen im Moment 320 Aktive Eishockey, dazu kommen 40 Eiskunstläufer. Schlenker sagt, das Thema Ganzjahres-Eis in Schwenningen müsse anders angegangen werden. Es müsse gelingen, die Eisflächen markant besser zu vermarkten als heute. Der Verein habe dazu viele Kontakte, zeitlich sei das „aber für Ehrenamtliche nicht umsetzbar“.

Nachfrage gebe es genug im Eislaufsport, ist er sich sicher. Er verweist darauf, dass viele in die Schweiz oder noch weiter weg fahren würden zum Trainieren. „Die können das auch bei uns machen“, sagt er und nennt zahlreiche private Eislaufschulen von ehemaligen Stars aber auch Schulen und Betriebsmannschaften als Beispiel für künftige Mieter.

Was sagt die Kunsteisbahn?

Der SÜDKURIER hat auch beim Geschäftsführer der Kunsteisbahn VS GmbH nachgefragt – ist so etwas denkbar?

Gregor Gülpen führt die Kunsteisbahn-GmbH als Geschäftsführer. Der Stadtwerke-Chef prüft jetzt die Idee eines SÜDKURIER-Lesers, wie die ...
Gregor Gülpen führt die Kunsteisbahn-GmbH als Geschäftsführer. Der Stadtwerke-Chef prüft jetzt die Idee eines SÜDKURIER-Lesers, wie die Heliosarena gut für Eislauf bleiben und viel Geld für Energie und Wasser einsparen könnte. Bild: Norbert Trippl | Bild: Trippl, Norbert

Gregor Gülpen studierte kurz die Unterlagen der Firma und sagte dann am Montag: „Das ist klasse. Auf mich wirkt das sehr innovativ. Wir laden die Firma sofort zu uns ein und schauen uns das genau an.“