Die Sanierung und Umwidmung der ehemaligen Richthofen- und späteren Lyautey-Kaserne in ein Wohngebiet haben in den vergangenen Wochen große Fortschritte gemacht. Mehrere Investoren sind mit Hochdruck dabei, das über 100 Jahre lang militärisch genutzten Quartier in ein neues Wohngebiet umzuwandeln. Und: Die Wohnungen gehen weg wie warme Semmeln.

Diese Kasernengebäude werden entkernt und mit neuen Wohnungen ausgestattet.
Diese Kasernengebäude werden entkernt und mit neuen Wohnungen ausgestattet. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Der südliche Teil des Geländes mit den denkmalgeschützten Kasernengebäuden aus Kaisers Zeiten, das an die Kirnacher Straße angrenzt, wird von der Projektentwicklungsgesellschaft Deutsche Bauwert AG (DBA) mit Sitz in Baden-Baden entwickelt und bebaut. Die Gesellschaft will rund 400 Wohnungen auf dem „Von-Richthofenpark“, wie das Wohngebiet genannt wird, auf den Markt bringen. „Wir haben davon bereits 305 Wohnungen im Verkaufsvolumen von 100 Millionen Euro in 2020 verkauft“, berichtet der Vorstandsvorsitzende der DBA, Uwe Birk, mit Stolz. „

Es läuft für uns sehr gut“, betonte Birk. Denn für die DBA bedeutet dies, dass rund 80 Prozent des Wohnungsbestandes, der größtenteils noch nicht gebaut ist, bereits veräußert wurde. Viele Wohnungen gingen an institutionelle Anleger wie Banken und Versicherungen. Sie sollen dann als Mietwohnungen auf den örtlichen Markt kommen.

Blick von Osten. In der Baulücke zwischen den ehemaligen Kasernengebäuden an der Richthofenstraße (im Vordergung von links nach rechts ...
Blick von Osten. In der Baulücke zwischen den ehemaligen Kasernengebäuden an der Richthofenstraße (im Vordergung von links nach rechts erkennbar) wird ein Neubau errichtet. Dort entstehen 19 Sozialwohnungen und zwei Gewerbeeinheiten. | Bild: SK

Weiterhin meldet Birk, dass ein Neubau an der Richthofenstraße einen regionalen Käufer gefunden habe. Hier entsteht staatlich geförderter Wohnungsbau. Vorgesehen sind hier 19 Mietwohnungen, die zu günstigen Mieten auf den Markt kommen sollen. Im Erdgeschoss sind außerdem zwei Gewerbeeinheiten geplant. Im Januar soll der Kaufvertrag geschlossen werden. „Wir bauen dieses Haus schlüsselfertig für den Käufer“, sagte Birk. Näheres soll im Januar mitgeteilt werden.

Die ehemalige Turnhalle der Lyautey-Kaserne: Sie steht wegen ihrer besonderen Dachkonstruktion unter Denkmalschutz. Jetzt wird ein ...
Die ehemalige Turnhalle der Lyautey-Kaserne: Sie steht wegen ihrer besonderen Dachkonstruktion unter Denkmalschutz. Jetzt wird ein gewerblicher Nutzer für das Gebäude gesucht. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Vorangekommen ist die DBA auch mit der künftigen Nutzung der ehemaligen Sporthalle, deren Dachkonstruktion ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Auch hier hat sich die DBA mit dem Landesdenkmalschutz gestritten. Der Umbau zu einer Gewerbe-Immobilie sei „schwierig, aber nicht unmöglich“, berichtet dazu Uwe Birk den aktuellen Stand. Die DBA werde versuchen, das Gebäude an einen gewerblichen Nutzer zu verkaufen. „Wir werden es jetzt regional anbieten.“ Die Aufgabe: Den passenden Nutzer für das Gebäude zu finden.

Ringen mit dem Denkmalschutz

Mit den Denkmalschutz hat der Investor immer wieder zu kämpfen. So gab es erneut Probleme, weil die Denkmalschützer zuletzt darauf beharrten, dass in den ehemaligen Kasernengebäuden die alten Bodenbeläge in den Fluren nicht entfernt werden dürfen. Für den Investor ein Unding, weil die Fließen enormen Hall verursachen und damit kein Lärmschutz möglich wäre. Inzwischen gebe es konstruktive Gespräche mit den Denkmalschützern, so Birk. „Man spürt eine gewissen Kompromissbereitschaft.“

Blick von der Rückseite des einstigen Kasernengeländes. Hier entstehen mehrere Neubauten mit zahlreichen Wohnungen.
Blick von der Rückseite des einstigen Kasernengeländes. Hier entstehen mehrere Neubauten mit zahlreichen Wohnungen. | Bild: SK

Bereits im Laufe des Jahres 2022 sollen ein Großteil der Wohnungen, sei es in den denkmalgeschützten Kasernengebäuden oder die Neubauten dahinter, fertiggestellt sind. Fazit des Geschäftsführers: „Wir sind derzeit schneller als der Zeitplan.“

Den nördlichen Teil des Kasernengeländes in Richtung ehemaliges Saba-Gelände wird von dem Konsortium „Richter-Ten Brinke Wohnbau- und Gewerbebau GmbH„ bebaut. Diese Gesellschaft der Immobilienguppe Richter aus Mainz und des Baukonzerns Ten Brinke will in den nächsten Jahren auch einen Großteil des ehemaligen Saba-Geländes in ein Wohn- und Gewerbequartier umwandeln.

Erschließungsstraße fertig

In einem ersten Bauabschnitt wurde von den beiden Investoren in den vergangenen Wochen eine komplett neue Erschließungsstraße von der Kirnacher Straße in das ehemalige Kasernengelände gebaut. „Wir haben die Maßnahme jetzt abgeschlossen“, berichtet Kai Engesser, der verantwortliche Projektleiter von Ten Brinke. „Die komplette Straße geht nun den Besitz der Stadt über.“ Die Abnahme sei bereits erfolgt.

Nächstes Jahr geht es dann weiter mit dem Bau von vier neuen Wohnblocks. Darin entstehen 102 neue Wohnungen. Auch diese sind bereits an einen Anleger, die „Zentral-Boden-Immobilien-Gruppe (ZBI) verkauft worden und sollen größtenteils ebenfalls als Mietwohnungen auf den örtlichen Markt kommen. „Wir warten derzeit auf die Baugenehmigung“, berichtet Projektleiter Engesser. Voraussichtlich im Februar soll mit dem Bau der Wohnblocks gestartet werden.

Bis zu 300 weitere Wohnungen plant Richter und Ten Brinke in den nächsten Jahren auf dem angrenzenden Saba-Gelände. Außerdem sollen dort emissionsfreie Gewerbeflächen, also vor allem Büros, neu gebaut werden. Die „vereinigten Hüttenwerke“ der einstigen Saba-Produktionsstätten sollen ab dem Frühjahr abgerissen werden.

Neubau eines Bürogebäudes

Mit dem ersten Neubau eines Bürogebäudes soll bereits im nächsten Jahr begonnen werden. „Wir haben einen Bauantrag für ein neues Bürogebäude mit 6000 Quadratmeter Nutzfläche gestellt“, berichtet Kai Engesser. „Damit werden wir nächstes Jahr in die Vermarktung gehen.“ Das heißt, dass zunächst bevorzugt Mieter angesprochen werden, die bisher auf dem Saba-Gelände eingemietet waren. Dann sollen für die verbleibenden Büroflächen Mieter auf dem örtlichen Markt gesucht werden.