China sperrt wegen der Virus-Krise zu Jahresbeginn 2022 ganze Groß-Häfen. In den USA stauen sich die Containerschiffe, die wegen erkrankter Arbeiter nicht gelöscht werden können. Warentransporte werden immer schwieriger und stocken oft auch. Und gibt es im Suez-Kanal ein Problem, sind Firmen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis ganz schnell mittendrin. Wie ist die Lage, wie sind die Perspektiven? Drei arrivierte Firmen der Region über Probleme, Lösungen und die Aussichten.
Wenn der Weltmarkt die Brötchen-Theke erreicht
Bei der Bäckerei Krachenfels sind die weltweiten Liefer-Engpässe direkt in der Backstube zu spüren – die Auswirkungen reichen bis an die Warentheken und in den Geldbeutel der Kundschaft.
Georg Krachenfels holt weit aus, wenn er über seine Brötchen und das Gebäck spricht. „Unsere Haselnüsse beziehen wir aktuell aus der Türkei. Die Kürbiskerne aus Asien und die Sesamkerne aus Indien.“ Er klingt angespannt, als er fortfährt: „Da trifft uns das ganze weltweite Problem. Große Häfen werden wegen der Pandemie wie in China geschlossen. Container werden in anderen Häfen nicht gelöscht, weil die Belegschaft zu Teilen ausgefallen ist und alles wird übertroffen in unserer Kalkulation von den galoppierenden Energiepreisen“, schildert er.

Krachenfels produziert in Mönchweiler und beliefert von hier seine vierzig Filialen. Auch dabei fallen wieder die Transportkosten an. Der Bäckerei-Chef erklärt weiter: „Natürlich produzieren wir so gut es geht mit Zutaten aus der Region: Das Mehl, die Eier, der Honig, das ist bei uns alles von hier“, legt er dar. Aber auch da schnellten die Preise in die Höhe, wie er am Beispiel des Mehls erklärt: „Der Zentner hat uns bislang 27 Euro im Großeinkauf gekostet. Jetzt müssen wird aktuell 42 Euro bezahlen und das ist nicht das Ende der Preisspirale“, sagt er. Ganz offen ist er mit den Folgen dieser Entwicklungen: „Wir haben zuletzt schon die Preise erhöhen müssen und wir werden jetzt noch einmal erhöhen – da kommen wir leider überhaupt nicht drumherum.“
Lager-Strategie zahlt sich bei Helios aus
Jürgen Müller ist Geschäftsführer bei der Schwenninger Helios GmbH und Co KG. Der 400 Mitarbeiter starke Betrieb, gleichzeitig Namenspatron der Eis-Arena, ist an einem der Boom-Märkte angesiedelt: Helios produziert vornehmlich Ventilatoren, ein Produkt, das einen Nachfrageschub erfahren hat. Helios, so räumt Müller ein, habe „bislang Glück und die richtige Strategie gehabt und sei bis heute ganz gut durchgekommen“, wie er mit kaufmännischer Zurückhaltung formuliert.
Auch die Banken müssen mitspielen
Helios habe für die Produktion immer mit großem Vorlauf das Material bestellt. Hinzugekommen sei, so Müller weiter, „dass wir die dafür erforderlichen, großen Lagerkapazitäten haben“. Und auch die dritte Voraussetzung für eine solche Strategie habe in dem Unternehmen, das gegenüber vom Schwenninger Flugplatz an der Stadteinfahrt angesiedelt ist, ebenfalls erfüllt werden können: „Wir konnten auch günstig vorfinanzieren“, sagt Müller Ende Januar 2022 zufrieden.

Allerdings, so schränkt der Unternehmer ein, leere sich auch das größte Lager irgendwann – vor allem, wenn der Nachschub knapp und knapper werde. „Beim Neueinkauf von Material stellen wir fest, dass auch vor einem dreiviertel Jahr platzierte Bestellungen, die obendrein bestätigt waren, nun nachjustiert werden. Teilweise ist uns bei solchen Bestellungen nur noch 25 Prozent der Vertragsmenge verbindlich zugesagt.“

Müller verrät, dass Helios bereits eine wochenlang dauernde Phase hinter sich habe, in der das Unternehmen die Wellenschläge in der Weltwirtschaft beinahe brachial zu spüren bekommen habe: „Auf dem Schiff, das im Suezkanal festgefahren war, befanden sich auch zwei Container für uns – Kunststoff-Granulat“, erklärt er in einem SÜDKURIER-Gespräch. In Schwenningen habe man die Entwicklungen mit dem Frachter aber entspannt verfolgen können: „Wir hatten hier noch glücklicherweise ein volles Lager.“
„Alles mit Elektronik wird problematisch“
Müller und Helios rechnen nun definitiv mit sich zuspitzenden Bedingungen aufgrund der weltweiten Lieferkrise. „Alles was Elektronik drin hat, wird problematisch bei uns“, schildert er die eigene Erwartung. Helios beziehe diese Elektronik-Komponenten von deutschen Zulieferern. Nur: „Bei diesen Firmen ist es nun so, dass sie selbst schon länger auf viele Teile warten müssen – das trifft dann wiederum uns“, so der Geschäftsführer. Helios sei aber auch nach wie vor mit Produkten vertreten, die wohl noch abseits der Krise hergestellt werden können. „Wir bauen auch unsere eigenen Motoren, da können wir noch gut produzieren.“ Antriebe dagegen, die auch Helios beziehe, würden „langsam kritisch“.
Pause für Holzkrise, aber Preis-Sprünge bei Dämmstoffen
Mittendrin in der Bau- und Ausbau-Branche ist seit Jahrzehnten die Villinger Firma Ettwein in den Sparten Zimmerei, Schreinerei und Dachdeckerei. In der vierten Generation führt jetzt Steffen Ettwein den Betrieb am Eckweg. „So etwas hatten wir noch nie“, überschreibt er seine Erfahrungen mit den galoppierenden Rohstoffmärkten. „Die katastrophale Lage am Holzmarkt aus 2021 hat sich jetzt glücklicherweise gelegt“, sagt er im Januar 2022. Die Wellenschläge waren enorm: Ettwein spricht von „bis zu verdreifachten Preisen beim Holzeinkauf“. Als Grund sieht er die USA, die weltweit und vor allem in Europa Holz aufgekauft hätten.
Manchmal geht nur Schadensbegrenzung
Die weltweite Holzknappheit ist laut dem Zimmerermeister heute nicht vorbei. Er ist froh, dass sich „wenigstens die große Krise bei den Holzpreisen vorübergehend gelegt hat“. Mit einigen wenigen Bauherren gebe es bis heute Gespräche, wie die Situation monetär gelöst werden kann. Zur Verdeutlichung: Betriebe wie Ettwein haben oft mit aktuellen Angebotspreisen angeboten, es kam zum Vertrag und als die Firma den Einkauf umsetzen wollte, waren die Preise enorm angestiegen. Ettwein dazu: „Wir sind froh, dass wir bis heute weitgehend den Schaden für alle Beteiligten begrenzen konnten.“ Und: „Wir konnten immer bauen, mussten nicht stoppen.“

Während es bei Material wie Schrauben und Nägeln dank guter Versorgung am Großmarkt keine Schwierigkeiten gebe, sehe es bei Blechen und bei Dämmmaterial ganz anders aus. Bei Blechen für die Dacharbeit sei es so, dass aus den gewohnten Lieferfristen von zwei Tagen nun als Regelfall vier Wochen geworden seien – „und das auch nur mit viel Druck“, schildert er. Ganz schlecht sei die Lage seit Monaten mit Dämmmaterial. In mehreren Sprüngen von 15 bis 30 Prozent innerhalb eines Jahres hätten sich hier die Parameter markant verschoben.

Die rege Bautätigkeit sei hierfür nur ein Faktor. Ettwein sieht auch die vielen Großprojekte als Auslöser für die Teuerungsraten. Wie auch beim Holz sei es bei den Dämmstoffen so, dass es für ein Hotel oder eine Schule eben andere Mengen brauche als für ein Einfamilienhaus. Der Geschäftsführer schimpft hier auch auf die Industrie. „Hier wird die Marktposition eiskalt ausgenutzt“, formuliert er. Der 40 Mitarbeiter starke Handwerksbetrieb liege trotz angespanntem Marktumfeld weiterhin stabil.
„Wir haben uns vor Jahren dagegen entscheiden, immer weiter zu wachsen“, erklärt Steffen Ettwein. Das wirke sich jetzt begünstigend aus, so der 39-Jährige. Die Firma sei bis heute dank konstanter Baunachfrage gut durch die Coronakrise gekommen.