Die Sieben-Tage-Inzidenz in der Region macht es möglich. Auch Freizeitanbieter und Gastronomen dürfen wieder Kunden empfangen. Eigentlich ein Grund zum Jubeln für Rainer Schobries, Betreiber des Lasermaxx, und Florian Hayn, Betreiber der Niners Billard Lounge, beide ansässig im Gebäude der Vockenhauser Straße 2 in Villingen. Endlich wieder Kunden empfangen, das ist auch ihre Reaktion auf die jüngsten Entwicklungen. Hayn sperrte das Niners am 2. Juni erstmals wieder auf. Schobries empfing vergangenen Mittwoch seine erste Gruppe zum virtuellen Häuserkampf in seiner Laser-Arena. Aber der Neustart hielt für beide Unternehmer auch einige Probleme parat.
Mitarbeiter fehlen
Mit der Nachricht, wieder öffnen zu dürfen, gab es für Schobries auch die Gewissheit, dass er diesen Kraftakt mit nur einem treuen Mitarbeiter absolvieren musste. Vor der Pandemie standen ihm insgesamt fünf bis sechs Minijobber beiseite. „Die anderen, meist Studenten, haben sich in den Lockdowns nach anderen Jobs umgeschaut“, erzählt der 29-Jährige. Er kann es ihnen auch nicht verdenken Die meisten kamen in der Industrie, an Tankstellen oder in anderen systemrelevanten Branchen unter. „Sie benötigen eine sichere Einnahmequelle, um zum Beispiel ihre Wohnungen zu bezahlen“, zeigt er Verständnis. Da konnte sein Unternehmen in der Pandemie nichts entgegensetzen.
Auch Hayn stand vor diesem Problem: „Die halbe Mannschaft fehlt“, so der 41-Jährige. Vier von sonst acht geringfügig Beschäftigten waren nicht mehr verfügbar. An eine Wiedereröffnung im normalen Umfang war so kaum möglich. Die Konsequenz: Das Niners hat derzeit nur an drei Tagen die Woche geöffnet. Mit dieser Regelung will Hayn das Sommerloch bis September erst einmal überbrücken. Auch Schobries hat die Öffnungszeiten vorerst eingeschränkt und öffnet nur dann, wenn Mitarbeiterkapazitäten vorhanden sind und für diesen Tag auch Buchungen vorliegen. Freie Termine können über die Internetseite abgerufen und reserviert werden.
Verlässlichkeit ist gefragt
Um diese Regelung möglicherweise nach der jährlichen Sommerdelle doch wieder auszubauen, müssten beide Unternehmer zusätzliches Personal rekrutieren. Nicht einfach, da sind sie sich einig. „Das größte Problem ist, zuverlässige Mitarbeiter zu finden“, sagen sie. Hinzu komme der Aufwand für die Einarbeitung. Hayn will daher bis September eine Vollzeitkraft einstellen, um so einerseits weniger Aushilfen zu benötigen, und andererseits selbst mehr Zeit für sein zweites Standbein zu haben, seine Internetagentur.
Neustart mach viel Arbeit
Beim Mitarbeiterengpass blieb es für Schobries nicht. Lasermaxx beruht auf einem Lizenzmodell, welches er im Lockdown beim Lizenzgeber pausiert hatte. „Ich musste also erst die Software-Lizenzen für die Anlage wieder freischalten und alles einrichten.“ Parallel dazu galt es, insgesamt drei Hygienekonzepte zu erarbeiten für die verschiedenen Öffnungsstufen. Das im Alleingang zu stemmen war ebenfalls ein kompliziertes Unterfangen. Um keine Risiken einzugehen, mischt Schobries die Besuchergruppen nun vorerst nicht mehr, was jedoch die Wirtschaftlichkeit der Anlage schmälert und den Aufwand erhöht. „Aber man kann besser planen“, bilanziert er das Konzept in Kombination mit dem neuen Online-Buchungssystem, welches auch in Zukunft Bestand haben soll.
Mit oder ohne Mundschutz? Und gelten Billard, Dart und Poker als Sport? Mit diesen Fragen musste sich Hayn vor dem Neustart intensiv beschäftigen. Nach langem Hin und Her stand fest, dass Kunden an Plätzen und Spielgeräten keine Masken tragen müssen. Aufatmen für Hayn, denn eine Maskenpflicht hätte sicher viele abgeschreckt.
Hat sich der Aufwand gelohnt?
Ganz so viel Umsatz, wie vor der Schließung, machen beide Unternehmer derzeit nicht. Enttäuscht sind sie aber auch nicht. „Unsere erste Woche war verhalten“, blickt Hayn zurück. Jetzt laufe das Geschäft aber gut. „Die Menschen freuen sich, endlich wieder was unternehmen zu können“, sind sich beide einig. Dass dies überhaupt wieder möglich ist, habe sich erst herumsprechen müssen. Schobries zeigt sich ebenfalls zufrieden mit den ersten Tagen. „Es ist ein richtiger Nachholbedarf zu spüren.“
Hilfen zu spät
Trotz erfreulicher Zahlen, die Ungewissheit sitzt beiden im Nacken. ein weiterer Lockdown im Herbst ist ihr Schreckgespenst. „Das schaffen wir dann nicht mehr“, so Hayn. Auch Schobries sieht seine Situation dann schwarz. „Alle Rücklagen sind aufgebraucht und wir mussten bereits Schulden machen, um die ersten Schließungen zu überstehen“, so Schobries. Ein weiterer Ausfall ohne schnelle finanzielle Hilfsprogramme könnte das Ende bedeuten. Schnell deshalb, weil Hilfen zuletzt teils vier bis fünf Monate verzögert ausgezahlt worden seien, berichten die Unternehmer. Zahlungen mussten gestundet werden und ein Unternehmerlohn gab es lange Zeit überhaupt nicht. Die Hilfen deckten lediglich Betriebs- und Personalkosten. Viel Lob richten beide Unternehmer daher in Richtung ihres Vermieters. Ohne dessen Entgegenkommen und Unterstützung hätte man die Krise kaum überstanden. Jetzt hoffen beide auf klare Ansagen seitens der Politik und vorausschauende und verlässliche Regelungen, um zumindest ein wenig Planungssicherheit zu haben.
Zu den Personen
Rainer Schobries ist 29 Jahre alt, betreibt seit 2014 das Lasermaxx in Villingen in der Vockenhauser Straße. In der Halle können Gruppen mit speziellen lichtgesteuerten Waffen in Teams gegeneinander antreten.
Florian Hayn ist 41 Jahre alt und betreibt seit 2008 die Niners Billard Lounge im selben Gebäude. Das Niners ist Anlaufstelle für Billard-, Dart- und Pokerspieler. Hier trainieren aber auch zahlreiche Mitglieder von insgesamt drei Vereinen: Der Billardverein Villingen-Schwenningen, der Pokerclub Schwarzwald-Baar und der Dartclub Fun Flyers Dauchingen.