Rund eine halbe Million Euro lässt es sich die Stadt kosten, dass Villingen Ziel der dritten Etappe bei der Deutschlandtour ist. Die Verantwortlichen erhoffen sich durch die Fernsehaufnahmen einen Imagegewinn und einen touristischen Werbeeffekt. Doch könnte der eintreten? Was Praktiker dazu meinen.
Claudia Pflugrad, leitende Angestellte beim Hotel Bären, ist erst einmal zufrieden, dass überhaupt etwas getan wird. Am Wochenende, 24. und 25. August, sei man natürlich „gut gebucht“. Ob es in Zukunft wegen der Deutschlandtour mehr Radtouristen würden, weiß sie nicht.
Attraktivität weiter steigern
Ihr würde es aber gefallen, wenn die Attraktivität Villingen-Schwenningens weiter gesteigert werden könnte, beispielsweise indem die Stadt die Konus- oder Drei-Welten-Karte zur Verfügung stellen solle, beides Gästekarten, die es ermöglichen, Attraktionen kostenfrei oder verbilligt zu besuchen.
Touristen sollen mehrere Tage bleiben
Viele ihrer Gäste buchen nur einen Tag, weil sie Villingen als Ausgangspunkt für Touren auf dem Neckar-, Donau oder Panoramaradweg nutzen: „Sie wissen gar nicht, wie schön es hier ist“, berichtet Pflugrad. Mit einer Gästekarte seien die Chancen höher, Touristen für einen mehrtägigen Aufenthalt zu gewinnen.
Allerdings müssten sich an der Drei-Welten-Karte die Gastgeber selbst beteiligen, berichtet der Leiter der Touristinfo, Patrick Chaparro. Und ohne einen Obolus gehe es nicht. Die Konus-Karte wiederum werde von den Kommunen mit der Kurtaxe oder der Bettensteuer finanziert. Beides gebe es in Villingen-Schwenningen aber nicht.
Claudia Pflugrad hat aber noch einen weiteren Wunsch: Sie würde es begrüßen, wenn die Stadtverwaltung bei Bekanntgaben von Festivals oder anderen Ereignissen eine Hotelliste anhängt. So sei es für Besucher schnell ersichtlich, wo sie übernachten könnten. Auch das würde sicher für eine bessere Auslastung sorgen.
Richtiger Tourismusmagnet erwünscht
Bisher sieht Christoph Lutz vom Hotel im Klosterring keinen Effekt und er ist sich auch nicht sicher, ob er eintreten wird. Problematisch für die Hotels, zumindest wenn sie auf Touristen setzen, sei, dass die Stadt eben keinen Tourismusmagneten habe.
„Wir denken zu klein.“Christoph Lutz, Hotel im Klosterring
Es genüge eben nicht, sich auf einer schönen Innenstadt auszuruhen. Ob ein einmaliges Ereignis, wie einen Etappenort bei der Deutschlandtour zu stellen, ausreicht, bezweifelt er.
„Wir denken hier leider zu klein“, sagt er. „Wir haben drei kleine Hallen, bräuchten aber eine große“, meint er, um entsprechende Veranstaltungen und Festivals nach Villingen zu ziehen. „Wir haben den Schwarzwald vor der Haustür, nützen ihn aber touristisch kaum“, meint er, beispielsweise mit einem Kletterpark oder Mountainbike-Trails.
Bei Regenwetter müssen Touristen nach Bad Dürrheim
Jetzt werde zwar ein neues Bad im Zentralbereich gebaut, es sei aber keine Therme wie in Bad Dürrheim, sondern eine Einrichtung für Bürger und Vereine. Wenn er bei schlechtem Wetter seinen Gästen sagen müsse „geht nach Bad Dürrheim“, fragen die sich, ob sie nicht gleich dort ein Hotel nehmen sollen.
Auf die Stadtverwaltung als Geschäftspartner will Christoph Lutz gar nichts kommen lassen. Allerdings wünscht er sich mehr Projekte, um Touristen in die Stadt zu locken.
„Etappenort gute Idee“
In der Stadt gebe es kaum ein Hotel, dass sich rühmen kann, ausschließlich auf Geschäftsreisende oder Touristen zu setzen“, sagt der Hoteldirektor des Holiday Inn, Marco Frank.
Es müssten beide Zielgruppen im Blick behalten werden. Deswegen hält er es für eine gute Idee, Villingen als Etappenort für die Deutschlandtour zu wählen. Das Holidy Inn sei jedenfalls an dem Wochenende gut gebucht. Es müsste hier sogar viel mehr solcher Veranstaltungen wie beispielsweise auch das Festival Sommersound geben.
Villingen habe leider keinen Magneten, wie es das Spaßbad in Titisee einer sei. Und nur auf den Schwarzwald zu setzen, sei zu wenig. Er glaubt daher, dass das Radereignis für eine Belebung der Innenstadt sorgen werde, davon profitiere auch der Einzelhandel. Solch eine Veranstaltung nach Villingen zu holen, sei jedenfalls effektiver als der Frühjahrs- und Herbstmarkt.
„Sauser-Brüder tolle Jungs“
„Mehr davon.“ Auf diesen Punkt bringt es Brigitte Hiermaier vom Hotel „Villa 8“ aus der Bahnhofstraße. An dem Freitag sei sie ausgebucht, am Samstag so gut wie. Es seien ja viele Menschen in der Stadt, auch Fernsehteams. Aus ihrer Sicht müsste es viel mehr solcher Veranstaltungen geben, ansonsten sei es doch manchmal „etwas mau“. Sie freut sich jedenfalls, wenn viel los ist und muss in diesem Zusammenhang mal so richtig die veranstaltendenden Sauser-Brüder loben: Es seien tolle Jungs. Was die so auf die Beine stellen, sei „einfach klasse“.