Seit 196 Jahren zieht das Familienunternehmen „Circus Manuel Weisheit“ von Stadt zu Stadt. Aktuell macht es in Villingen Station und ist hier noch bis zum 19. September. Seinen Ursprung hat der Zirkus in Neustadt an der Weinstraße. Die rund 30 Mitarbeiter sind es gewohnt, das ganze Jahr auf Tour zu sein – zumindest bis 2019. Dann stoppte die Corona-Pandemie das gewohnte Zirkusleben und legte es monatelang lahm.
„Vor Corona haben wir deutschlandweit insgesamt rund 15.000 Kilometer zurückgelegt. Im letzten Jahr waren es insgesamt nur rund 2.000 Kilometer, das ist eine unglaubliche Umstellung für uns“, so Jaqueline Nestelberger, Pressesprecherin des Zirkus und Schwiegertochter der Inhaber. „Während des ersten Lockdowns sind wir fast sieben Monate in Wiesloch gestrandet, weil es uns verboten war, Vorstellungen abzuhalten.“
Neben der Umstellung ihrer Lebensumstände bedeutete dies vor allem finanzielle Einbußen für das Unternehmen. Der Staat habe sie dabei nach Angaben Nestelbergers kaum unterstützt: „Wir haben zu Beginn der Pandemie einmalig 400 Euro Corona-Zuschuss vom Staat bekommen, das war alles“, so die 28-jährige. Unter anderem mithilfe von Spendenaktionen konnte sich der Zirkus dennoch über Wasser halten. Und das trotz der zahlreichen Tiere wie Ponys, Lamas und Laufenten.

„Viele Menschen haben uns sowohl Geld, als auch Futter für unsere Tiere gespendet, wofür wir sehr dankbar waren“, sagt Nestelberger. Dennoch mussten die Verantwortlichen bereits einige der Zirkuswagen abmelden, um alles finanzieren zu können: „Wir sind noch lange nicht im Plus. Bis dahin wird es wohl noch mindestens ein bis zwei Monate dauern. Zumindest, wenn wir weiterhin gastieren dürfen.“
Fehlende Trainings-Motivation während der Lockdowns
Nachdem die Verantwortlichen im September des vergangenen Jahres nach einer langen Zeit des Wartens wieder ihre Manege für Besucher öffnen durften, war die Freude zunächst groß. Das war aber nur bis zum erneuten Lockdown vergangenen Oktober, den das Unternehmen zunächst unter anderem in Offenburg verbrachte, der Fall – ohne Gastspiele und somit erneut ohne Einkommen.
Die Ungewissheit stellte dabei für alle Beteiligten die größte Herausforderung dar. „Während der Zwangspausen waren wir irgendwann an einem Punkt, an dem es unfassbar schwer war, uns selbst zum Training zu motivieren und uns die Hoffnung beizubehalten. Wir wussten ja nicht, wann es wieder weitergeht“, sagt Nestelberger.
Bei dem überwiegend artistischen Zirkus ein Problem, „allerdings haben wir das Glück, dass viele von uns die ganze artistische Bandbreite beherrschen. Wenn einer ausfällt, springt ein anderer ein“, so die Pressesprecherin weiter. „Jetzt sind wir aber wieder absolut motiviert, vor allem durch das ganze Adrenalin nach der langen Pause. Vor einer Vorstellung sind wir wieder richtig aufgeregt“.
Auf dem Zirkusgelände gilt, abgesehen von den Sitzplätzen, aktuell überall die Maskenpflicht. „Eigentlich passen 600 bis 700 Zuschauer in unsere Manege, aufgrund der Abstandsregelungen sind aktuell aber nur 200 pro Vorstellung erlaubt. In Villingen gastiert der Zirkus noch bis Ende nächster Woche, Tickets können telefonisch reserviert werden. Weitere Informationen gibt es HIER.